22. Februar 2021 | Videokonferenz

Vortrag beim Petri-Forum zu den Hauptschriften Luthers 1520

22. Februar 2021 von Kirsten Fehrs

Titel "Sermon von der Bereitung zum Sterben"

Sehr geehrter Hauptpastor Dr. Kruse,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,

ich danke herzlich für die Einladung zu einem wiederum interessanten Petri-Forum, und zwar zu den Hauptschriften Martin Luthers von 1520, vom „jungen“ Luther, wie es in der Forschung bisweilen heißt. Dabei ist er 1520 schon 37 Jahre alt – auch unter heutigen Verhältnissen nicht wirklich blutjung, möchte man meinen …

Jedoch: Die Jahre um 1520 werden als die theologische Adoleszenz Luthers bezeichnet, die Zeit also, in der er zu seiner Position fand, oder besser: sie errang, indem er durch die reformatorische Erkenntnis zu neuen Ufern aufbrach. Und indem er zugleich brach – mit Tradition, Elternhaus, schließlich Papsttum. In einigen Wochen, am 18. April 2021 jähren sich zum 500. Mal seine ihm zugeschriebenen, charakteristischen Worte vor dem Wormser Reichstag. Er spricht sie wissend, dass ihm die Reichsacht droht, und widerruft dennoch nicht. Sondern steht zu seiner Gewissensentscheidung: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen.“[1]

Hier bin ich und kann nicht anders – ich freue mich bei Ihnen zu sein und aus meiner persönlichen Perspektive den „jungen“ Luther unter die Lupe zu nehmen. Sie haben nun all die wichtigen Schriften schon diskutiert – nur einige Sätze dazu.[2]

Die Freiheit eines Christenmenschen ist sagenhaft aktuell in seiner Dialektik: Wie nämlich die Freiheit jedes einzelnen Menschen nur in Verantwortung für sich und andere Gültigkeit erlangt. Und das in diesen Zeiten, wo das Thema Freiheitsrechte die Gemüter bewegt. Dabei scheint mir doch im Blick auf Querdenker-Autokonvois zweifelhaft, ob dieser Anteil der Verantwortung auch gegenüber anderen genügend verstanden wird ...

De captivitate Babylonica ecclesiae praeludium (Vorspiel zur Babylonischen Gefangenschaft der Kirche, Sommer 1520) – Luther entfaltet darin sein Sakramentsverständnis und reduziert die Sakramente auf die nur von Christus selbst eingesetzten: Taufe, Abendmahl und Buße.[3] Ein wichtiges Kapitel zum Thema Amtsverständnis.[4]

Ich habe von Hauptpastor Dr. Kruse das große Privileg erhalten, mir auszusuchen, zu welcher Schrift Luthers ich meinen persönlichen Zugang zu Luther entfalte – und wie dies auf die aktuelle gesellschaftliche, aber auch kirchliche Reformbedürftigkeit zu beziehen sei. Eine reizvolle Aufgabe.

Ich bleibe in der Adoleszenz Luthers – und zwar direkt vor 1520. Bei aller Achtung nämlich vor dem klugen und geradlinig-frommen Theologen, den bisweilen derbsprachigen Kämpfer, den mutigen Reformator und Bier saufenden Sympathieträger – aber auch in meinem Erschrecken vor dem um sich schlagenden Antijudaisten, dem aggressiven Choleriker, dem in seiner Depression verbitterten Grantler – mein Zugang zu dieser vielschichtigen Persönlichkeit hat sich vor allem durch eine Schrift erschlossen: den Sermon von der Bereitung zum Sterben von 1519.

