Deutsch-deutsche Geschichte

Neue Studie zum DDR-Grenzregime

40 Jahre lang war die Berliner Mauer unüberwindlich und ein Fluchtversuch, auch entlang der innerdeutschen Grenze, endete für viele Menschen tödlich
40 Jahre lang war die Berliner Mauer unüberwindlich und ein Fluchtversuch, auch entlang der innerdeutschen Grenze, endete für viele Menschen tödlich© Jürgen Lottenburger / bpb / cc-Lizenz 3.0

08. Juni 2017 von Maren Warnecke

An der fast 1.400 Kilometer langen innerdeutschen Grenze sind einer neuen Studie zufolge insgesamt 327 Männer, Frauen und Kinder aus Ost und West durch das DDR-Grenzregime getötet worden. Das erklärten die Herausgeber des Forschungsbandes, Klaus Schroeder und Jochen Staadt, vom Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität am Mittwoch in Berlin.

Etwa die Hälfte der meist zivilen Grenztoten war zwischen 18 und 25 Jahren alt. Rund 30 Prozent gehörten zur Altersgruppe zwischen 25 und 35 Jahren. Auch 19 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren fielen dem DDR-Grenzregime zum Opfer, darunter auch ein Baby im Alter von sechs Monaten. Überwiegend handelte es sich um junge Arbeiter, Bauern und Handwerker.

Schroeder geht davon aus, dass mit der umfassenden Studie die Aufarbeitung der Todesfälle an der innerdeutschen Grenze abgeschlossen ist. An der DDR-Grenze wurden Menschen erschossen, sie ertranken in Grenzgewässern oder wurden durch Minen und Selbstschussanlagen getötet.

Dunkelziffer bei Flüchtenden über die Ostsee

Hinzu kommen nach bisheriger Forschungslage 139 Tote an der Berliner Mauer. Unklar sei allerdings, wie viele Menschen bei der Flucht über die Ostsee ums Leben kamen. Schroeder geht von knapp 200 Toten aus, die nicht in der aktuellen Studie berücksichtigt wurden. Die Anzahl von Grenzopfern, die vergeblich über andere Ostblockstaaten zu fliehen versuchten, liegt Schätzungen zufolge zwischen 30 und 200 Toten.

Zwischen 1949 und 1989 gab es außerdem 44 Suizide von Grenzpolizisten und Grenzsoldaten, die im Zusammenhang mit Vorfällen an der Grenze standen. Viele der jungen Grenzsoldaten hätten den Dienst an der Grenze nicht aus freiem Willen verrichtet, manche seien daran zerbrochen, erklärten die Herausgeber des Forschungsbandes.

Das Forschungsprojekt wurde von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) mit 449.000 Euro gefördert. An den Gesamtkosten von 642.000 Euro beteiligten sich auch die Länder Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Hessen. Andere Bundesländer hätten eine Kostenbeteiligung abgelehnt, sagte Schroeder.

Kulturstaatsministerin Grütters: Humanitärer Beitrag zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Grütters betonte, die Erinnerung an die Schrecken des Grenzregimes an der ehemaligen innerdeutschen Grenze aufrecht zu erhalten, sei zentrales Anliegen bei der Aufarbeitung der SED-Diktatur. Die neuen Forschungsergebnisse leisteten einen wichtigen humanitären Beitrag, indem Sie den Todesopfern an der innerdeutschen Grenze Namen und Gesicht wiedergäben.

Die Wissenschaftler hatten insgesamt 1.492 Verdachtsfälle überprüft, zu denen es Hinweise auf Todesumstände im Kontext der DDR-Grenzsicherung gab. Das Handbuch enthält Angaben zum Leben und zu den Todesumständen der Menschen, die dem DDR-Grenzregime zwischen Lübecker Bucht und der damaligen Tschechoslowakei zum Opfer fielen.

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