31. Oktober 2018 | Hauptkirche St. Petri

Selig sind, die Frieden stiften

31. Oktober 2018 von Kirsten Fehrs

Ökumenischen Gottesdienst am Reformationstag, Kurzpredigt zu Matthäus 5,9

Mt 5, 9: Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Liebe Schwestern und Brüder,

„Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters“ – dieses Lied, das der Chor eben so wunderbar gesungen hat, stammt von Melchior Franck. Und es passt heute gut hierher, weil Melchior Franck in seinem Leben so tragisch erfahren hat, was die Trennung der Christen bedeutet hat. Denn er lebte und starb im Dreißigjährigen Krieg, zuvor hatte er bereits seine Frau, seinen Sohn und am Ende auch seine Tochter verloren, die auf der Flucht vor plündernden Soldaten ums Leben kam. Er selbst schrieb die Musik für ihre Beerdigung. Vom gefeierten Hofkapellmeister in Coburg wurde er zum Bettler, als der Krieg die Stadt verwüstete. In bitterer Armut starb er 1639.
„Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Diesen Satz, kaum 100 Jahre zuvor von Martin Luther ins Deutsche übersetzt, – damit die Menschen ihn wirklich verstehen! – diesen Satz hatten die Deutschen vergessen, als 1618 der Krieg ausbrach. Genau 400 Jahre ist das nun her. Selig sind, die Frieden stiften. So einfach und kurz, und doch so selten erfüllt. 30 Jahre lang wütete der Krieg damals in Europa. Machtgier und Expansionspolitik wurden religiös verbrämt. Es kämpften eben Protestanten gegen Katholiken! Und solche Konflikte gibt es noch heute, wir brauchen bloß nach Nordirland zu schauen. Ein Wahnsinn, wenn man sich das überlegt. Dass religiöser Glaube wie ein Brandbeschleuniger wirken kann, davor ist keine Religion sicher.

Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen. Ich bin sehr dankbar, dass wir hier heute gemeinsam diesen Gottesdienst feiern – ganz gleichwertig, evangelisch und katholisch und orthodox. Denn: Gottes Kinder, die Kinder eines Vaters sind wir. Und das bedeutet ja im Umkehrschluss: Wenn der konfessionelle Unterschied zum Gegeneinander führt und uns trennt, verdunkelt sich das Evangelium. Und wenn gar konfessionelle Trennung zu Kampf und Krieg wird, dann kann man nur mit diesem alten Begriff sagen: Wir versündigen uns gegen das Evangelium.

Selig sind die Friedfertigen! Unser gemeinsames Zeugnis als Christen ist heute wichtiger denn je, wenn wir uns in der Welt umschauen. So lange glaubten wir, dass wir in Europa auf dem Weg des Friedens seien. Stattdessen erleben wir, dass Nationalismus und Abgrenzung wachsen. Selbst in unserer unmittelbaren Nachbarschaft bedrohen Regierungen Grundrechte oder setzen humanitäre Regelungen außer Kraft. Längst überwunden geglaubte Aufrüstungen wie die Stationierung neuer Atomraketen rücken nun wieder in den Horizont, wenn Abrüstungsverträge in Frage gestellt werden. Da kann man doch nur fragen: Geht‘s noch?

Liebe Geschwister, stärker, lauter und vernehmlicher müssen wir heutzutage an das Wort Jesu erinnern: Selig sind, die Frieden stiften. Gemeinsam. Wie gut also, dass der heutige Tag nicht mehr länger für die Trennung steht, sondern für das Verbindende. Und wie gut, dass der Feiertag uns Raum gibt, dies öffentlich zu bezeugen! Und so bitte ich euch – wann, wenn nicht heute! – : Gebt einander ein Zeichen des Friedens. Über die Grenzen und Bankreihen hinweg, hier und jetzt: Friede sei mit dir.

Wir sind uns in der praktischen Ökumene doch schon längst bewusst, wieviel uns eint und wieviel Kraft wir gemeinsam entfalten können. Beten und handeln wir – für den Frieden in unserem Land und unserer Stadt.
Dona nobis pacem.
Amen.

 

Datum
31.10.2018
Quelle
Stabsstelle Presse und Kommunikation
Von
Kirsten Fehrs
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