Kirchenmusik

Orgelsachverständiger Drese sieht Orgellandschaft von MV in Gefahr

Die Stellwagen-Orgel der Marienkirche Stralsund wurde Mitte des 17. Jahrhunderts fertiggestellt und ist die größte noch existierende Orgel ihrer Art in Europa.
Die Stellwagen-Orgel der Marienkirche Stralsund wurde Mitte des 17. Jahrhunderts fertiggestellt und ist die größte noch existierende Orgel ihrer Art in Europa.© iStockphoto, smartin69

16. Mai 2025

Der mecklenburgische Orgelsachverständige und Leiter des Orgelmuseums Malchow, Friedrich Drese, warnt vor Gefahren für die Orgellandschaft von Mecklenburg-Vorpommern. Mitunter würden Orgeln über Monate schweigen.

Zur Erhaltung dieser Instrumente gehöre aber ihre regelmäßige Nutzung, und um die sei es vielerorts schlecht bestellt. Grund dafür sei, dass die Nutzungsabstände von Kirchen und Kapellen in den vergangenen Jahren deutlich größer geworden seien. Hinzu komme der Mangel an ehrenamtlichen Organisten.

„Es gibt mehr und mehr mit hohem Aufwand restaurierte Orgeln, die über lange Zeiträume schweigen“, schreibt Drese in der „Mecklenburgischen & Pommerschen Kirchenzeitung“. Und es gebe Orgeln, die in nicht mehr genutzten Räumen als aufgegeben betrachtet werden müssten. „Die Zeichen für unsere Orgelkultur auf dem Land sind alarmierend“, erklärt er.

Partner müssen gefunden werden

Drese warnt Kirchengemeinden davor, den Wartungsvertrag für ihre Orgel zu kündigen oder Wartungsrhythmen zu ändern. Um nicht bespielte Orgeln zu erhalten, müssten sie einmal im Jahr gewartet werden, schreibt er. Um die Orgeln in Dorfkirchen zu bewahren, müssten Partner gefunden werden, die das Leben in den Kirchengebäuden konstruktiv entwickeln. Das könnten Einwohner, Fördervereine und ortsansässige Firmen sein.

Noch fehle aber vielerorts die Kontaktaufnahme zu den Kommunen. „Im Prozess der Nutzungserweiterung und Vergesellschaftung der Kirchengebäude“ stellten Orgeln eine sehr große Herausforderung dar - wenn sie erhalten werden sollen, so Drese.

Nach Angaben von Friedrich Drese gibt es in Mecklenburg 650 Orgeln und in Vorpommern etwa 350. Ungefähr 900 davon befinden sich in evangelischen Kirchen und Kapellen. Die ältesten Instrumente stammen aus dem 17. Jahrhundert, die meisten aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Etwa 60 Prozent aller Orgeln seien Denkmalorgeln, informiert der Orgelsachverständige des mecklenburgischen Kirchenkreises. In den vergangenen 30 Jahren sind laut Drese in Mecklenburg etwa 200 Orgeln umfangreich restauriert, ebenso viele umfänglich repariert worden.

"Orgelruinen" konservieren

Allein im Kirchenkreis Mecklenburg stünden derzeit 50 „Orgelruinen“, schreibt Drese, darunter bedeutende Orgeln in Grabow bei Röbel, Groß Varchow oder Linstow. In nächster Zeit müsse eine Konservierung dieser Instrumente thematisiert werden. Eine Konservierung sei die Voraussetzung dafür, „um in ferner Zukunft die eine oder andere Orgel vielleicht wieder zum Klingen zu bringen“.

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