17. Mai 2019 | Hüttener Kirche

Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen!

17. Mai 2019 von Gothart Magaard

Predigt am Sonntag Kantate - 700 Jahre Hüttener Kirche

 So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld;

13 und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!

14 Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.

15 Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar.

16 Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.

17 Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
Amen.

Liebe Festgemeinde hier in Hütten,

neben dem Pfingstfest gibt es wohl kaum einen passenderen Sonntag als den Sonntag Kantate, um ein Kirchenjubiläum zu feiern. Kantate kommt von Singen. Eine klingende Kirche voll Gesang und Musik ist ein Erlebnis. Da spüre ich Gemeinschaft, Vielstimmigkeit und Zusammenspiel. Wenn die Instrumente und Stimmen zusammenklingen und im Takt in einem Rhythmus schwingen, entsteht etwas Gemeinsames. Da kommt es nicht darauf an, dass jeder Ton stimmt, sondern vielmehr, dass jede und jeder in das Lob Gottes miteinstimmen kann.Wie schön, dass heute die Posaunen und Trompeten unsere Stimmen und die Orgel unterstützen und den Klang laut werden lassen.

Seit 700 Jahren singen, beten und feiern Menschen hier Gottesdienst. Der Kirchraum könnte uns viele Geschichten davon erzählen: von lauten Festen und stillen Gebeten, von Freude und Leid, Jubel und Trauer.

Wir feiern heute, dass an diesem Ort seit 700 Jahren Menschen zusammenkommen, um Gott zu loben oder ihn zu suchen, zu danken, zu klagen oder einfach den Rhythmus und den Klang der Gemeinde und ihres Glaubens wahrzunehmen. 700 Jahre sind eine lange Zeit.

Viel wissen wir nicht darüber, was hier im Jahr 1319 in den Hüttener Bergen los war. Sicher ist, hier stand diese Kirche. Wann sie geweiht wurde, können wir nicht sagen. Von daher hatten Sie für den Zeitpunkt des Festes tatsächlich die freie Wahl. Ja wir wissen noch nicht einmal, wie alt die Kirche nun wirklich ist. Mindestens 700 Jahre, aber wie viele Jahre sie hier schon vorher gestanden hat und seit wann sich holsteinische Bauern und Ritter hier niedergelassen haben und die Dörfer entstanden sind, ist ungewiss. Sicher scheint wohl, seit es hier die Dörfer gibt, steht in Hütten diese Kirche.

Heute sind es neben Hütten auch Damendorf, Ahlefeld, Ascheffel, Osterby und Brekendorf, wo das Fest heute noch weitergehen soll, die Orte, die zur Gemeinde gehören. Dörfer die sich über die Jahrhunderte verändert haben, gewachsen sind oder auch an Bedeutung verloren haben. Ein Landstrich, wo Menschen leben, die neuzugezogen sind neben Vielen, deren Familien seit Generationen in den Hüttener Bergen leben und hier ihr zu Hause haben.

Wenn wir auf 700 Jahre zurückschauen, sind die Veränderungen interessant. Das gilt für das Dorf genauso wie für die Kirche. Und die wohl spannendste Veränderung in der Geschichte der Hüttener Kirche ist das Jahr 1517. Ausgerechnet in diesem Jahr wurde der wertvolle Altar geschnitzt. 1520 kam er nach Hütten als ein neuer Chorraum angebaut wurde. Das muss man sich einmal vorstellen: 1517 im Jahr, in dem Luther mit seinen Thesen die Reformation in Gang setzte, wird dieser Altar mit der Marien Darstellung in Köln geschnitzt.

Sie hatten hier also einen durch und durch vorreformatorisch geprägten Altar in der Hüttener Kirche, der dann schon bald nicht mehr in die Zeit passte, weil sich Kirche eben nicht nur baulich verändert, sondern von Zeit zu Zeit auch inhaltlich wieder neu ausrichtet.

Der Altar blieb immerhin über 300 Jahre hier und wurde dann wie es in einem Kirchenführer so schön steht „unter der Hand“ 1860 ans Museum in Flensburg verkauft: für gerade einmal den Wert von zwei Milchkühen. Lange Zeit war er sogar verschollen und mittlerweile gehört er zu den Prunkstücken auf dem Flensburger Museumsberg. Ein Zeugnis für die Veränderung.

