Präses Dr. Tietze: „Verzahnung von Haupt- und Ehrenamt hat Priorität“
24. November 2016
Lübeck-Travemünde. Die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) will sich intensiv mit dem Ehrenamt auseinandersetzen. Am Nachmittag stimmten die 156 Synodalen für die Einsetzung eines synodalen Vorbereitungsausschusses für eine Themensynode „Ehrenamt und Engagementförderung“. Die soll voraussichtlich im September 2018 realisiert werden. Dann soll auch eine Studie zum ehrenamtlichen Engagement in der Nordkirche vorliegen.
Ausgangspunkt für den Antrag des Präsidiums waren unter anderen Fragestellungen wie: Wie definiert die Nordkirche derzeit das Ehrenamt? Und deckt sich diese Definition mit den aktuellen Entwicklungen? Reichen die derzeitigen gesetzlichen Regelungen aus, um engagementfreundlich mit den Ehrenamtlichen und Hauptberuflichen Kirche zu gestalten? Braucht die Nordkirche darüber hinaus ein Ehrenamtsgesetz oder Leitlinien? Ziel der Themensynode ist es, die Nordkirche strategisch hinsichtlich der Förderung engagierter Mitarbeit - auch in Bezug auf Nachwuchsförderung - aufzustellen.
„Ehrenamt bedeutet heute als Leitungsaufgabe in erster Linie Engagementförderung“, sagte Präses Dr. Andreas Tietze heute vor den Synodalen. „Die Verzahnung von Haupt- und Ehrenamt in der Kirche hat Priorität. Dazu gehört ebenso der Abbau von Vorurteilen und Ängsten vor Konkurrenz.“ Dass das Ehrenamt - auch in der Leitungsebene - gefördert werden solle, sei schon in der Verfassung der Nordkirche verankert. Das Ehrenamt erfahre heute durch den demografischen Faktor, aber auch durch soziale Unterschiede, einen Wandel und entwickle sich immer mehr hin zu einem projektorientiertem Ehrenamt auf Zeit. „Wir realisieren auch einen stärkeren Wunsch auf Mitbestimmung und Fortbildung bei den Ehrenamtlichen.“ Hier gelte es, neue Strukturen zur Förderung des ehrenamtlichen Engagements zu entwickeln.
„Befragungen von Ehrenamtlichen zeigen, das kirchlich Engagierte die erlebte Gemeinschaft innerhalb der Kirche schätzen“, sagte Dr. Kristin Junga, Leiterin Arbeitsstelle Ehrenamt der Nordkirche. Es gelte zukünftig Engagements auf Probe zu ermöglichen, projektorientiert, zeitlich befristet, in denen sich herausstellen könne, ob Aufgabe und Person, Organisation und Person zueinander passen würden. „Als Leitungsaufgabe bedeutet Ehrenamtsförderung vor allem Diversitätsmanagement. Dafür braucht es Zeit zur Reflexion, Klarheit, Mut und eine gut entwickelte Feedbackkultur“, so Junga.
Mit dem mehrheitlichen Beschluss für eine Themensynode „Ehrenamt und Engagementförderung“ wurde auch die Erstellung einer Studie zur quantitativen und qualitativen Erhebung des ehrenamtlichen Engagements in der Nordkirche beschlossen. Die Studie soll zeigen, wie das Ehrenamt derzeitig in der Landeskirche aufgestellt ist, um daraus Konsequenzen ableiten zu können.