Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt: „Neues erproben, Hoffnung teilen“

Statistische Zahlen der Nordkirche 2019

26. Juni 2020 von Stefan Döbler

Schwerin. Rund 1,94 Millionen Menschen gehören zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche). Nach den alljährlich im Sommer vorliegenden statistischen Daten für das vorangegangene Jahr zählte die Nordkirche zum 31. Dezember 2019 1.939.750 Mitglieder. 2018 waren es 1.989.330. Die Mitgliederzahl sank um 2,49 Prozent (49.580) gegenüber dem Vorjahr.

33.336 Menschen sind 2019 aus der Nordkirche ausgetreten (2018: 27.834), ein Anstieg um fast 20 Prozent im Vergleich zur Zahl der Austritte im Vorjahr.

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt erklärt dazu:

„Die aktuellen statistischen Zahlen sind für uns ernüchternd. Insbesondere die deutlich gestiegenen Kirchenaustrittszahlen treffen uns tief. Sie werden viele enttäuschen, die uns finanziell unterstützen, sich in unserer Kirche ehren- und hauptamtlich engagieren und dabei auch nach neuen Wegen suchen, für Menschen da zu sein. Ich bin dankbar für ihren Glauben, ihre Zuversicht, ihre nicht nachlassende fröhliche Kreativität! Und ich danke ihnen ausdrücklich für die finanziellen Mittel, die sie uns dabei zur Verfügung stellen.

Was viele Menschen von einer religiösen Begleitung ihres Lebens in einer christlichen Gemeinschaft erwarten, passt offenbar nur begrenzt zu dem, was sie bei uns finden und wahrnehmen. Das trifft insbesondere auf die 20- bis 35-Jährigen zu, aber zunehmend auch auf die Gruppe der über 60-Jährigen.

Blog zur Statistik 2019 von Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt

Nicht erst die aktuellen statistischen Daten fordern uns heraus: Wir wollen und können sie nicht beiseiteschieben – das wäre unverantwortlich gegenüber unserem Auftrag und unserer Aufgabe als Kirche. Wir werden deshalb die gegenwärtigen religiösen Sehnsüchte der Menschen, ihre Suche nach Gemeinschaft und ihre ethischen Fragen besser verstehen müssen. Wir sollten genauer auf die damit verbundenen Themen eingehen, zum Beispiel mit Hilfe einer sogenannten Kasualagentur.

In der Corona-Pandemie haben wir als Nordkirche schnell und kreativ auf die Suche nach religiöser Orientierung reagiert: Insbesondere kurze und ansprechend gestaltete, digitale Andachts- und Gottesdienstformate wurden nahezu viermal mehr wahrgenommen als zuvor traditionelle Sonntagsgottesdienste. Sie haben auch neue Kontakte zu Menschen quer durch alle Generationen erschlossen. Ebenfalls groß war die Resonanz auf seelsorgerliche Angebote, eine an individuellen und existentiellen Fragen orientierte Begleitung. Gefragt sind wir auch als Kirche, die an der Seite derer steht, die existentiell bedroht sind: Kranke und Sterbende, Kinder und Familien, Senioren, Arme, Flüchtlinge und Migranten – und auch unsere Partnerkirchen in der ganzen Welt.

In unserem bereits eingeleiteten Zukunftsprozess gehört vieles auf den Prüfstand. In einer pluralen, multireligiösen und von Digitalität geprägten Gesellschaft brauchen wir als evangelische Kirche mehr dialogische Kommunikation und aktive Beteiligung von Menschen aus unterschiedlichen Lebenszusammenhängen. Damit verbinden sich neue Möglichkeiten und Perspektiven für ein Kernthema evangelischen Glaubens und Lebens: das allgemeine Priestertum. Ich bin sicher: Das wird uns als Kirche verändern und sich mit einem neuen evangelischen Selbstbewusstsein verbinden.

Nicht zuletzt ist es wichtig, dass wir trotz der Herausforderungen, vor die wir durch den prognostizierten Kirchensteuerrückgang gestellt werden, über den Tellerrand hinaus sehen und verlässlich für unsere weltweiten ökumenischen Partner da sind. Ebenso gilt es nachzudenken über neue Formen von Mitgliedschaft und Zugehörigkeit sowie neue Finanzierungsmodelle für die evangelische Kirche.

Für uns als zukünftige Kirche wird zentral sein: zuhören, sich aus Gewohntem herausbewegen, Neues erproben, Hoffnung teilen, da sein für Menschen in Nöten und Sorgen, öffentliche Stimme evangelischer Weltverantwortung sein – orientiert an Gottes unbeirrbarer Liebe und der Barmherzigkeit Christi, geleitet vom neue Möglichkeiten schaffenden Geist Gottes.“

Taufen, Trauungen, Trauerfeiern rückläufig – Zahl der Ehrenamtlichen hoch

Die Zahl der Taufen in der Nordkirche ging auch 2019 zurück: Wurden im Jahr zuvor 15.185 Kinder, Jugendliche und Erwachsene getauft, waren es 2019 noch 15.118. Nach leichtem Anstieg 2016 auf 17.331 war die Zahl 2017 auf 16.500 gesunken.

2019 wurden in der Nordkirche 14.801 Jugendliche konfirmiert (2018: 15.655). Auch die Zahl der evangelischen Trauungen lag 2019 mit 3.255 unter der von 2018 (3.751). 2019 wurden mit 889 weniger Gottesdienste anlässlich einer Eheschließung gefeiert. Hier werden seit 2012 jährlich Schwankungen verzeichnet. So hatte es 2018 mit 919 einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu 2017 (767) gegeben. Bei Gottesdiensten anlässlich einer Eheschließung gehört nur eine Partnerin oder ein Partner der evangelischen Landeskirche an. Die Zahl der kirchlichen Bestattungen sank 2019 auf 20.469 (2018: 22.061).

Nach wie vor ist die Zahl der Ehrenamtlichen in der Nordkirche hoch. Hier hat sich der 2018 verzeichnete Rückgang deutlich verringert: 80.831 Menschen waren 2019 in der Nordkirche ehrenamtlich engagiert. 2018 waren es 81.440, im Jahr zuvor 83.304. Trotz jährlicher Schwankungen sind damit seit mittlerweile 13 Jahren konstant über 80.000 Ehrenamtliche im Bereich der heutigen Nordkirche im Einsatz. Im Jahr 2000 waren es 70.667.

Nahezu konstant ist die Zahl der Aufnahmen in die Nordkirche: 2019 wurden 2.894 Menschen in die Nordkirche aufgenommen (2018: 2.981), was zu etwa 80 Prozent auf Wiedereintritte zurückzuführen ist. Ein Wiedereintritt ist in jeder Kirchengemeinde und darüber hinaus in 18 Wiedereintrittsstellen in der Nordkirche möglich.

Die Nordkirche gehört zu den sechs größten Landeskirchen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie ist flächenmäßig die zweitgrößte Landeskirche, ihr Gebiet reicht von der dänischen bis zur polnischen Grenze. Zu ihr gehören rund 1.000 Kirchengemeinden mit fast 1.900 Kirchen und Kapellen.

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