Ritualagentur: Die "Blaue Stunde" soll beim Übergang in den Ruhestand helfen
01. September 2025
Die Hamburger Ritualagentur „st. moment“ will Menschen bei besonderen Lebensmomenten beraten und sie bei ihrer ganz persönlichen Feier begleiten. Die Leiterin der Agentur, Pastorin Meike Barnahl, sagt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), welche kirchlichen Angebote es gibt, um den Übergang in die Rente zu begleiten.
epd: Der Übergang in den Ruhestand ist für viele Menschen ein besonderer Lebensmoment. Welche kirchlichen Rituale gibt es, diesen Übergang zu begleiten?
Meike Barnahl: Dafür gibt es meines Wissens nach keine verbreiteten, etablierten kirchlichen Rituale. Die Goldene Konfirmation fällt bei vielen in die Zeit rund um das Ende des Erwerbslebens, sie hat aber einen anderen Fokus und funktioniert an vielen Orten nicht mehr. Denn Menschen wohnen heute nur noch selten dort, wo sie in der Jugendzeit gelebt haben, und sie haben häufig auch keinen Kontakt mehr dorthin. Deshalb haben wir bei st. moment die „Blaue Stunde“ entwickelt als Ritual des Übergangs in den Ruhestand. Dazu gehören Workshops zu Lebensthemen nach dem Berufsalltag, Möglichkeiten zum Austausch sowie eine Segensfeier.

epd: Was halten Sie für den Übergang in den Ruhestand für sinnvoll?
Barnahl: Anzuerkennen, dass dieser Übergang ein Prozess ist, bei dem viele verschiedene Gefühle eine Rolle spielen. Darum soll die „Blaue Stunde“ mit Leichtigkeit und Tiefsinn Platz für eine Rückschau geben. Sie soll ermöglichen zu würdigen, was war, und loszulassen, was möglicherweise schwer war.
Hilfreich ist auch zu überlegen, was bleibt und was mitgenommen werden soll in den neuen Lebensabschnitt. Sich bewusst zu machen: Welche Haltung will ich einnehmen, wenn ich aus dem einen Lebensabschnitt in den neuen gehe?
Und dann gibt es den Blick nach vorne: Was wünsche ich mir, was brauche ich? Wo könnte ich mich einbringen? Wie finde ich in eine neue Struktur, die mir gut tut? Bei der „Blauen Stunde“ können Menschen mit anderen ins Gespräch kommen über ihre eigene Situation, ihre Gedanken, Befürchtungen und Hoffnungen. Ein persönlicher Segen wird angeboten für den Übergang und alles, was kommt. Uns ist auch wichtig, das weitgehend tabuisierte Thema „Altersarmut“ im Blick zu haben.
epd: Für welche anderen besonderen Lebensmomente - außer Geburt, Taufe, Eheschließung, Beerdigung - werden derzeit bei st. moment Rituale angefragt und entwickelt?
Barnahl: Beispielsweise haben wir Segensrituale für Schwangere, für Familien oder für Freundschaften entwickelt. Rituale gibt es inzwischen unter anderem auch für den Abschied aus einer Partnerschaft oder von einem Lebenstraum, wie etwa dem Kinderwunsch.