Nordkirche verweist auf den Aktionstag gegen Gewalt an Frauen
23. November 2020
Kiel. Jährlich wiederkehrend am 25. November wird von vielen Einrichtungen und Institutionen der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen begangen. Dieser Aktions- und Gedenktag der Vereinten Nationen dient dazu, für die weltweit verbreitete Gewalt in jeder Form gegenüber Frauen zu sensibilisieren und die Beseitigung der Gewalt zu fördern. Nele Bastian, Beauftragte für Geschlechtergerechtigkeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), und Susanne Sengstock, Leiterin des Frauenwerkes der Nordkirche, beteiligen sich mit offenen Aufrufen am Aktionstag.
„Laut Kriminalstatistik hat die Partnerschaftsgewalt auch 2019 wieder zugenommen. Sie lag mit 141.792 angezeigten Fällen bei über 1.000 mehr als im Vorjahr. Davon waren knapp 115.000 bzw. 81% Opfer weiblich. Eine Dunkelziffer von 80% wird von Fachleuten angenommen“, erläutert Nele Bastian. „Die Formen sind versuchte und vollendete Gewalt, Mord, Totschlag, Körperverletzung, Vergewaltigung, sexuelle Übergriffe, Bedrohung, Stalking, Freiheitsberaubung, Zuhälterei und Zwangsprostitution.“ Nele Bastian befürchte zudem eine Zunahme häuslicher Gewalt an Frauen in den aktuellen Zeiten der Kontakteinschränkungen und Quarantäne.
Auf die Bedeutung von Sprache bei der Überwindung von Gewalt weisen sowohl die Beauftragte für Geschlechtergerechtigkeit als auch das Frauenwerk der Nordkirche hin. „Nur das, was in Sprache gefasst wird und einen Namen hat, kann auch als Unrecht wahrgenommen werden. Was nicht benannt wird, bleibt unsichtbar“, sagt Susanne Sengstock. „Wenn eine Frau durch ihren (Ex-)Partner ermordet wird, was jeden dritten Tag in Deutschland geschieht, sollten wir nicht länger von „Eifersuchtsdrama“, „Familientragödie“ oder „Beziehungstat“ sprechen. Frauen werden getötet, weil sie Frauen sind oder weil es bestimmte Vorstellungen von Weiblichkeit gibt. Es geht also um Femizide. Der Mord ist kein Eifersuchtsdrama, sondern ein Mord. Das gehört auch ausgesprochen!“
Beide fordern auf, den Ausbau handlungsfähiger Institutionen und flächendeckender Schutzräume sowie deren Ausstattung mit den notwendigen Ressourcen zu unterstützen und in den Pandemieplänen zu berücksichtigen.
„Es geht weiterhin um die Einführung eines Rechtsanspruchs auf Schutz und Beratung bei Gewalt, um gemeinsam für die Verwirklichung von Geschlechtergerechtigkeit einzustehen. Damit sich Rollen, Stereotypen und Klischees ändern und die Gewalt gegen Frauen ein Ende hat“, so Nele Bastian.