Hier zeigt Luther, dass er Seelsorge kann – er findet empfindsame Zwischentöne, zeigt gewissermaßen seine weiche Seite, und erweist sich in geradezu moderner Weise als Meister der Ars moriendi – der Kunst, ganz bewusst: Kunst des Sterben-Könnens.[5] Mir ist diese Schrift in diesen Pandemiezeiten noch einmal ganz neu ins Bewusstsein gekommen, in der uns unsere Verwundbarkeit, unsere Vergänglichkeit auf eklatante Weise hautnah gerückt ist. So viele Menschen sterben gerade unter den Bedingungen des Corona-Virus, nicht nur an ihm, aber seinetwegen bisweilen atemloser, ängstlicher, schmerzhafter und einsamer. Als Kirche, deren Muttersprache die Seelsorge ist, tragen wir Sorge dafür, dass Kranke und Sterbende – und ebenso deren Angehörige – nicht allein bleiben.

Der Sermon trifft den Nerv der heutigen Zeit. Denn Luther versteht die Seelsorge auch als gesellschaftliche Aufgabe von Kirche. Es geht um öffentliche Seelsorge, die Ermutigung, dass über den Tod und unsere Vergänglichkeit zu reden und nicht zu schweigen sei. Also, während es dir gut geht und du keine Sorgen hast und du noch dein Haus bestellen kannst, sollst du vom Tod reden. „Im Leben soll man sich mit dem Gedanken an den Tod beschäftigen und ihn vor uns treten heißen, solange er noch ferne ist und uns noch nicht bedrängt.“, sagt Luther. Ein kluger Rat, denn wir wissen, wie sehr der Tod und das Sterben nicht nur persönlich, sondern auch gesellschaftlich ausgegrenzt werden. Immer noch. Obwohl es Hospize gibt und Palliativstationen ist der Tod dennoch zumeist das Thema der anderen. Im Sterben ist der Mensch nicht mehr „mitten im Leben“, sondern „auf der anderen Seite“ … Und dass wir nun einmal vergänglich sind und unser Leben in den letzten Dingen nicht „im Griff“ haben, scheint als Erkenntnis der vergangenen Monate neu ins Bewusstsein gedrungen zu sein.

Das war bei Luther letztlich nicht anders; erst als er selbst betroffen ist, befasst er sich intensiver damit. Als nämlich Friedrich der Weise, der immer seine schützende Hand über ihn gehalten hat (unschlagbar übrigens Peter Ustinov in dieser Rolle im Film „Luther“), schwer erkrankt, stellt er sich theologisch der Frage, wie man sich auf seine letzte Stunde vorbereiten soll. An einem einzigen Tag schreibt er in 20 Artikeln seine Gedanken nieder, die dann zu einem Bestseller der geistlichen Literatur wurden. Ich fasse die wichtigsten Gedanken zusammen:

Reden wir vom Tod mitten im Leben. Ganz pragmatisch: Überlege dir, wie dein Geld und dein Besitz nach deinem Tod verteilt werden sollen. Erkläre deine Entscheidung deinen Hinterbliebenen. Auf diese Weise vermeidest du Streit und Entzweiung, wenn dein Testament eröffnet wird. Zur Ars moriendi gehört es, die letzten Dinge beizeiten regeln (übersetzt ins heute: Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Testament usw.).

Der „geistliche Abschied“: Vergib! Vergib allen Menschen, die dich beleidigt haben. Nimm keinen Groll mit ins Grab. Halte keine alten Wunden fest. Lass los. Und lass dir vergeben von denen, die du in deinem Leben verletzt oder beleidigt hast. Luther sagt: „Die Seele darf nicht behaftet bleiben mit irgendeiner Angelegenheit auf Erden.“ Dabei seien es wohl vor allem zwei Dinge, die loszulassen uns am schwersten fallen: unseren Besitz und unseren Stolz.

