Kirche am Flughafen Hamburg

Seelsorge für Menschen auf Reisen

Seelsorger Björn Kranefuß im Andachtsraum vom Hamburg Airport.
Seelsorger Björn Kranefuß im Andachtsraum vom Hamburg Airport.© Lena Modrow

05. Oktober 2017 von Lena Modrow

Seit 17 Jahren ist Björn Kranefuß Seelsorger am Hamburg Airport. Dort kümmert er sich um Reisende, Gäste, Mitarbeiter - alle, die Hilfe brauchen. Und hat entdeckt: Der Flughafen ist ein viel religiöserer Ort, als es zunächst erscheint.

Menschen, die sich unterhalten, in allen Sprachen, vor der Gepäckabfertigung. Durchsagen mit Aufrufen für Fahrgäste. Rollende Koffer, rollende Treppen, Gemurmel am Infoschalter und auf der Aussichtsplattform: das geschäftige Treiben der Fahrzeuge, der Lärm von startenden und landenden Flugzeugen. Terminal 1 des Hamburg Airport - er ist wie eine Stadt, die niemals schläft.

Kirche am Flughafen?

16 Millionen Reisende besuchen den Flughafen jedes Jahr, 8 Millionen Besucher kommen vorbei, 15000 Menschen arbeiten dauerhaft dort. Einer von ihnen ist Björn Kranefuß, Seelsorger. "Ich bin hier so etwas wie der Stadtteilpastor", sagt er. Und das gerade an einem Ort, wo man Kirche im ersten Moment am wenigsten vermutet. Doch in den 17 Jahren, in denen Kranefuß hier schon arbeitet, hat er entdeckt: "Vieles ist an diesem Ort sehr religiös, was auf den ersten Blick nicht so erscheint."

Kathedrale der Mobilität

Nicht nur wurde der Terminal 2 von der ZEIT zur "Kathedrale der Mobilität" getauft, der ganze Flughafenbetrieb fügt sich in ein großes Bild: "Er erinnert in seiner Dreiteilung an einen Tempel", sagt Kranefuß. Ein öffentlicher Bereich, in dem sich jeder bewegen kann, Sicherheits- und Hochsicherheitsbereiche, zu denen nur noch besonderes Personal Zugang hat. "Und es findet eine Art Reinigungsprozedur statt", sagt der Seelsorger. "In der Röntgenanlage etwa muss man dokumentieren, dass man ein guter Mensch ist."

Wer unterwegs ist, braucht auch mal Hilfe

Und dann ist da natürlich noch das Reisen: Seit jeher ein Sinnbild für die Suche; die Suche nach dem Paradies, die Suche nach Gott. Verbunden mit Aufbrechen, Trennung, aber auch wieder einem Ankommen. Der Terminal ist ein Übergang, ein Grenzbereich - der dies schon in der Wortbedeutung selbst trägt. Und da ist klar, wo der Mensch an solchen Punkten steht, braucht er auch zuweilen Hilfe.

Gästebuch im Andachtsraum am Flughafen Hamburg
Gästebuch im Andachtsraum am Flughafen Hamburg© Lena Modrow

Bisschen wie in der Bahnhofsmission

"Jeder ist willkommen", sagt der Flughafenseelsorger. "Im Notfall spielt die Konfession keine Rolle." Beziehungsprobleme, Probleme am Arbeitsplatz - die Themen kommen am Flughafen zur Sprache, wenn sich Gäste oder Mitarbeiter an Kranefuß wenden, manchmal ist es auch etwas Reisespezifisches wie Flugangst. Der Seelsorger ist auch da, wenn es um besonders schwere Fälle geht; wie Menschen in Empfang zu nehmen, die auf Reisen Angehörige verloren haben und nun zurückkehren. Oder Menschen, die es nicht geschafft haben, in ihren Flieger zu steigen und wochenlang im Flughafen herumirren. "Menschen, für die sich sonst keiner zuständig fühlt", sagt Kranefuß, der schon nach dem Studium mehrere Jahre in der Krankenhausseelsorge in Atlanta tätig war. "Das ist ein bisschen wie in der Bahnhofsmission."

