Nikolaus Schneider zieht sich überraschend von Spitze der EKD zurück
30. Juni 2014
So unerwartet er ins Amt kam, so überraschend kommt sein Rückzug: Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider tritt im November ab. Er will seiner Frau beistehen, die an Krebs erkrankt ist. Nordkirchen-Landesbischof Gerhard Ulrich hat seinen großen Respekt vor der Rücktritts-Entscheidung des Ratsvorsitzenden geäußert.
"Ich wünsche seiner Frau und ihm Kraft und Geduld und Glaubensgewissheit", sagte Ulrich in Kiel. Er ist auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).
Ulrich: "Ich wünsche seiner Frau und ihm Kraft und Geduld und Glaubensgewissheit"
Nach den Worten von Ulrich ist Schneider als Ratsvorsitzender der EKD ein Glücksfall. "Mit seiner theologischen Weite, seiner ökumenischen Offenheit, mit seiner von tiefer, einfacher Frömmigkeit geprägten pastoralen Identität hat Schneider die EKD in den vergangenen Jahren geprägt." Schneider habe es verstanden, "den Protestantismus in seiner Vielfalt zu repräsentieren und dessen Stimme in den gesellschaftlichen Debatten einzubringen - auch kontrovers, immer aber den Menschen freundlich zugewandt", betonte Ulrich.
Schneider hatte zuvor überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Die Begleitung seiner Frau mache seinen Rückzug aus dem Amt unerlässlich, erklärte Schneider. "Unserem gemeinsamen Weg will ich alle Zeit widmen. Dieser Wunsch ist mit meinen EKD-Ämtern nicht zu vereinbaren", erklärte der Ratsvorsitzende. Der 66-Jährige tritt zum 10. November und damit ein Jahr vor Ablauf der Wahlperiode zurück. Über die Nachfolge wird bei der EKD-Synode im Herbst entschieden. Der 66-Jährige ist seit 2010 als Ratsvorsitzender oberster Repräsentant der mehr als 23 Millionen deutschen Protestanten.
Ratsmitglieder übernehmen ab sofort Termine in Vertretung des Vorsitzenden
Schneiders Stellvertreter, der sächsische Landesbischof Jochen Bohl, kündigte an, dass Ratsmitglieder ab sofort in Vertretung des Vorsitzenden Termine übernehmen werden. Bohl dankte Schneider für seine "Bereitschaft, mit uns in den kommenden Monaten einen geordneten Wechsel im Amt des Ratsvorsitzenden vorzubereiten". Zugleich wünschte er dem Ehepaar "viel Kraft auf dem vor ihnen liegenden Weg". EKD-Synodenpräses Irmgard Schwaetzer sagte: "Unsere Gedanken und Gebete begleiten Anne und Nikolaus Schneider in der kommenden Zeit."
Die Bundesregierung äußerte Respekt für Schneiders Schritt. Man begleite die Entscheidung mit allen guten Wünschen für ihn und seine Ehefrau, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, sagte, er habe die Nachricht "mit tiefem Schmerz und mit sehr großer persönlicher Betroffenheit" zur Kenntnis genommen.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, bezeichnete den scheidenden EKD-Ratsvorsitzenden als "verlässlichen Brückenbauer in der Ökumene". Er dankte Schneider für das vertrauensvolle Verhältnis. Auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, würdigte Schneider als "aufrichtigen Partner im ökumenischen Dialog".
Anne und Nikolaus Schneider sind seit 1970 verheiratet. Das Paar lernte sich im Studium kennen. Während Anne Schneider Lehrerin für Religionen und Mathematik wurde, ging Nikolaus Schneider in den Pfarrdienst. Aus der Ehe gingen drei Töchter hervor. Die dritte und jüngste Tochter Meike starb 2005 im Alter von 22 Jahren an Leukämie.