Landesbischof Ulrich: „Reformation hat Tür zu Freiheit und Würde aufgestoßen“

Reformationsfeierlichkeiten der Nordkirche im Sprengel Mecklenburg und Pommern

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31. Oktober 2017 von Stefan Döbler

Rostock. Mit zentralen Gottesdiensten und Empfängen in den drei Sprengeln Mecklenburg und Pommern, Schleswig und Holstein sowie Hamburg und Lübeck erinnert die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) am heutigen Reformationstag (31. Oktober) an die Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers in Wittenberg vor 500 Jahren und an den Beginn der Reformation. In Rostock hatten die Bischöfe im Sprengel, Dr. Andreas v. Maltzahn (Schwerin) und Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald), der Präses der Landessynode, Dr. Andreas Tietze, sowie die Gemeinden der Kirchenregion Rostock zu den Feierlichkeiten eingeladen.

Unter den Teilnehmern am Festgottesdienst in der St.-Marien-Kirche waren mehrere hundert Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Medien, Verbänden und Vereinen, Kirchen und Gemeinden sowie Vertreter der englischen Partner-Diözese der Nordkirche in Lichfield. Einwohner und Besucher der Hansestadt erlebten anschließend einen Reformationsumzug durch die Innenstadt zur Nikolaikirche.

Glaube war für Reformatoren auch Teil der Weltgestaltung und damit politisch

Die Predigt im Gottesdienst hielt Landesbischof Gerhard Ulrich. Im Mittelpunkt stand dabei die Bachkantate „Ein feste Burg ist unser Gott“ nach dem gleichnamigen Choral von Martin Luther, „ein Weckruf des Glaubens, der uns ausrichten will auf das Kraftfeld unseres Gottes, zu dem die Reformatoren uns wieder hingeführt haben“, so Landesbischof Ulrich, der betonte, dass der Glaube für die Reformatoren immer auch „Teil der Weltgestaltung und damit politisch“ gewesen sei: „Martin Luther hat die beiden ‚Reiche‘ – also Glauben und Gesellschaft, Gottes Wirklichkeit und Welt – zwar unterschieden – getrennt hat er sie nicht. Wichtig war der Reformation die Zusammenarbeit mit Staat und Gesellschaft – und ist sie uns heute auch. Wir sind dankbar für die Unterstützung, die wir erhalten haben, und dankbar auch, dass wir diesen Reformationstag zum ersten Mal als bundesweiten Feiertag begehen dürfen – Christengemeinde und Bürgergemeinde.“

Ulrich weiter: „Die Reformation hat die Tür aufgestoßen zur Freiheit und zur Wiederentdeckung der Würde jedes und jeder Einzelnen.“ Sie habe damit auf lange Sicht auch dazu beigetragen, Ungerechtigkeit, Spaltung, Angst und Fremdenhass zu enttarnen, sowie den Erniedrigten eine Stimme gegeben und zugleich „dem Geist, „der unterscheiden hilft, was dem Leben dient, von dem, was ihm im Wege steht“. Der Landesbischof würdigte auch die „markanten ökumenischen Akzente“, die die Nordkirche gemeinsam mit den Erzbistümern Hamburg und Berlin in der Erinnerung an die Reformation als Christusfest gesetzt habe.

Bischof v. Maltzahn: Gemeinsames Engagement hat Zivilgesellschaft gutgetan

In seiner Begrüßung zum Empfang in St. Nikolai würdigte Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn die zahlreichen kreativen Veranstaltungen und Projekte in Mecklenburg-Vorpommern zum Reformationsjubiläum. Dabei sei für die Nordkirche leitend gewesen: „Wir wollten nicht historisierend feiern, sondern um die aktuelle Bedeutung des Reformationsgeschehens ging es uns – beispielsweise um das Verhältnis von Freiheit und Verantwortung; um Selbstverantwortung von Menschen für Kirche, Schul- und Gemeinwesen oder um Mut zu Veränderungen und nicht zuletzt darum, die Frage nach Gott wichtig sein zu lassen.“ Er sei dankbar für alles gute Miteinander der verschiedensten Akteure und Partner aus Kunst und Kultur, Kommunen und Vereinen, so v. Maltzahn. „Dieses gemeinsame Engagement hat unserer Zivilgesellschaft gutgetan.“ Verlässliche Partnerin sei dabei auch die Landesregierung gewesen; sie habe die Aktivitäten zum Reformationsjubiläum „ideell und finanziell tatkräftig unterstützt“.

Ministerpräsidentin Schwesig: „Reformationsjubiläum wichtiges Zeichen für Offenheit, Freiheit und Toleranz“

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig wandte sich im Namen der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns an Gäste und Gastgeber. Sie sei erfreut über die Art, wie das Reformationsjubiläum begangen werde, denn dies sei „ein wichtiges Zeichen für Offenheit, Freiheit und Toleranz in der Gesellschaft“. Diese hohen Güter seien für ein friedliches Miteinander unverzichtbar: „Ich bin sehr froh, dass auch die Kirchen in diesem Sinne aufeinander zugegangen sind und dass das Gemeinsame und nicht das Trennende betont wird.“ Gerade in Zeiten, in denen viele Mauern bauen und Gräben ziehen und der Ton in vielen Debatten rauer werde, sei es „wichtig, dass Menschen aufeinander zugehen, die Hand ausstrecken und Brücken bauen“. Die Ministerpräsidentin würdigte „den großen Beitrag der Kirchen zum sozialen Zusammenhalt in Deutschland“. Sie würden Partei für diejenigen ergreifen, die Unterstützung und Solidarität brauchen: „Ihr Wort hat Gewicht.“

Musikalisch gestaltet wurde der Festgottesdienst vom Kammerorchester des Konservatoriums und Solisten, von der Heiligen-Geist-Kantorei, dem Rostocker Motettenchor, dem Rostocker Ökumenischen Bläserkreis und Kantor Karl-Bernhardin Kropf an der Orgel. Die Kollekte war bestimmt für den „Fischkutter“ in Rostock-Toitenwinkel, eine Begegnungsstätte, in der es für Kinder und Jugendliche neben frisch gekochtem Mittagessen auch Hausaufgabenhilfe und Freizeitangebote gibt.

Reformationsfeierlichkeiten der Nordkirche auch in Hamburg und Schleswig

Am Nachmittag begannen in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis und im Schleswiger St.-Petri-Dom die zentralen Reformationsfeierlichkeiten der Nordkirche in den Sprengeln Hamburg und Lübeck sowie Schleswig und Holstein.

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