NEUMÜNSTER, 19. DEZEMBER 2009

Predigt anlässlich des Friedenslicht-Gottesdienstes der Nordelbischen Pfadfinder

22. Dezember 2009 von Gothart Magaard

Liebe Pfadfinderinnen und Pfadfinder, 
„Es ist besser, ein Licht anzuzünden als auf die Dunkelheit zu schimpfen“. Angezündet ist dieses Licht schon. Wir wollen es hüten und weiter tragen. Auch das ist wichtig. Denn ihr wisst doch: Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Lichter leuchten lassen, die können das Gesicht der Welt verändern! Angezündet wurde das Licht in Bethlehem. Von einem Jungen aus Oberösterreich. An eben der Stelle, die seit Jahrhunderten als Geburtsort unseres Glaubens gilt. Wo die Hirten auf den Feldern das Himmelslicht sahen und den Gesang der Engel hörten: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Auch in diesem Jahr kommen ganz unterschiedliche Nachrichten aus Bethlehem. Seit Jahren schließen Mauern und Checkpoints Bethlehem und die Umgebung hermetisch ab. Sage und schreibe acht Meter hoch ist die Mauer zwischen Jerusalem und Bethlehem, zwischen Israel und dem Gebiet der Palästinenser im Westjordanland. Viele Menschen kommen entweder gar nicht oder nur mit erheblichem Zeit- und Kraftaufwand  an Zeit und Kraft durch die Mauer. Nicht selten wird der Weg von Schikanen erschwert. Das ist schlimm für die Menschen in Bethlehem und für die Menschen in der Westbank. Da kann es nur ein kleiner Trost sein, wenn die Besuchsbeschränkungen über Weihnachten gelockert werden, sodass tausende Palästinenser die Erlaubnis zur Einreise nach Israel bekommen werden.

MAUERN BRECHEN – FRIEDEN FINDEN – HOFFNUNG GEBEN heißt in diesem Jahr das Motto der Aktion Friedenslicht. Und wir erinnern uns dabei an den Mauerfall in Deutschland vor 20 Jahren. Sollte dieses Motto im Heiligen Land und in Bethlehem selbst nicht gelten? Sollten die Engel am Ende unrecht haben mit ihrem Freudengesang vom Frieden auf Erden? Ich kann und will das nicht glauben. Und ihr könnt und wollt das sicher auch nicht glauben. Deshalb sind wir hier, deshalb sind wir mit dabei bei der Aktion Friedenslicht. Denn es ist allemal besser, ein Licht anzuzünden als auf die Dunkelheit zu schimpfen.

Stichwort "Engel". Jetzt trifft man sie überall. In Fußgängerzonen, Adventskalendern, auf dem Einwickelpapier. Kleine mit Pausbacken, Babygesicht, Harfen und Trompeten - und große mit langen Gewändern, ernstem Gesicht und einer Kerze oder Lilie in der Hand. Einen von ihnen treffen wir auch im Evangelium für die vierte Adventswoche:
„Zu dieser Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott zu einer jungen Frau nach Nazareth geschickt, einer Stadt in Galiläa. Die junge Frau hieß Maria und war mit Josef, einem Nachkommen des Königs Davis, verlobt. Der Engel kam zu ihr und sagte: „Sei gegrüßt, Maria! Gott ist mit dir! Er hat dich unter allen Frauen auserwählt.“ Maria fragte sich erschrocken, was diese seltsamen Worte bedeuten könnten. „Hab keine Angst, Maria,“ redete der Engel weiter. „Gott hat dich zu etwas Besonderem auserwählt. Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Jesus soll er heißen. Er wird mächtig sein und man wird ihn Gottes Sohn nennen. Gott, der Herr wird ihm die Königsherrschaft Davids übergeben, und er wird die Nachkommen Jakobs für immer regieren. Seine Herrschaft wird niemals enden.“

Was hat es auf sich mit den Engeln? Ich habe mich bei Engelkundigen - Theologen nennen sie sich selbst - umgehört. Sie haben mir viel erzählt. Das war sehr gelehrt und geheimnisvoll - aber drei Sachen konnte ich mir merken.

Erster Punkt: Was wir von Engeln wissen, kommt aus der Bibel. Da gibt es ganz unterschiedliche Engel:
Es gibt den Engel, der das weinende Kindes hört und ihm die Wasserquelle zeigt, wo sein Durst gestillt wird.
Es gibt den Engel, der dich aufrichtet, wenn du wie der Gottesmann Elia an dir selbst verzweifelst und dich aufgeben möchtest.
Engel stehen Jesus bei, als der Versucher in der Wüste an ihn herantritt, und vor dem Karfreitag kommt ein Engel und stärkt ihn.
Engel sind so unterschiedlich wie wir Menschen. Aber wenn es darauf ankommt, ist schon der richtige da.

