Taufe mit Herz, Sand und Seele: Pastor Fabio Fried über neue Wege und alte Kraftquellen
04. Juni 2025
Ob am Elbstrand, der Alster oder im Schrebergarten – Taufen finden längst nicht mehr nur an traditionellen Orten statt, sondern oft dort, wo es sich für die Menschen richtig anfühlt. Pastor Fabio Fried von der Hamburger Ritualagentur st.moment ist der Taufpastor im Team. Im Interview spricht er über die spirituelle Bedeutung der Taufe, warum Menschen sich taufen lassen – und was es mit dem "Goldmoment" auf sich hat.
Nach wie vor werden die meisten Menschen in der Nordkirche im Rahmen klassischer Gottesdienste in der Kirche getauft. Viele Gemeinden beten zusätzlich individuelle Angebote und Tauffeste für ihre Mitglieder an. Pastor Fabio Fried organisiert für die Ritualagentur st.moment in Hamburg Angebote wie Tauffeste an Alster und Elbe, einen Taufpilgerweg oder die Taufe im eigenen Garten.
Lieber Fabio, was genau ist deine Aufgabe bei st.moment?
Ich bin als Taufpastor bei st.moment und hier der erste Ansprechpartner für alle, die sich für eine Taufe interessieren – egal, ob für sich selbst oder ihre Kinder. Ich berate, erkläre, was eine Taufe bedeutet, wie sie abläuft und welche Möglichkeiten es gibt. Ich vermittele auch zwischen Menschen und Kirchengemeinden – manchmal suchen wir auch gemeinsam nach einer Gemeinde, die gut zu jemandem passt. Und ich taufe natürlich auch selbst: Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Euer Angebot ist sehr flexibel – Taufen im Schrebergarten oder am Fluss sind möglich. Wie funktioniert das?
Ganz unkompliziert. Wir sagen immer: Finde den Ort, an dem du deine Taufe so erleben kannst, dass es zu dir passt. Das kann ein klassischer Sonntagsgottesdienst in der Gemeinde sein, ein eigener Taufgottesdienst oder eben draußen – am See, im Garten oder am Elbstrand. Jesus wurde schließlich auch in einem Fluss getauft, im Jordan. Wir kommen gern raus an Wunschorte und feiern dort gemeinsam Taufe.

Warum lassen sich Menschen taufen?
Bei Eltern geht es oft darum, ihren Kindern einen spirituellen Sinn mitzugeben. Viele wünschen sich, dass ihr Kind in Verbindung mit Gott lebt – nicht nur in guten Zeiten, sondern auch, wenn es schwer wird. Ich sag gerne in den Zeiten, in denen wir barfuß durchs Gras tanzen, aber eben auch in den herausfordernden Zeiten. Es geht um Begleitung, um ein „Du bist nicht allein“.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Gemeinschaft. Wer getauft wird, gehört zur Kirche, zur Gemeinde und zur weltweiten Gemeinschaft der Christinnen und Christen. Getauft zu sein heißt: Ich gehöre dazu. Die Kirche ist da, wenn ich sie brauche. Taufe ist nie nur ein individuelles Ereignis – sie stiftet Verbindung, auch über das persönliche hinaus. Es ist also das Gegenteil von Egoismus. Getauft zu werden heißt, wir sind zusammen unterwegs.
Und was bewegt Erwachsene dazu, sich taufen zu lassen?
Das berührt mich oft besonders. Viele Erwachsene, die sich taufen lassen, sind schon lange auf einem Glaubensweg. Sie haben Erfahrungen gesammelt, manchmal Brüche erlebt, Krisen durchlebt – und gemerkt: Der Glaube trägt. Für sie ist die Taufe dann ein ganz bewusster Schritt: „Ich will dazugehören. Ich will Christ oder Christin sein.“ Das ist oft sehr reflektiert und persönlich – und immer ein bewegender Moment.

Hast du das Gefühl, die Taufe kann das Leben von Menschen verändern?
Ich bekomme manchmal Jahre später Rückmeldungen – neulich schrieb mir eine Frau, wie viel ihr ihre Taufe ein Jahr zuvor bedeutet hat. Martin Luther hat gesagt: Man sollte täglich in seine Taufe „zurückkriechen“. Damit meinte er: Ich darf mich jeden Tag daran erinnern – ich bin getauft, Gott ist bei mir. Das gibt Kraft, Mut, Vertrauen. Und gerade in Krisenzeiten kann das ein fester Anker sein. Meine Taufe bleibt für immer.
In den letzten Jahren gab es vermehrt große Tauffeste, nicht nur in Hamburg. Was macht solche Veranstaltungen so beliebt?
Sie sind niederschwellig und gleichzeitig sehr feierlich. Viele Menschen genießen es, draußen in der Natur zu sein – wir taufen am Elbstrand oder an der Alster. Kinder können im Sand spielen, es ist entspannt, gleichzeitig spirituell.
Zudem spüren viele: Ich bin Teil einer Gemeinschaft. Man muss nicht alles allein organisieren – das nimmt auch Druck. Für einige wäre ein privates Tauffest finanziell oder organisatorisch gar nicht machbar. Beim Tauffest kann man einfach mitfeiern, oft mit Picknickdecke, ganz unkompliziert. Es ist mit wenig Budget vorzubereiten und trotzdem wunderschön.
Ist eine Kirchenmitgliedschaft ohne Taufe möglich?
Nein, bei uns wird man durch die Taufe Mitglied der Kirche und der Gemeinde. Natürlich kann man eine Gemeinde unterstützen, auch ohne getauft zu sein – etwa durch Spenden. Aber zur offiziellen Mitgliedschaft gehört die Taufe immer dazu.
Gab es besonders berührende Taufmomente, die Dir in Erinnerung geblieben sind?
Viele. Sehr bewegend finde ich, wenn alle Mitfeiernden beim Segen einen Kreis um die Täuflinge bilden. Da spürt man: Wir sind verbunden – miteinander und mit Gott.
Unvergesslich sind auch Taufen in der Elbe, barfuß im Wasser, manchmal mit Untertauchen. Das ist sehr sinnlich, intensiv, spirituell. Und die Gesichter der Menschen in diesen Momenten – da ist so viel Rührung, so viel Tiefe. Das ist etwas, was mich sehr bewegt und was ich häufig auch noch lange mitnehme.
Welche Taufangebote stehen in diesem Jahr noch an?
Mehr zur Taufe mit st.moment
Wir taufen wieder an der Alster und zweimal am Elbstrand. Ein besonderes Highlight ist unser „Goldmoment“ am 12. September in der Hauptkirche St. Jacobi. Da wird ein ganz großes Team aus Pastorinnen und Pastoren aus Hamburg vor Ort sein. An einem Tag kann man alles rund um die Taufe erleben: Gespräche, Musik, Gottesdienst – und natürlich die Taufe selbst. Ganz individuell, im großen Kirchenschiff oder im geschützten Rahmen in einer der seitlichen Kapellen. Menschen kommen dafür aus ganz Norddeutschland. Es ist jedes Jahr ein bewegender Abend – besonders für Jugendliche und Erwachsene.
Vielen Dank für das Gespräch!