Seit diesem Monat ist das neue Prädikantengesetz der Nordkirche in Kraft
05. Februar 2014
Kiel/Hamburg. Schwarz, wenige gelegte Falten, V-Ausschnitt. Sabine Stürzer ist die erste, die den neuen Prädikantentalar für die Nordkirche anprobieren kann. Erst im November hatte die Nordkirchen-Synode ein Kirchengesetz zur Ordnung des Prädikantendienstes verabschiedet. Seit wenigen Tagen ist es in Kraft. Der Talar passt. Kein Wunder, schließlich wurde er eigens für die 54-Jährige maßgeschneidert.
"Zunächst war alles ein bisschen improvisiert", berichtet Holger Schuldt, der in Hamburg eine Schneiderei für Kirchenbedarf betreibt. Stürzers Prädikantentalar sei gewissermaßen der Prototyp gewesen. Denn mit dem neuen Gesetz erhielten die ehrenamtlichen Prediger nicht nur das Recht, das Abendmahl einzusetzen, sondern auch die Auflage den "Allgemeinen Talar für Prädikantinnen und Prädikanten" zu tragen. "Wie dieser aussehen sollte, war zunächst aber noch gar nicht festgelegt", sagt Schuldt.
Mit einem Talar "ist man immer korrekt angezogen"
Doch inzwischen herrscht Klarheit. Eine entsprechende Verwaltungsverordnung werde in Kürze veröffentlicht, bestätigt Johanne Hannemann vom zuständigen Dezernat für Theologie im Kieler Kirchenamt der Nordkirche. Sechs weitere Prädikantinnen aus der Nordkirche haben den neuen Talar seitdem bereits bei Holger Schuldt bestellt. Sabine Stürzer, die ihre Prädikantenausbildung gerade erst abgeschlossen hat, fühlt sich in dem Gewand sofort wohl. Sie fühle sich geehrt und wertgeschätzt, sagt sie bescheiden. "Außerdem ist man damit immer korrekt angezogen". Auch in fremden Gemeinden werde sie künftig sofort als diejenige erkannt, die den Gottesdienst leitet.
Für den Prädikantendienst geworben wurde die Geesthachterin von ihrem Pastor Thomas Andreas Heisel. Mit insgesamt vier Prädikanten und Lektoren habe ihre Gemeinde die meisten ehrenamtlichen Prediger im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. So sei es möglich, dass Heisel an einem Sonntag im Monat Zeit für seine Familie habe, berichtet Stürzer. Auch ihr Ehemann Willi werde gerade vom Lektor zum Prädikanten weitergebildet. Überhaupt verlaufe die Zusammenarbeit von haupt- und ehrenamtlichen Predigern in Geesthacht äußerst partnerschaftlich.
"Nichts ist schlimmer, als wenn Gottesdienste ausfallen müssen."
So muss die Empfangssekretärin einer Hamburger Druckerei beim neuen Talar auch keinen Cent dazubezahlen. Die Kosten teilen sich Gemeinde und Kirchenkreis. In Kurhessen-Waldeck werde der Prädikantentalar sogar grundsätzlich von der Landeskirche bezahlt, plaudert Schuldt aus dem Nähkästchen.
Für Sabine Stürzer ist das neue Prädikantengesetz aber bereits ein Schritt in die richtig Richtung. "Ich finde es wichtig, Gottes Wort weiterzutragen", sagt die stolze Besitzerin des nordkirchenweit ersten Prädikantalars. "Nichts ist schlimmer, als wenn Gottesdienste ausfallen müssen."