Nun aber, wenn der Tod nach dir greift, wenn der Weg von dieser in jene Welt nicht mehr weit ist, das Atmen mühsamer und der Blick verinnerlichter wird, dann soll man nicht mehr grübeln und zweifeln, dann soll man vielmehr zuversichtlich werden. Luthers Rat: Wenn der Tod nahe ist, sollen wir nicht mehr an den Tod denken. Im Sterben soll man sich an das halten, was tröstet. An die Hoffnung auf das ewige Leben, an Gottes Gnade und an den Himmel. Dies aber beschreibt er sehr feinfühlig im Blick auf die Angst, die die Menschen damals – ebenso ja wie heute – ergreift, mit dem Bild der engen Pforte. Auf sie muss sich ein jeder getrost gefasst machen. „Es geht hier zu, wie wenn ein Kind aus der kleinen Wohnung in seiner Mutter Leib mit Gefahr und Ängsten geboren wird in diesen weiten Himmel und Erde, unsere Welt. Ebenso geht der Mensch durch die enge Pforte des Todes aus diesem Leben.“

Diesen Vergleich von Geburt und Tod führt er aus: „Eine Frau, wenn sie gebiert, so leidet sie Angst. Wenn sie aber genesen ist, so gedenkt sie der Angst nimmer, weil ein Mensch geboren ist von ihr in die Welt. So muss man sich auch im Sterben auf die Angst gefasst machen und wissen, dass danach ein großer Raum und Freude sein wird.“

Luther stellt sich damit der entscheidenden Frage, die bis heute die Menschen bewegt: Was können wir dazu tun, dass unsere Angst beim Sterben kleiner und der Trost im Herzen immer größer wird. Seine Antwort, natürlich die des Christen: Wir müssen uns möglichst klar und immer wieder vor Augen halten, dass der Tod nur eine Durchgangsstation ist. Keine Sackgasse, kein Aufbewahrungsort, keine Auflösung ins Nichts. Sondern Durchgang. Das „Nachher“ ist Frieden. Es geht darum, die Schreckensbilder des Todes mit den Trostbildern des Glaubens zu überdecken. Deshalb sollen wir uns Christus ein-bilden, der das Sterben und das tiefe Tal genau kennt. „Christus, der ja bereits durch den Tod hindurchgegangen ist, der bereits hier und jetzt bei dir ist und dich an der Hand nimmt – und der diese Hand niemals loslassen wird. […] Je tiefer und fester du dies Bild in dich hinein bildest und ansiehst, desto mehr fällt des Todes Bild ab und verschwindet von selbst ohne alles Zerren und Streiten. Und so hat dein Herz Frieden.“ Überdies solle man sich, wenn die letzte Stunde gekommen ist, „lauter holdselige und fröhliche Anblicke des eigenen Lebens“ vergegenwärtigen.

Soweit Luther vor 500 Jahren in seinem Ratgeber über den Umgang mit dem Tod. Was würde er heute sagen? Zu den Kranken, die fühlen, dass sie nicht mehr lange leben werden? Zu denen, die verlegen am Bettrand sitzen und nach einem unverfänglichen Gesprächsthema suchen? Er würde – in moderner Sprache – das gleiche sagen. Würde versuchen, die Angst zu nehmen. Würde ermutigen, Abschied zu nehmen. Würde vielleicht eine Schrift verfassen mit dem Titel: „Was am Ende wirklich zählt“. Und zu denen, deren Tod schon ganz nahe ist, würde er sagen: „Was immer auf dich zukommt, glaube daran: Du bist nicht allein. Gott ist bei dir mit allen seinen Engeln. Denn: „Er hat dich seinen Engeln anbefohlen, auf den Händen sollen sie dich tragen und dich bewahren, wo du auch hingehst.“

Für mich beeindruckend, dass Luther zwar fromm ist, aber nicht frömmelnd darüber hinweg geht, wie schmerzhaft das Sterben eines geliebten Menschen ist; den frühen Tod seiner Tochter Magdalena etwa hat er nie überwunden. So menschlich, wenn er sagt: Erst durch eine Art von schnaubendem Zorn gegen den Tod seien die Tränen gestillt worden. Das macht ihn zu einem so guten Seelsorger. Er schwadroniert nicht, sondern weiß: Der Tod und das Sterben sind der absolute Ausnahmezustand. Für die letzten Momente gibt es keine Vorbereitung, kein erlernbares Wissen, keine frommen Formeln, der Tod hebelt alles aus. Jeder Alltag ist vorbei.

