Von 161 Stiftungen in MV sind gut 60 kirchliche Gründungen

Stiftungen laden nach Greifswald ein

03. November 2015 von Christian Meyer

Greifswald. Mecklenburg-Vorpommern ist mit 161 Stiftungen Schlusslicht im deutschen Stiftungswesen. Dennoch sind die hiesigen Stiftungen, darunter 60 kirchliche Stiftungen, sehr aktiv. Zum 4. Landesstiftungstag laden das Landesnetz der Stiftungen und die Mecklenburger AnStiftung am 7. November nach Greifswald ein. Im Mittelpunkt stehen dabei auch Hilfen für Flüchtlinge.

Laut einer repräsentativen Umfrage finden es 91 Prozent der Bevölkerung gut, wenn jemand stiftet. Fast 20.000 rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts werden bundesweit gezählt. „Unser Landessausschuss Stiftungen möchte mit den regelmäßigen Treffen die Bedeutung des Stiftungswesens in MV fördern“, sagt Sebastian Kriedel. Der Oberkirchenrat ist in der Nordkirche als Jurist für das Stiftungswesen in MV zuständig. „Wir zählen etwas mehr als 60 rechtsfähige evangelische Stiftungen in diesem Land. Diese Zahl verwundert nicht, weil es der Kirche in den Zeiten der Diktaturen gelungen ist, den Bestand der Stiftungsvielfalt zu erhalten.“

Neu errichtete kirchliche Stiftungen nach 1990, die sich dem Bildungsauftrag und der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen verpflichtet haben, wie die Evangelische Schulstiftung, die Stiftung Theologisches Studienhaus Greifswald oder die Stiftung Sozial-Diakonische Arbeit im Kirchenkreis Mecklenburg seien laut OKR Kriedel „Beispiele für Leuchttürme des kirchlichen Stiftungswesens“.

Zwei Entwicklungsstränge des kirchlichen Stiftungswesens

Geschichtlich betrachtet gibt es die historischen Stiftungen: Diese erlangten ihre Rechtsfähigkeit bereits im Mittelalter über die Erweckungsbewegung im 19. Jahrhundert bis vor Beginn der Diktaturen im vergangenen Jahrhundert. Kriedel: „Als älteste Stiftung kann dazu die Geistliche Stiftung St. Georg und St. Spiritus in Pasewalk genannt werden, deren Ursprünge bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen.“ Zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert seien in Mecklenburg ungefähr zehn Hospitalstiftungen von den Herzögen bzw. Großherzögen errichtet worden, die sich dem Kranken- und Siechenwesen widmeten und sich durch ein Stiftsgebäude und meist erheblichen ländlichen Grundbesitz bis heute ausweisen.

„Mit der Bewegung der Inneren Mission wurden dann im 19. Jahrhundert die großen Diakonischen Stiftungen, wie z.B. die Anna-Hospital-Stiftung Schwerin, das Stift Bethlehem Ludwigslust, die Johanna-Odebrecht-Stiftung Greifswald, das Stralsunder Schwesternheimathaus oder die Evangelischen Stiftung Michaelshof gegründet“, berichtet Sebastian Kriedel. Seit den 1990er-Jahren kamen 20 kirchliche Stiftungen in MV neu dazu, beispielsweise jüngst die Stiftung Kunstgut St. Petri in Wolgast.

Ideen, Konzepte und Engagement im Vordergrund

„Stiftungen haben nicht nur etwas mit Geld zu tun“, stellt der kirchliche Experte fest, „sondern vorrangig mit Ideen, Konzepten und ehrenamtlichen Engagement“. Dies sei in MV für alle Stiftungen und potentielle Stifterinnen und Stifter wichtig, weil es hier durch die beiden Diktaturen keine nachhaltige Stiftertradition gebe. Stiftungstage wie der jetzige in Greifswald sollen als öffentliche Veranstaltungen aktiv für den Stiftungsgedanken und das bürgerschaftliche Engagement werben.

„Der Hauptgedanke besteht darin, Kooperationsstrukturen zu bilden und die Kommunikation zwischen den einzelnen Stiftungen zu fördern“, sagt Sebastian Kriedel. Aus aktuellem Anlass werde das Kreisdiakonische Werk in Greifswald einen Informationsstand zum Thema „Flüchtlinge in MV“ im Krupp-Kolleg anbieten. Zudem will das Psychosoziale Zentrum für Migranten in Greifswald über Möglichkeiten von Flüchtlingsprojekten in MV beraten.

Informative Podien und Workshops

Das ganztägige Programm im Krupp-Kolleg der Universitäts- und Hansestadt bietet Podien und Workshops, beispielsweise zu neuen Wegen in der Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising oder Erfahrungen mit Bürgerengagement. Die Ehrenamtsstiftung MV informiert über Fördermöglichkeiten, Mitarbeiterinnen des Finanzamts geben Rat zu steuerlichen Fragen der Gemeinnützigkeit, die Stiftungsaufsicht gibt Auskunft zu Rechtsfragen.

An dem diesjährigen Stiftungstag beteiligen sich darüber hinaus die Theologische Fakultät in Greifswald mit einem Workshop zum Thema „Geben“ mit Prof. Dr. Christfried Böttrich. Als Neutestamentler wird der Theologe von Paulus und seinen Sammlungen erzählen. Der Greifswalder Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern, Dr. Hans-Jürgen Abromeit, wird in Podiumsdiskussionen zum Thema „Stiften und Spenden in einem armen Land“ einführen. Am Abend hält Prof. Dr. Wilhelm Krull (Generalsekretär der VolkswagenStiftung) einen Vortrag zum Thema „Risiko oder Chance? – Stiftungshandeln in schwieriger Zeit“.

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