Neu gewählte Bischöfin Fehrs: Kirche wird durch Pandemie digitaler
06. Juni 2021
Mit 141 Stimmen von 145 hat die Landessynode der evangelischen Nordkirche Kirsten Fehrs zur Bischöfin für Hamburg und Lübeck wiedergewählt. Im Zentrum ihrer zweiten Amtszeit stehe für sie die Frage, wie die evangelische Kirche eine hohe Präsenz halten könne, obwohl finanzielle und personelle Ressourcen immer knapper werden, sagte Fehrs.
Momentan gehen die Einnahmen aus der Kirchensteuer wegen der Pandemie zurück, mittelfristig sinken sie laut Studien, weil immer weniger Menschen Kirchenmitglied sind. Wichtige Felder bleiben für die Theologin die diakonischen Einrichtungen, Jugendbildung, Kitas und soziale Arbeit.
"Nicht jede Gemeinde muss alles machen"
Angesichts sinkender Einnahmen der Kirchengemeinden im Norden rät Fehrs dazu, sich die Aufteilung der Aufgaben anzusehen. "Nicht jede Gemeinde muss alles machen", sagte sie. Das betreffe etwa den Konfirmandenunterricht, Seniorenkreise oder Chöre. Auch Fusionen von Gemeinden werden laut Fehrs zu einem wichtigen Thema. Doch ein echtes Zusammenwachsen brauche Zeit.
Als Folge der Pandemie wird die Kirche künftig viel digitaler werden, zeigt sich Fehrs überzeugt. In der Corona-Zeit hätten viele Gemeinden interaktive Formen des Gottesdienstes über das Internet entwickelt. Eine Gemeinde, die einfach nur ihren Pastor filmt, benötige man nach der Pandemie jedoch nicht mehr. "Dabei brauchen digitale Formate sicherlich eine andere Form und eine andere Sprache", sagte sie.
In den sozialen Medien wird die wiedergewählte Bischöfin auch künftig nicht aktiv werden - im Gegensatz etwa zu Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, die ein Twitter-Konto unterhält. "Da bin ich zurückhaltend", gibt sie zu, auch wenn man über soziale Netzwerke viele junge Menschen erreichen könne. Doch für die sozialen Medien müsse man Zeit haben, sagt sie. Hohen Respekt habe sie zudem vor der Schnelligkeit und der Verkürzung.
Seelsorge ist die "Muttersprache der Kirche"
Als weiteren Schwerpunkt ihrer künftigen Arbeit nennt Fehrs die Seelsorge als "Muttersprache der Kirche". Momentan stehe die Frage im Raum, "wie wir nach der Pandemie die Krise verarbeiten und wieder lernen, unbeschwerter zu leben."
Trotz einer 75-Stunden-Woche macht die 59-Jährige den Stress nicht an der Menge der Arbeit fest - sondern an der Art. Stressig sei es dann, wenn Probleme und Konflikte aufkämen.
Einen Teil ihrer Arbeitszeit möchte Fehrs auch künftig für den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) einsetzen. Sie kündigte an, bei der Wiederwahl des Gremiums im Herbst antreten zu wollen. Keine Angaben machte sie zu einer möglichen Kandidatur für den Ratsvorsitz. Neben der westfälischen Präses Annette Kurschus wird die Hamburgerin als mögliche Kandidatin gehandelt. Amtsinhaber Heinrich Bedford-Strohm tritt nicht wieder an.