St. Marien in Lübeck wird zum "Haus aus Licht"
31. Mai 2018
Die Kirche St. Marien in Lübeck macht im Juni Platz für Kunst und Inspiration: Die Bänke werden aus dem Gebäude geräumt und Künstler eingeladen, die sich in dem „Haus aus Licht“ im wahrsten Sinne des Wortes austoben können. Aber auch der Gottesdienst wird anders als sonst.
Im Juni arbeitet etwa die Tänzerin und Choreografin Ulla Benninghoven, mal allein, mal mit Partnern im Kirchraum, um ihn tanzend neu zu entdecken. Studenten der Musikhochschule Lübeck kommen im Juni ebenso zu Besuch wie Performance- und bildende Künstler, um zu arbeiten, Ideen zu sammeln und mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen.
Kirche in ihrer ursprünglichen Form
"Es geht darum, einen neuen Blick, eine neue Perspektive einzunehmen", sagt Marien-Pastorin Annegret Wegner-Braun, welche die Idee zur Aktion "Haus aus Licht" hatte. Schon 2015 sind aus St. Marien die Bänke herausgeräumt worden und auf einmal konnte die Architektur der "Mutterkirche der Backsteingotik" ganz anders, ganz neu erlebt werden. "Denn ohne die Bänke ist die Kirche eigentlich in ihrer ursprünglichen Form", sagt Wegner-Braun. Die Sitzgelegenheiten hätten erst nach der Reformation Einzug in die Kirchen gehalten, als die Predigten immer länger wurden - und sich die Gottesdienstbesucher dementsprechend niederlassen mussten, um sich besser konzentrieren zu können.
Neue Seite und versteckte Ecken entdecken
Bei den Werkstatt-Gottesdiensten, die die beiden Marienpastoren Wegner-Braun und Robert Pfeifer in der "bänkefreien Zeit" in St. Marien feiern, wird diese Tradition wieder aufgebrochen. "Dann können sich die Besucher einmal da hinsetzen, wo sie sitzen wollen", sagt Wegner-Braun. Ein "Stuhl-Team" sorgt dafür, dass Klappstühle dort aufgestellt werden, wo sie gerade gebraucht werden - eben auch um neue Seiten und versteckte Ecken der Kirche entdecken zu können. "Die großen Fenster machen die Mauern scheinbar durchlässig, die Strahlen des Lichts verwandeln die Kirche in gebaute Metaphysik", heißt es in der Vorankündigung.
Diese Chance haben auch die beteiligten Künstlerinnen und Künstler gesehen. "Es war kein Problem, Menschen zu finden, die sich darauf einlassen", sagt Wegner-Braun. "Das wurde als großes Geschenk aufgefasst.
Programm-Auszug von "Licht im Haus"