Und Luther weiß: Niemand weiß, wie es ist, wenn es soweit ist. Er lebt in einer Zeit mit Kriegen und Seuchen, der Angst vor dem jüngsten Gericht. Nicht umsonst ja konnte der Ablasshandel so florieren. Insofern ist es auch eine Seelsorge mit politischer Kraft, wenn er sagt: „Wenn du stirbst […] so musst du der Gnade Bild vor Augen haben […] dies ist aber nichts anderes als Christus am Kreuz [...], der deine Sünde von dir nimmt, sie für dich trägt. Und dies fest glauben und nicht daran zweifeln – das ist, das Gnadenbild in sich hineinbilden“.

Ars moriendi 1519. Und wie sieht es mit dieser Kunst des Sterbens 2021 aus? Angesichts einer hoch entwickelten Intensivmedizin? Demgegenüber hören und erleben wir die Ängste und die Einsamkeit vieler Menschen nicht erst seit Corona. Wir hören ihren Wunsch nach Selbstbestimmung angesichts der Angewiesenheit, die eine Krankheit mit sich bringen kann. Wir hören ihren Wunsch, anderen nicht zur Last zu fallen, dass der Sterbeprozess nicht über ihre Kraft ausgedehnt werde und sich die Schmerzen in erträglichen Grenzen halten.

Diese Angst, von der Luther spricht, sie ist ja zu merken. Kein Mensch weiß eben, wie es ist, wenn es soweit ist. Und vielleicht sollte man dann auch einmal schweigen statt reden. Es liegt Würde darin, das Sterben eines Menschen unbeschreiblich sein zu lassen. Ich kann als Seelsorgerin nahe sein und zuhören, wenn es das Haus zu bestellen gilt; ich kann die Hand halten, den Segen sprechen und das Brot brechen. Ich kann mit Luther glauben, dass jeder leidende Mensch wie Christus in den Armen des Schöpfers aufgefangen sein wird. Doch den letzten Schritt geht jeder Mensch für sich. Würdiges Sterben braucht diesen Raum der Individualität. Es braucht Zeit und Geduld, das leise Gespräch, die Zuneigung. Hospize bieten dies: Sie sind wie ein einziger Sermon mit dem Titel: Wie man nicht dem Leben Tage gibt, sondern den Tagen Leben.

Dennoch: Viele äußern Sterbewünsche, fordern den assistierten Suizid. Seitdem das Bundesverfassungsurteil vom letzten Februar den assistierten Suizid nicht grundsätzlich unter Strafe gestellt hat und zwar auf der Grundlage, dass die „autonome Selbstbestimmung“ über allem stehend auch den Suizid einschließt, bewegt die Debatte um die „aktive Sterbehilfe“ (so hieß es früher) bzw. den „assistierten Suizid“ heftig die Gemüter.

Die großen Kirchen haben sich bisher einer aktiven Sterbehilfe – respektive assistiertem Suizid entgegen gestemmt, mit dem Hinweis darauf, dass Leben gottgegeben sei und nicht in der Verfügbarkeit des Menschen liege.[6] Und dies ist gerade im Blick auf die „geschäftsmäßige Organisation von Suizidassistenz“ unbedingt zu bekräftigen. Es darf nicht passieren, dass ein alter oder sehr kranker Mensch begründen muss, warum er keinen Suizidwunsch ausspricht.

Zugleich sollte man nicht die aktuelle Situation in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen außer Acht lassen: Es gibt viele ältere – eben oft vereinsamte – Menschen,die physisch vielleicht sogar noch relativ gesund sind und dennoch den Sterbewunsch artikulieren. Hier jede Kraft für Suizidprävention einzusetzen, ist je länger desto wichtiger.

