„Mit Freude und Beharrlichkeit vertritt er die Belange des ländlichen Raumes“

Nordkirche zeichnet Wolfgang Banditt mit Bugenhagenmedaille aus

Bugenhagenmedaille für Wolfgang Banditt
Bugenhagenmedaille für Wolfgang Banditt© Klinkhardt/Nordkirche

27. Juli 2018 von Annette Klinkhardt

Gartz an der Oder. „Glaube kann Berge versetzen. Das ist mir in meinem Leben sehr bewusst geworden“, sagt Wolfgang Banditt. Der 61-Jährige erhält dieses Jahr mit der Bugenhagenmedaille die höchste Auszeichnung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) für ehrenamtliches Engagement. Am 21. Oktober wird er sie in einem Festgottesdienst in der Gartzer Kirche St. Stephan aus der Hand von Dr. Hans-Jürgen Abromeit, Greifswalder Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern, empfangen. Die Erste Kirchenleitung der Nordkirche begründet ihre Entscheidung für den langjährigen Synodalen, Präses, Mitglied des Kirchenkreisrats und Kuratoriumsvorsitzenden folgendermaßen: „Herr Banditt vertritt mit Schaffensfreude und Beharrlichkeit die Belange speziell des Südostens des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises. Die Region, die mehrheitlich zum Bundesland Brandenburg gehört, ringt darum, in einer auf Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ausgerichteten Landeskirche entsprechend wahrgenommen zu werden. Herr Banditt kennt die Belange des ländlichen Raumes aus nächster Nähe. Auf Ebene des Kreises Uckermark ist er im politischen Bereich rege und setzt sich für die Menschen in dieser strukturschwachen Region ein.“

Wolfgang Banditt hat sein ganzes Leben in Gartz an der Oder verbracht. Als Kind einer christlichen Familie ging er sieben Jahre lang zur Christenlehre und wurde konfirmiert. „Das war damals aber noch wesentlich strenger als heute“, schmunzelt er, „wir bekamen in der Christenlehre sogar eine Note“. Damals bekam er auch die Ressentiments des Staates gegenüber der Kirche zu spüren: „Die Kinder wurden von einzelnen Lehrern richtig aufgehetzt. Eine Lehrerin meinte vor der Klasse, wer heute noch zur Christenlehre gehe, der sei nicht ganz gescheit. Daraufhin bezeichneten mich einige Klassenkameraden als ‚blöde‘.“ Doch wie so oft in seinem Leben setzte sich Banditt mit seiner gelassenen Beharrlichkeit durch. „Da hat mich wohl mein Großvater geprägt“, erzählt er. Dieser hatte während des Nationalsozialismus zu seiner jüdischen Frau gestanden und konnte sie so vor der Deportation retten. „Er hat sich nicht einschüchtern lassen, auch nicht, als die Nazis ihm Aufträge entzogen und drohten, ihm sein Fuhrunternehmen wegzunehmen.“

Hartnäckigkeit zeigte Wolfgang Banditt auch in seinem Berufsweg: Mit 17 Jahren machte er im damaligen Petrolchemischen Kombinat (PCK) in Schwedt an der Oder eine Lehre zum Maschinist in der Energie-Erzeugung. „Als Naturmensch merkte ich aber bald, dass es mich aus der Stadt mit den Arbeiterschließfächern, in denen wir untergebracht waren, wieder aufs Land zog.“ So wechselte er in ein volkseigenes Gut in Wartin und Blumberg und arbeitete dort als ungelernter Landarbeiter. 1977 stand er vor der Entscheidung, seinen Grundwehrdienst zu leisten oder als Bausoldat den Dienst an der Waffe zu verweigern. Banditt erzählt: „Der damalige Landesjugendwart Horst Lamprecht riet mir: Mach deine Armeezeit, aber nimm die Bibel mit und sei dort Missionar.“ Es sei eine furchtbare Zeit in der NVA gewesen in dieser heißen Phase des Kalten Krieges, erzählt er. „Wenn eine Übung wieder einmal ganz unmenschlich gewesen ist, dann sagten die Kameraden häufig zu mir ‚Bandito, lies uns mal was aus der Bibel vor!‘. Die waren alle nicht in der Kirche, sie wollten aber die Weihnachtsgeschichte hören oder die Bergpredigt.“ Auf dem zweiten Bildungsweg lernte Wolfgang Banditt anschließend Agrotechniker und machte seinen Meister im Feldbau. Neben seiner Arbeit absolvierte er schließlich noch ein Fernstudium, das er als Diplom-Agraringenieur abschloss. Ab 1987 leitete er drei Jahre lang die LPG Hohenreinkendorf.

Seit 1982 ist er ununterbrochen Ältester im Gartzer Kirchengemeinderat. „Dieses Engagement entspricht meinem Naturell“, erzählt Banditt. „Ich bin nicht einer, der schimpft, sondern einer, der mitreden und mitgestalten möchte. Gerade die Kirche, deren Entwicklung ich über die junge Gemeinde durch die Wendezeit bis heute erlebt habe.“ Seit 1983 ist Wolfgang Banditt Synodaler: zunächst in der Synode des damaligen Kirchenkreises Gartz/Oder - Penkun, ab 1997 dann durch die Kirchenkreisreform im Kirchenkreis Pasewalk. Neun Jahre lang war er Präses der Synode dieses Kirchenkreises. Seit Gründung der Nordkirche 2012 ist er Mitglied der Synode und des Kirchenkreisrats des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises. Banditt steht außerdem dem Kuratorium der Johannes-Bugenhagen-Stiftung seit ihrer Gründung 2008 vor. Allesamt ehrenamtliche Tätigkeiten, für die er häufig lange unterwegs ist. Auch politisch setzt sich Wolfgang Banditt für seine Region ein: Seit 1990 gehört er für die CDU dem Kreistag an. Derzeit ist er Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion Uckermark und stellvertretender Kreistagsvorsitzender.

Wolfgang Banditt sagt über seine Region: „Mich begeistern die Menschen hier. Wir sind hier eher bodenständig, und gerade die Älteren sind standhafte und fromme Pommern. Die Leute halten zusammen.“ So hätten in den 1980er Jahren alle mit angefasst, um die im Zweiten Weltkrieg abgebrannte Gartzer Kirche in ihrer heutigen Gestalt wieder aufzubauen. „Alle haben mitgeholfen, egal ob sie zur Kirche gehörten oder nicht. Selbst die LPG-Vorsitzenden haben geschippt und ihre Geräte zur Verfügung gestellt.“ Banditt ist vierfacher Familienvater und hat drei Enkel.

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