Zweiter Punkt:
Von manchen Engeln kennen wir sogar die Namen: Micha-El, Gabri- El, Raffa-El. Das sind Wortspiele mit der Silbe "El", dem hebräischen Wort für "Gott".

Gabri-El bedeutet: "Gott ist meine Kraft". Er ist der Engel des Advents, des Kommenden. "Sei gegrüßt, sagt er zu Maria, Gott ist mit dir! Sie aber Erschrak. Und der Engel sprach: Fürchte dich nicht, Gott hat dich zu etwas Besonderem auserwählt." Gabri-El sagt dir, daß auch durch dich und in dir Neues zur Welt kommen wird. Stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Vergrabe deine Gaben, deine Talente, dein Können nicht in deinem Inneren. Hab keine Angst. Mache Dich auf und werde Licht, denn Dein Licht kommt.

Raffa-El ist übersetzt: "Gott heilt". Er ist der Schutzengel, der unerkannt an deiner Seite geht, dein Vertrauen, dass du ans Ziel kommst - auch wenn du durch ein tiefes Tal musst. Seine Stimme ist leise - aber Du kennst sie, hast sie schon manches Mal gehört, wenn Du im Zweifel warst über Deinen Weg. Dann war Raffa-El dein Gewissen, und Du hast ihn gehört, auch wenn Du nicht immer auf ihn gehört hast.

Dritter Punkt:
Alle Engel sind wichtig. Auch die ganz kleinen, die ganz jungen. Auch die mit dem Tuch und in Grüner Kluft. Gott braucht sie als seine Botschafter und "dienstbare Geister".
Sie tragen seinen Frieden, seine Liebe immer noch in diese Welt. Genauso wie damals in der Nacht von Bethlehem: Sie sagen und zeigen jedem: Du bist nicht vergessen. Gott schickt auch zu dir seinen Boten. Du merkst das, wenn eine Hand dich aufrichtet. Wenn ein Ohr dir zuhört. Wenn eine Stimme dich tröstet. Wenn eine innere Einsicht dich die Welt neu sehen lehrt. Du ahnst dann: Du bist mehr, als du von dir meinst. Nicht bloß ein Tropfen im Ozean:  Du bist viel zu wertvoll, um Dich mit Neid und Hass und Feindschaft abzugeben. Du bist kostbar wie das Kind in der Krippe, denn Du wirst vom Höchsten selbst geliebt, bejaht und behütet.
Und mehr noch: Er braucht Dich. Du darfst und sollst selbst zum Engel werden, zum Boten des Höchsten. Geh heraus aus dir selbst. Mach Deine Tür auf. Geh zu den  Menschen an Deiner Seite, in Deiner Umgebung. Bring ihnen seinen Frieden, seine Liebe. Worauf wartest Du noch? Es ist immer besser, ein Licht anzuzünden als auf die Dunkelheit zu schimpfen.

Du brauchst keine weißen Gewänder dazu, keinen Heiligenschein und keine blonden Haare. Du musst nur deine Tür aufmachen und dein Herz. Vielleicht bist du sogar schon ein Engel, ohne es zu merken - in deiner Familie, deiner Schule, deiner Straße? Mach Ernst damit. Sei sein Bote. Mache Dich auf und werde Licht, denn Dein Licht kommt.

Das, liebe Pfadfinderinnen und Pfadfinder, sind die drei Sachen, die ich aus dem Gespräch mit den Engelkundlern mitgenommen habe und euch heute weitergeben will. Warum?
Nun, in Bethlehem ist das Licht angezündet worden. In Bethlehem ist der Gottesfriede verkündet worden. Das Friedenslicht aus Bethlehem ist bei uns angekommen. Es fehlen  noch die Engel, die es weiter tragen in unsere Welt. Ich freue mich und bin ein wenig stolz darauf, dass ihr diese Engel sein wollt und aus vielen Orten Schleswig-Holsteins trotz des Wetters angereist seid. Kleine und große Friedensengel in der grünen Kluft. Nehmt das Licht von Bethlehem und geht den Weg des Friedens. Tragt ihn hinaus auf die Straßen, hinein in die Häuser dieser Welt. Macht euch auf und werdet Licht, und seid gewiss: der Ewige selbst geht an Eurer Seite und hält seine Hand über euch.

Viele kleine Friedensengel, die an vielen kleinen Orten viele kleine Lichter leuchten lassen, die können das Gesicht der Welt verändern! Und wer weiß? Vielleicht gilt irgendwann auch für Bethlehem, was das Motto der Aktion Friedenslicht sagt: Mauern brechen, Frieden wird gefunden, und Hoffnung blüht auf.
Amen  

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