Pommersche Kirche stellt sich ihrer DDR-Vergangenheit
27. Januar 2017
Der pommersche Bischof Hans-Jürgen Abromeit hat die Neuauflage des Buches "Einsam oder gemeinsam - der 'Greifswalder Weg' und die DDR-Kirchenpolitik 1980 bis 1989" als hilfreichen Impuls für die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit im Grundsatz begrüßt. Die Autorin Rahel Frank habe an der 1998 erschienenen Publikation über die DDR-Kirchenpolitik und die Evangelische Landeskirche Greifswald "konstruktiv weiter gearbeitet", sagte der Bischof dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Er kritisierte jedoch, dass es so dargestellt werde, als habe die Pommersche Kirche sich ihrer Geschichte nicht gestellt. Bereits Anfang der 1990er Jahre habe es eine disziplinarrechtliche Aufarbeitung nach rechtsstaatlichen Kriterien gegeben, die lückenlos erfolgt sei. Abromeit: "Jeder Fall ist einzeln durchleuchtet worden." Die Neuauflage wird heute in Schwerin der Öffentlichkeit vorgestellt. Herausgeberin ist die Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Anne Drescher.
Bischof Abromeit: Folgen des Vertrauensbruchs heilen
Während viele Christen staatliche Sanktionen wegen ihres Glaubens hinnehmen mussten, haben Mitglieder der Kirchenleitung mit dieser Staatssicherheit kooperiert. "Als das nach der Wende herauskam, wurde das als Vertrauensbruch empfunden." Dieser Vertrauensbruch sei das eigentliche Problem. "Er hat viele Narben hinterlassen, und hier genau hinzusehen und zu versuchen zu heilen, sehe ich als eine wichtige Aufgabe für uns als Kirche", so Abromeit. Neben der juristischen Aufarbeitung habe es immer wieder seelsorgliche Gespräche und Angebote gegeben, für die sich besonders sein Vorgänger im Amt, Bischof Eduard Berger, und die damaligen Pröpste Friedrich Harder und Hans-Georg Haberecht eingesetzt hätten.
Allerdings müsse bei aller gebotenen Kritik beachtet werden, dass eine Kooperation einiger Mitglieder der damaligen Kirchenleitung mit der Stasi seines Wissens nach mit dem Ziel stattgefunden habe, etwas Positives für die Kirche und ihre Mitglieder zu bewirken. Aus Abromeits Sicht ist die Streitfrage "Heiligt der Zweck die Mittel?"
Konzeption zur Aufarbeitung der Vergangenheit
Bei der Beantwortung dieser Frage verbiete sich jedes Pauschalurteil. Jeder Fall sei für sich zu betrachten, "und das ist auch geschehen". Abromeit würdigte, dass sich die überarbeitete Auflage dem Thema der Zusammenarbeit von Kirche und Staatssicherheit differenzierter stelle. Dies spiegele sich bereits im geänderten Titel wider. Die Ergänzung "Einsam oder gemeinsam" mache deutlich, dass die Zusammenarbeit mit der Stasi "kein Weg der gesamten Landeskirche, sondern der Weg einiger Pastoren und einiger Personen in der Kirchenleitung", gewesen sei.
"Die Nordkirche wird auch diesen Teil ihrer Geschichte aufarbeiten", kündigte Abromeit an. Eine von ihm initiierte Arbeitsgruppe arbeite bereits seit letztem Jahr an einer entsprechenden Konzeption.