Daneben müssen wir uns vergegenwärtigen, dass es sehr verzweifelte Situationen gibt, dass mancher Mensch – trotz aller palliativen und seelsorgerlichen Begleitung – es nicht mehr aushalten kann zu leben. Diese Entscheidung mag ich persönlich zutiefst betrauern und ihr nicht zustimmen, aber lasse ich den Menschen dann allein? Das ist auf den Punkt gebracht die Frage, die derzeit unser Feingefühl und unseren Verstand braucht: Gerade weil der Tod der Ausnahmezustand schlechthin ist, in dem nicht die Selbstbestimmung, sondern die totale Abhängigkeit die Realität bestimmt, gehört doch die seelsorgerliche Begleitung bis zum Schluss zu einem würdigen Sterben!

Ein ernstes Thema, das jetzt hier nur angerissen werden kann und mehr Vertiefung verdient. Denn es wird uns in Zukunft herausfordern. Weil es um zwei wichtige gesellschaftliche Fragen und Themen geht, die der Reform bedürfen: um die Einsamkeit, nicht nur älterer Menschen. Und um die Frage nach autonomer Selbstbestimmung, die meiner Überzeugung nicht gleichgesetzt werden kann mit Menschenwürde, wie es das Bundesverfassungsgerichtsurteil letztlich tut.

Menschenwürde umfasst doch viel mehr. Etwa die Angewiesenheit des Menschen auf soziale Beziehungen: Wir brauchen einander. Das ist der Kern – auch unserer Kirche, die nicht nur ethische Herausforderungen zu bewältigen hat, sondern auch einen umfassenden Strukturwandel. Damit bin ich bei einem letzten kurzen Exkurs zu den aktuellen Herausforderungen:

Luther dazu in den Bekenntnisschriften: Kirche ist, wo Evangelium gepredigt und Sakramente geteilt werden und wo Menschen darauf gemeinsam mit ihrem Glauben antworten. Diesem Gottes-Dienst, der immer auch die tätige Nächstenliebe auf der Straße meint, dienen all die Gebäude und Ämter und Haushalte und Strukturen, mit denen wir uns auf Synoden und in Kirchengemeinderäten beschäftigen. Wichtig: Ohne eine auf den anderen ausgerichtete Haltung, die das Gemeinsame sucht, „funktioniert“ Kirche nicht. Wir brauchen Zusammenhalt und Solidarität, um seelsorgerisch wach zu bleiben. Um wirksam zu sein. Um zu heilen und zu trösten angesichts bleibender Verletzlichkeit des Lebens. Und darin Christus zu verkündigen. Das ist unser Auftrag.

Dazu noch einmal Luther. 1527 wurde er mit der Pest konfrontiert, als diese im Spätherbst in Wittenberg ausbrach. In dieser Zeit weigerte sich Luther Wittenberg zu verlassen. Ganz im Gegenteil nahm er sogar Erkrankte in seinem Haus auf. Dies legte er auch seinen Mitmenschen nahe in seiner Schrift „Ob man vor dem Sterben fliehen möge“, die 1527 entstand. Hierin äußerte er Verständnis für alle, die die von der Pest betroffenen Gebiete verlassen wollten. Flucht sei keine Sünde, so Luther. Aber gerade den Schwachen dürfe die Hilfe nicht verwehrt werden. Deshalb seien die organisatorischen Strukturen zu erhalten. So forderte er, dass Amtspersonen, Priester und Angehörige zur Pflege der Kranken zum Bleiben verpflichtet seien. Zugleich verurteilt er wortreich die Verantwortungslosigkeit von nur leicht Erkrankten, die sich unter Gesunde mischten und sie dadurch ansteckten.