Wir feiern sieben Jahrhunderte, in denen sich die Kirche immer wieder verändert hat. Wie am Schleswiger Dom ist dann erst im 19. Jahrhundert der Kirchturm dazu gekommen. Das Faszinierende an den alten Kirchen ist, dass wir oft dazu neigen, das Bild, das wir von der Kirche haben, für das zu halten, wie sie immer schon gewesen ist.

Es soll mal einen Pastor gegeben haben, der vorgeschlagen hat, den Turm wieder abzureißen: ein unvorstellbares Unterfangen. Seit der Turm hier steht, gehört er zur Kirche als wäre er schon von Anfang an da gewesen, obwohl die Eternitplatten auf der Turmspitze äußerlich mit das jüngste ist.

Die Pflege und Unterhaltung einer alten Kirche mit Anbauten und Umbauten, Neuanstrichen war und ist eine sehr große Herausforderung. Jeder Bauausschuss könnte davon lange Geschichten erzählen. Auch dabei geht es darum, dass die Kirche ein Ort bleibt, wo „das Wort Christi reichlich unter euch wohnen kann.“ So sagt es die Epistel, die wir vorhin gehört haben.

Gottes Wort wird in der Kirche nur lebendig, wenn auch die Menschen sich davon berühren und verändern lassen. Da ist die Rede davon, dass Menschen Haltungen einüben und ein neues Verhalten zeigen, indem sie wie neue Kleider herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld anziehen. So dass sie ein Band der Liebe verbindet.

Liebe Hüttener Gemeinde, zu diesem Fest wurden wir mit dem Bibelwort aus dem Buch der Offenbarung eingeladen:

Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein.

Die Hütte Gottes ist ein Ort, an dem Gott den Menschen nahe ist, wo er bei ihnen ist. Er wohnt bei und mit ihnen. Auch wenn wir 700 Jahre Kirche in Hütten feiern, geht es um den Moment, um die jeweilige Gegenwart.

Es ist nicht das Beständige, was die größte Bedeutung hat, sondern es geht um die Momente, in denen Menschen sich angenommen fühlen, Begleitung erfahren und Beziehungen wachsen können. Vielleicht steckt darin das Geheimnis, dass hier in Hütten aus Konfis Teamer werden und auf ihre Weise im Jugendtreff christliche Gemeinschaft leben. Weil sie so angenommen werden, wie sie sind und die Gemeinschaft untereinander ein Band knüpft und Freundlichkeit, Geduld und letztlich Liebe wachsen kann: im Jugendtreff oder im Seniorenkreis. Eine Hütte Gottes bei den Menschen ist mehr als ein Gebäude. Und in biblischen Zeiten war es vielleicht sogar das Zelt, wo von Gottes Nähe gesprochen wird. Ein Haus auch zum Einpacken und Weiterziehen. Hauptsache es bietet Schutz vor Wetter und Sturm.

Und das gilt auch für eine Kirche, die 700 Jahre alt ist und sich über die Jahrhunderte immer wieder verändert hat. Sie wird zu einer Hütte Gottes, wenn Menschen hier Schutz finden. In Zeiten der Not oder wo es im Leben stürmisch zu geht und ebenso, wenn Menschen hier zusammenkommen, um zu danken, zu singen und zu feiern.

Wenn wir in der Kirche den Mut finden, das Band der Liebe, Freundlichkeit und Geduld anzuziehen und uns dadurch selbst verändern, dann wird die Kirche zu einer Hütte Gottes: egal ob sie 700 oder 70 Jahre alt ist, egal ob es eine Dorfkirche oder die größte Kathedrale ist, wenn Gott bei ihnen wohnen wird.

So gratuliere ich Ihnen zu diesem Doppeljubiläum und danke dem Förderverein, dem Kirchengemeinderat und der Pastorin, den Pastoren und den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Und ich wünsche Gottes reichen Segen für alle Menschen, die hier ein- und ausgehen.

Amen.

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