Segnungsfeier und Festkonzert

Ruchow hat jetzt zwei Orgeln - eine ist von nationalem Interesse

Die Vorsitzende des Fördervereins Stefanie von Laer am Richborn-Positiv im Altarraum der Dorfkirche Ruchow, im Hintergrund auf der Empore die fast fertiggestellte Paul-Schmidt-Orgel.
Die Vorsitzende des Fördervereins Stefanie von Laer am Richborn-Positiv im Altarraum der Dorfkirche Ruchow, im Hintergrund auf der Empore die fast fertiggestellte Paul-Schmidt-Orgel.© epd-Bild, Anne-Dorle Hoffgaard

02. Juni 2016 von Simone Viere

Das beschauliche Ruchow in Mecklenburg steht kurz vor einem ganz besonderen Ereignis. An diesem Sonnabend werden die beiden restaurierten Orgeln der Dorfkirche gesegnet. Zur Orgelsegnungwird auch Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) erwartet.

Es war ein Paukenschlag, was eine Tageszeitung in Mecklenburg-Vorpommern im November 2013 mitteilte: "Sensation: Älteste Orgel von Mecklenburg entdeckt", lautete die Überschrift. In der Kirche des etwa 160 Einwohner zählenden Dorfes Ruchow zwischen Sternberg und Güstrow war in der Schmidt-Orgel von 1796 ein Barock-Orgelpositiv des Hamburger Orgelbauers Joachim Richborn von vermutlich 1675 gefunden worden. Von Richborn sind weltweit nur drei weitere Instrumente erhalten. Sie stehen in der Lübecker Jakobikirche, im schwedischen Skoloster und in einem Kloster auf Teneriffa.

Im Zuge der im Oktober 2014 gestarteten Restaurierung musste die Angabe "älteste Orgel von Mecklenburg" allerdings auf "ältestes Orgelpositiv" relativiert werden. Denn die Richborn-Orgel stammt tatsächlich aus dem Jahr 1684 und ist damit ein Jahr jünger als das Instrument in Basedow bei Malchin (Kreis Mecklenburgische Seenplatte).

Festkonzert zur Orgelsegnung

Außerdem wurden durch die Restaurierung aus dem einen Instrument, das seit 1995 nicht mehr spielbar war, nun zwei Orgeln. Sie sollen am Sonnabend (4. Juni, 15 Uhr) gesegnet werden und in einem festlichen Konzert (17 Uhr) erklingen. Dazu werden etwa 300 Gäste erwartet, darunter auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) und der ehemalige Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU).

Neumann habe als eine seiner letzten Amtshandlungen 175.000 Euro für die Restaurierung der Richborn-Orgel locker gemacht, weil sie von "nationalem Interesse" ist, sagt Stefanie von Laer, Vorsitzende des Ruchower Orgel-Fördervereins. Weitere Gelder kamen vom Land MV, vom Kirchenkreis Mecklenburg und von Sponsoren.

Musikpädagogin Laer: "Der Klang ist ungewöhnlich groß"

Etwa 235.000 Euro kosteten die Arbeiten insgesamt. Das Richborn-Positiv mit seinen fünf Registern wurde in der Orgelbau-Werkstatt Jehmlich (Dresden) restauriert und steht jetzt an der Nordseite des Altarraumes. "Es hat ganz viele Facetten. Der Klang ist ungewöhnlich groß", schwärmt Laer von dem kleinen Instrument. Die jüngere Schmidt-Orgel von 1796 befand sich in einem relativ schlechten Zustand. Sie wurde in der Lübecker Werkstatt von Reinalt Klein ergänzt und restauriert, verfügt nun über sechs Register und befindet sich auf der Empore.

Dass das Orgelprojekt umgesetzt werden konnte und in diesem Jahr drei weitere Konzerte in der Ruchower Dorfkirche fest organisiert sind, darunter eines mit Kompositionen des eher als Schriftsteller bekannten Karl May (1842-1912), ist wohl hauptsächlich dem Engagement von Stefanie von Laer zu verdanken.

Großer persönlicher Einsatz

Die 62-jährige pensionierte Musikpädagogin lebt seit 2002 mit ihrem Mann im benachbarten Tieplitz. "Ich hab' geschrieben und geschrieben und geschrieben", sagt sie. Denn ihre drei Töchter haben in dem Ruchower Sakralbau geheiratet, ihr Mann wurde dort getauft. Seine Familie hatte bis 1945 in Tieplitz gelebt und die Ruchower Orgel 1939 restaurieren sowie elektrifizieren lassen.

Stefanie von Laers Beharrlichkeit ist es wohl auch zu verdanken, dass Prinz Christian zu Schaumburg-Lippe und seine Frau Lena als Ehrengäste zu den Feierlichkeiten nach Ruchow kommen. Er ist ein direkter Nachfahre von Juliane zu Schaumburg-Lippe, die die Richborn-Orgel 1794 erwarb und von der Bützower Schlosskirche nach Ruchow bringen ließ, der damaligen Patronatskirche. Die Adelsfamilie hatte nach der Französischen Revolution in Tieplitz Zuflucht gefunden. 1796 ließ Juliane das Positiv dann mit einer größeren Orgel umbauen.

Neue Vorhaben schon in Planung

Im Anschluss an die Feiern stehen schon die nächsten Vorhaben an: Noch in diesem Sommer müssen der barocke Altar und das Gestühl vom Holzwurm befreit werden, um ein Übergreifen auf die restaurierten Orgeln zu verhindern. Außerdem möchte Stefanie von Laer gern die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern für Konzerte in Ruchow gewinnen. Und sie hofft, dass noch mal jemand kommt und Geld für die Freilegung der mittelalterlichen Malereien in der Ruchower Dorfkirche gibt.

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