Propst und Hauptpastorenwahl

St. Nikolai, Hamburgs jüngste und kleinste Hauptkirche

Hamburgs jüngste Hauptkirche St. Nikolai
Hamburgs jüngste Hauptkirche St. Nikolai© Dirtsc, wikipedia

11. April 2016 von Simone Viere

Etwas außerhalb der Innenstadt steht Hamburgs jüngste Hauptkirche: St. Nikolai am Klosterstern. Über 20 Jahre war sie Bischofssitz. Am 13. April soll hier ein neuer Propst und Hauptpastor als Nachfolger von Johann Hinrich Claussen gewählt werden.

Fast hätte eine Rodelbahn den Bau von St. Nikolai verhindert. Denn die Kirche sollte Ende der 1950er Jahre im Bolivarpark am Klosterstern in Hamburg-Harvestehude errichtet werden. Das hätte ein Fünftel der Parkfläche vernichtet, und zahlreiche Anwohner protestierten andauernd und heftig. Schließlich fand sich ein neues Baugrundstück dem kleinen Park gegenüber am Harvestehuder Weg - die Rodelbahn konnte bleiben und existiert immer noch.

Moderner Kirchenbau mit freistehendem Turm

Während die neue Gemeinde noch in einem Klinkerhaus ihre Gottesdienste feierte, schuf der Architekt Gerhard Langmaack zwischen 1960 und 1962 einen modernen Kirchenbau mit freistehendem Turm.

Die Kirche wurde zur Nachfolgerin der alten Nikolai-Kirche in der Innenstadt, die beim Feuersturm im Juli 1942 nahezu völlig zerstört und aufgegeben wurde. Ihr markanter Turm ist seitdem das offizielle Mahnmal der Hansestadt Hamburg gegen Krieg und Gewalt.

Im September 1962 wurde St. Nikolai am Klosterstern feierlich eingeweiht. Prominentester Gast war der damalige Innensenator Helmut Schmidt (SPD), der sich wenige Monate zuvor bei der Sturmflut im Februar 1962 einen Namen gemacht hatte. Schmidt verkündete den Senatsbeschluss, die Kosten für den Neuguss der drei größten von insgesamt fünf Glocken zu übernehmen, die künftig im Turm erklingen sollten.

1964 - Hauptkirche am Klosterstern war zugleich Bischofssitz

Nur zwei Jahre später folgte eine neue Ehre: Hans-Otto Wölber (1913-1989), seit 1956 Gründungs-Hauptpastor von St. Nikolai, wurde 1964 zum Bischof der damaligen Hamburgischen Landeskirche gewählt. Damit war die Hauptkirche am Klosterstern zugleich Bischofssitz. Sie blieb es bis Pfingsten 1986, als Bischof Peter Krusche (1924-2000) seine Kanzel in den Michel verlegte. Krusche war 1983 Wölbers Nachfolger geworden, als Hamburger Bischof der damaligen Nordelbischen Kirche.

Buntes und reiches Gemeindeleben

Wer jetzt zum Propst und Hauptpastor gewählt wird, findet ein reiches, buntes Gemeindeleben vor. Es gibt große Musik und zahlreiche Chöre, darunter auch den vielfach preisgekrönten Hamburger Knabenchor von St. Nikolai unter Leitung von Rosemarie Pritzkat. Früh wurde eine Seniorenakademie gegründet, es gibt eine Kita und eine Grundschule St. Nikolai. Vorträge und Diskussionsforen stellen sich aktuellen Problemen. Seit 2003 steht direkt neben der Kirche ein dreistöckiges Gemeindehaus.

1994 wurde vom damaligen Hauptpastor Ferdinand Ahuis (Amtsjahre 1993-2007) auch die mittelalterliche Tradition der Kinderbischöfe wiederbelebt. Seitdem kümmern sie sich alle Jahre zwischen Nikolaus und Dreikönigstag um die Anliegen der Kinder in der Stadt.

Ahuis war es auch, der in den Jahren 2010/11 eine kulturhistorisch bedeutsame Entdeckung machte: Seit Jahrzehnten hängt im Sitzungssaal des Kirchengemeinderats ein Cranach-Bild, das angeblich den Reformator Johannes Bugenhagen (1485-1558) zeigt. Ahuis gelang mit kriminalistischem Spürsinn der Nachweis, dass vielmehr der sächsische Reformator Christoph Ering (1491-1554) abgebildet ist.

Wachsen gegen den Trend

St. Nikolai wächst gegen den Trend: Während anderswo schrumpfende Mitgliederzahlen zu Fusionen zwingen, hält die Gemeinde am Klosterstern ihre Schäfchen zusammen. 4.620 Mitglieder sind es laut der jüngsten Statistik (2014), die Wohnbevölkerung wird auf 8.107 beziffert. Der Stadtteil habe in den vergangenen Jahren rund 13 Prozent seiner Einwohner verloren, die Kirchengemeinde sei dagegen "mehr als stabil geblieben", sagt Pastor Michael Watzlawik, derzeit Vorsitzender des Kirchengemeinderats.

Der Sitzungssaal dieses Gremiums befindet sich übrigens rund 20 Meter hoch im obersten Geschoss des Turmes, mit weitem Blick über die Dächer der Villen von Harvestehude, bei gutem Wetter mit Sicht bis zur Elbe und den Harburger Bergen. "Hier lassen sich gute Entscheidungen treffen", sagen die Pastoren und Mitarbeiter unisono.

Ungewöhnlich - ein goldener Nikolaus als Wetterfahne

Noch weiter oben, an der Spitze des Nadelturms in über 85 Meter Höhe, befindet sich eine höchst ungewöhnliche Wetterfahne: Ein goldener Nikolaus, Namenspatron der Kirche, steht dort mit seinem Krummstab in einem Boot. Doch die heutige Turmzier ist eine Nachbildung: Die schwere Originalskulptur wurde nach 25 Jahren 1987 aus Sicherheitsgründen abmontiert. Heute ziert sie das Gelände des Hospitals zum Heiligen Geist in Hamburg-Poppenbüttel, das zur Gemeinde gehört.

Das geschwungene Kirchenschiff von St. Nikolai bietet über 500 Sitzplätze und hat einen kelchförmigen Grundriss. Über dem Altar hängt seit 1974 ein Mosaik, das nach einer Zeichnung von Oskar Kokoschka angefertigt wurde. Die Steine des Taufaltars, eine Christusfigur und eine Ansgar-Statue stammen aus der alten Nikolaikirche.

 

Ort: Hauptkirche St. Nikolai, Harvestehuder Weg 118, 20149 Hamburg

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