Jubiläum

Schätze heben im Kunstarchiv - Nordkirche zeigt drei Ausstellungen über Ernst Barlach

Der "Geistkämpfer" von Ernst Barlach vor der Kieler Nikolaikirche.
Der "Geistkämpfer" von Ernst Barlach vor der Kieler Nikolaikirche.© AdobeStock, Nikolai Korzhov

29. Juni 2020 von Mirjam Rüscher

50 Grafiken von Ernst Barlach (1870-1938) gibt es im Besitz der Nordkirche. In drei Ausstellungen wird im Jubiläumsjahr ein Großteil davon zu sehen sein.

"Man entdeckt einfach immer noch etwas Neues, wenn man genau hinschaut." Pastor Matthias Wünsche beugt sich über ein Bild und betrachtet es aufmerksam, bevor er weiterblättert. Von Leid gezeichnete Gesichter, gebeugte Körper, nachdenkliche Posen, manche grob dargestellt, manche mit vielen kleinen Details - die schwarz-weißen Motive, die Drucke zeigen eine große Vielfalt. In der Grafiksammlung der Nordkirche im Dorothee-Sölle-Haus in Hamburg zeigt der Studienleiter für den Fachbereich Kirchenpädagogik der Nordkirche einige Werke von Ernst Barlach.

Ausstellungen im Barlach-Jahr 2020

Etwa 50 Grafiken des norddeutschen Künstlers besitzt die Nordkirche in ihrer rund 5.000 Exponate umfassenden Grafiksammlung. Im Barlach-Jahr 2020 geben drei Ausstellungen erstmals einen umfassenden Einblick in den Barlach-Teil der Sammlung. Im August geht es zunächst nach Güstrow. Im Dom, wo "Der Schwebende" von Ernst Barlach als Ehrenmal zum Gedenken an die Toten des Ersten Weltkriegs wacht, wird die erste von drei Ausstellungen vom 1. bis 30. August zu sehen sein.

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Ernst Barlach (1870 – 1938) in seinem Atelier, im Hintergrund der vollendete "Fries der Lauschenden" (Foto um 1935). Der Bildhauer, Grafiker und Schriftsteller Ernst Barlach ist wegen seiner Holzskulpturen bekannt, in denen er die Erdgebundenheit und Vergänglichkeit des Menschen zum Ausdruck brachte. © akg-images

Eigentlich sollte diese Ausstellung bereits zu Pfingsten eröffnet sein. Wegen der Corona-Krise haben sich die Termine aber verschoben. Nun liegen die Grafiken für den Dom schon sortiert bereit und warten auf ihre Abreise. Im Oktober geht es weiter nach Hamburg in die Hauptkirche St. Petri (Mönckebergstraße), wo sie vom 5. bis 24. Oktober gezeigt wird. Vom 1. bis 27. November findet die dritte Ausstellung im Kieler Kloster statt.

Auseinandersetzung mit dem Brüchigen

Die Idee zu den drei Ausstellungen zum 150. Geburtstag von Barlach hatte Anna Luise Klafs, Studienleiterin für Kunst & Kirche in der Nordkirche. Sie selbst habe zunächst gar nicht gewusst, wie viele Grafiken Barlachs die Sammlung enthält. Das Jubiläumsjahr sei eine gute Gelegenheit, einen Großteil der Werke zu zeigen. "Die Auseinandersetzung mit dem Brüchigen, den Krisen und ihrer Deutung - das war Barlachs Thema", sagt Klafs - ungeahnt aktuell in diesem Jahr.

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Etwa 20 Grafiken pro Ausstellung sind geplant. Die Bilder wurden von den Verantwortlichen vor Ort in enger Abstimmung mit Klafs und Wünsche ausgesucht. Jede Ausstellung bekommt ihren ganz eigenen Schwerpunkt durch die Verbindung mit dem Ort. "Wir haben geschaut, wo wir Barlach ganz greifbar, also wirklich vor Ort haben", erklärt Matthias Wünsche. So habe man auch die Standorte für die Ausstellungen ausgewählt.

Auf den Spuren Barlachs in Güstrow, Hamburg und Kiel

Während "Der Schwebende" eine gewisse Leichtigkeit assoziieren und den Fokus auf Wandlungen legen lässt, steht am Mahnmal in Hamburg eher die Kriegsthematik im Mittelpunkt, und in Kiel gibt es ein Zusammenspiel mit dem "Geistkämpfer" vor der Kieler Nikolaikirche. "Die Geschichte des Geistkämpfers soll in der Ausstellung in Kiel auch noch einmal erzählt werden. Sie ist sehr spannend und gut dokumentiert", sagt Wünsche.

Nicht nur die Werke von Barlach, sondern die gesamte Grafiksammlung der Nordkirche habe über viele Jahre ein Schattendasein geführt, sagt Wünsche. "Wir haben daher angefangen, ganz proaktiv zu schauen, welche Bilder wir an welchen Orten ausstellen können. Dazu gehören natürlich Todestage und Jubiläen."

Das 20. Jahrhundert, im Besonderen die Kunst der Gegenwart, bildet den Schwerpunkt der kirchlichen Sammlung, die 1974 begonnen wurde. Barlach, Otto Dix, Max Beckmann, Käthe Kollwitz und viele andere Künstler sind darin mit ihren Werken vertreten. Mithilfe von Ausstellungs-Modulen zu Themen wie Licht, Gottesbilder oder das Böse sollen Gemeinden künftig leicht Exponate der Sammlung zeigen können.

Datum
29.06.2020
Von
Mirjam Rüscher
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