Stille finden die Besucher im Andachtsraum

Dass der Flughafen ein viel religiöserer Ort ist, als man zunächst denken mag, davon erzählt Kranefuß, wenn er Führungen durch den Flughafen macht. Bei denen zeigt er unter anderem, was viele gar nicht wissen: Dass der Flughafen auch einen kleinen Andachtsraum hat. Auf Ebene 2 von Terminal 1, fast schwebend über dem Sicherheitsbereich. "Tritt ein" heißt es am Eingang der Kapelle, die alles hat: Ein Kreuz, einen Engel, ein Gästebuch, Gebetstexte, Kerzen, Sitzreihen. Und vor allem Stille - ein seltenes Gut inmitten der Geräuschkulisse von Terminal 1. Und selbst hier im Kleinen wird das Thema der Reise, vom Suchen und Finden noch fortgeführt: Ein Paar, bepackt mit Rucksäcken, betritt den Raum. Kurz vor ihrer Reise nach Kanada halten sie Ausschau: Nach einem "Cache", einem kleinen Versteck, der in Form von geografischen Daten im Internet zu finden ist. Die "Geocacher", die nach solchen kleinen "Schätzen" mit Hilfe eines GPS-Geräts suchen, werden fündig: In der Ecke liegt ein Kästchen, das nur geöffnet werden kann, wenn die Schatzsucher zuerst vier kleine Aufgaben gelöst haben, um die Nummern für den Code zu bekommen. Bald zehntausend Besucher haben so schon den Weg in den Andachtsraum gefunden.

Engel im Andachtsraum am Hamburg Airport
Engel im Andachtsraum am Hamburg Airport© Lena Modrow

Geocache als Besuchermagnet

"Ich habe nach einem Weg gesucht, wie man mehr Besucher, die sonst keinen Kontakt zur Kirche haben, in die Kirche bringen kann", sagt Kranefuß. Nachdem ihm ein Mitarbeiter von seinem Geo-Cache-Hobby erzählt hatte, brachte er beides zusammen. Schon wenige Zeit, nachdem das Versteck für die Geocacher zur Verfügung gestellt worden war, wurde er zum "Cache des Jahres" gewählt. Tausende positive Kommentare im Geocaching-Forum zeugen von seiner Beliebtheit. Doch nicht nur für Schatzsucher ist die Kapelle ein Ort mit besonderer Bedeutung: Andachten wurden hier gefeiert, Paare getraut und Reisesegen gegeben.

Der Terminal, der niemals schläft

Der Andachtsraum im Flughafen Hamburg ist täglich von 6 bis 22 Uhr geöffnet. Alle 14 Tage findet mittwochs von 8.15 bis 8.45 Uhr ein Gottesdienst statt. 

Im Andachtsraum gibt es gerade als Teil des Reformationsjubiläums die Foto-Ausstellung "10 biblische Sätze zum Festhalten".

Für die Zukunft wünscht sich der Flughafenseelsorger noch mehr neue Wege zu finden, die Reisenden schon in der Empfangshalle mit der Kirche in Kontakt zu bringen. Unter den Mitarbeitern jedenfalls hat er da schon einen Weg gefunden: Kranefuß hat einen Projektchor gegründet, bei dem Flugzeugtechniker ebenso wie das Reinigungspersonal zusammenkommen, jedes Jahr ab September Stücke einproben und im Dezember im Michel aufführen. Wie es sonst weitergeht, im Terminal 1, der niemals schläft, wird man dann sehen. Der Seelsorger sagt dazu halbernst: "Wie bringen Sie Gott zum Lachen? Sie machen einen Plan."

 

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