Drei Fragen an Pastorin Meike Barnahl von "st.moment"

Ritualagentur: Die "Blaue Stunde" soll beim Übergang in den Ruhestand helfen

Maasholm an der Schlei zur blauen Stunde. Die Blaue Stunde ist die kurze Dämmerungsphase unmittelbar nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang, in der der Himmel in tiefem Blau erscheint. "Blaue Stunde" heißt auch ein Angebot der Ritualagentur st. moment, die den Übergang zwischen Berufsleben in den Ruhestand begleitet.
Maasholm an der Schlei zur blauen Stunde. Die Blaue Stunde ist die kurze Dämmerungsphase unmittelbar nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang, in der der Himmel in tiefem Blau erscheint. "Blaue Stunde" heißt auch ein Angebot der Ritualagentur st. moment, die den Übergang zwischen Berufsleben in den Ruhestand begleitet.© iStockphoto, TasfotoNL

01. September 2025

Die Hamburger Ritualagentur „st. moment“ will Menschen bei besonderen Lebensmomenten beraten und sie bei ihrer ganz persönlichen Feier begleiten. Die Leiterin der Agentur, Pastorin Meike Barnahl, sagt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), welche kirchlichen Angebote es gibt, um den Übergang in die Rente zu begleiten.

epd: Der Übergang in den Ruhestand ist für viele Menschen ein besonderer Lebensmoment. Welche kirchlichen Rituale gibt es, diesen Übergang zu begleiten?

Meike Barnahl: Dafür gibt es meines Wissens nach keine verbreiteten, etablierten kirchlichen Rituale. Die Goldene Konfirmation fällt bei vielen in die Zeit rund um das Ende des Erwerbslebens, sie hat aber einen anderen Fokus und funktioniert an vielen Orten nicht mehr. Denn Menschen wohnen heute nur noch selten dort, wo sie in der Jugendzeit gelebt haben, und sie haben häufig auch keinen Kontakt mehr dorthin. Deshalb haben wir bei st. moment die „Blaue Stunde“ entwickelt als Ritual des Übergangs in den Ruhestand. Dazu gehören Workshops zu Lebensthemen nach dem Berufsalltag, Möglichkeiten zum Austausch sowie eine Segensfeier.

Pastorin Meike Barnahl leitet die Ritualagentur st. moment.
Pastorin Meike Barnahl leitet die Ritualagentur st. moment.© epd-Bild

epd: Was halten Sie für den Übergang in den Ruhestand für sinnvoll?

Barnahl: Anzuerkennen, dass dieser Übergang ein Prozess ist, bei dem viele verschiedene Gefühle eine Rolle spielen. Darum soll die „Blaue Stunde“ mit Leichtigkeit und Tiefsinn Platz für eine Rückschau geben. Sie soll ermöglichen zu würdigen, was war, und loszulassen, was möglicherweise schwer war.

Hilfreich ist auch zu überlegen, was bleibt und was mitgenommen werden soll in den neuen Lebensabschnitt. Sich bewusst zu machen: Welche Haltung will ich einnehmen, wenn ich aus dem einen Lebensabschnitt in den neuen gehe?

Und dann gibt es den Blick nach vorne: Was wünsche ich mir, was brauche ich? Wo könnte ich mich einbringen? Wie finde ich in eine neue Struktur, die mir gut tut? Bei der „Blauen Stunde“ können Menschen mit anderen ins Gespräch kommen über ihre eigene Situation, ihre Gedanken, Befürchtungen und Hoffnungen. Ein persönlicher Segen wird angeboten für den Übergang und alles, was kommt. Uns ist auch wichtig, das weitgehend tabuisierte Thema „Altersarmut“ im Blick zu haben.

epd: Für welche anderen besonderen Lebensmomente - außer Geburt, Taufe, Eheschließung, Beerdigung - werden derzeit bei st. moment Rituale angefragt und entwickelt?

Barnahl: Beispielsweise haben wir Segensrituale für Schwangere, für Familien oder für Freundschaften entwickelt. Rituale gibt es inzwischen unter anderem auch für den Abschied aus einer Partnerschaft oder von einem Lebenstraum, wie etwa dem Kinderwunsch.

Nach dem Beruf neu durchstarten

Ein Angebot der Fachstelle Ältere der Nordkirche

Der Weg in das Rentenalter bedeutet nicht nur einen Abschied, sondern auch einen Neuanfang. Was will ich noch erreichen? Was gönne ich mir, wenn ich mehr Zeit für meine eigenen Interessen habe? Und wie sieht mein Beziehungsgeflecht außerhalb meines Berufslebens aus? Seit 2017 bietet die Fachstelle Ältere der Nordkirche Bildungsurlaube an, die sich mit dem Übergang von der Erwerbstätigkeit in den Ruhestand beschäftigen.

„Schon bei der ersten Veranstaltung war klar: Das wird ein Renner“, sagt Fachstellenleiterin Petra Müller. Bis heute sind die Seminare, die in den Wintermonaten auf der Nordseeinsel Borkum angeboten werden, schon kurz nach Bekanntgabe ausgebucht.

Zur Auswahl stehen „Kursbestimmung – Orientierung finden am Ende der Erwerbstätigkeit“ für Männer und Frauen und „58 plus – Kurs auf die letzten Berufsjahre“, das sich speziell an Frauen richtet. (Julia Krause, Kommunikationswerk)

 

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