Wie aktuell auch das – Kirche, die Gottesdienst erfüllt als wache Zeitgenossin, die ethisch Verantwortung übernimmt, als Gesprächspartnerin in Pflegeheimen und Krankenhäusern. Seelsorge hier verstanden als öffentliche Präsenz von Kirche, die ihrer Hoffnung glaubt. Mit einer Zuversicht, deren Sicht über die Not hinaussieht. Und auch hinausführt. Das wird in dieser Gesellschaft gebraucht. Eine Kirche mit Hoffnungsmenschen. Die die Herausforderung mutig annimmt. Das ist zentral, wenn wir jetzt auch an Grenzen kommen, finanziell und personell. Kirchenreform – damit müssen wir uns auseinandersetzen; sie ist dran. Auch, weil wir es uns nicht leisten können, uns von sinkenden Mitgliederzahlen, von schwindenden Steuereinnahmen oder von nicht mehr besetzbaren Pfarrstellen lähmen zu lassen. Eine Aufgabe, die wir auf allen kirchlichen Ebenen momentan zu bewältigen haben. Wir kommen nicht darum herum, nur hindurch! Und das bedeutet auch, dass wir Konflikte und Verteilungsfragen zu bearbeiten haben.

Zeitgleich ermutigen die vielen kreativen Ideen, die längst ausprobiert werden. Den Mut zu neuen Wegen, den brauchen wir ebenfalls. Corona hat hier enorm beschleunigt. Doch auch schon vorher ging St. Petri auf die Plätze! Hat in dieser Stadt Zeichen gesetzt. Danke für die sagenhafte Präsenz, gerade in den vergangenen Monaten. Luther hätte seine Freude daran - und ich freue mich nun auf das Gespräch. Vielen Dank.

1 Das heißt, um der um Genauigkeit bemühten Wissenschaft Genüge zu tun: Luthers Ausruf gegenüber Kaiser Karl, der daraufhin dann auch prompt die Reichsacht über ihn ausspricht, lautet: „Da mein Gewissen in den Worten Gottes gefangen ist, kann ich und will ich nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen.“

[2] Zuallererst die Adelsschrift „An den christlichen Adel deutscher Nation“, bei der Luther seine theologischen Erkenntnisse in praktische Reformvorschläge umsetzt und dabei nach Unterstützung der Reform sucht bei denjenigen, die heftig unter Roms Abgabenpolitik litten – eben der Adel deutscher Nation.

[3] Die Ehe etwa ist ein weltlich Ding – und das Sterbesakrament, die letzte Ölung, nicht wirklich sinnvoll, soll sie doch eigentlich die Gesundung fördern und gerade keine letzte Ölung sein … Diese Schrift hat durchaus süffisante Töne und ist bisweilen amüsant zu lesen.

[4] Frage: In welchem Vorspiel zu welcher Gefangenschaft befindet sich Kirche heute? – Und schließlich der Sermon von den guten Werken – eine neue Verhältnisbestimmung von Glauben und Werken anhand der Auslegung der 10 Gebote.

[5]Ars moriendi ist eine (spät)mittelalterliche Gattung der Erbauungsliteratur mit dem Thema: Christliche Vorbereitung auf einen guten, das Leben abschließenden bzw. heilsamen Tod.

[6] Dabei beruft man sich auf eine breite theologische Tradition, die vom frühen Christentum über die Scholastik bis hin zur Reformation reicht und auch heute noch bei den meisten als normativ gilt So kritisierte schon 2011 der Ratsvorsitzende der EKD Bischof Wolfgang Huber die Erklärung des nationalen Ethikrates zur Sterbebegleitung: „Das partielle Ja zur ärztlichen Suizidbeihilfe und zur ärztlichen Mitwirkung bei der Tötung auf Verlangen stellt den in Deutschland bestehenden Konsens über das ärztliche Ethos in Frage.“

 

Datum
22.02.2021
Quelle
Stabsstelle Presse und Kommunikation
Von
Kirsten Fehrs
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