Stralsunder Pröpstin Helga Ruch verabschiedet
24. Mai 2022
„Du bist kirchliches Urgestein hier in Pommern“ - mit herzlichen Worten des Dankes hat Bischof Tilman Jeremias die Geistliche Helga Ruch aus ihrem Amt als Stralsunder Pröpstin entpflichtet.
„Sehr selbstverständlich bist du als Frau diesen Weg gegangen in einer lange männerdominierten Kirche. Du hast mit deiner klaren, entschiedenen Art gezeigt, dass du leiten willst und kannst und warst dadurch auch Mutmacherin für andere Frauen“, sagte der Bischof in seiner Ansprache während des Abschiedgottesdienstes in der Stralsunder Marienkirche.
Beten ist Atmen der Seele
In den Mittelpunkt ihrer Predigt hatte Helga Ruch zuvor einen Text aus dem elften Kapitel des Lukasevangeliums gestellt, in dem es um die Bedeutung des Betens geht. Beten sei das Atmen der Seele, so Helga Ruch.
„Gebet ist der erste und vornehmste Auftrag von Kirche, ob es sich nun um die sonntägliche Fürbitte, Friedensgebete, das Lob Gottes im Lied und in der Musik oder anderes handelt, das eine Form von Gebet ist. Dass wir beten können, ist nicht nur auf uns als Christen beschränkt, sondern verbindet uns mit allen anderen Menschen.“
Erfahrung der eigenen Bedürftigkeit
Eine Erkenntnis aus dem zitierten Bibeltext sei für sie, dass nur derjenige wirklich geben könne, der um seine eigene Bedürftigkeit weiß. Die Feststellung, dass es uns oft am Nötigsten fehle, sei die Voraussetzung dafür, um erleben zu können, was es heiße, beschenkt zu werden und selbst schenken zu können.
„Wenn ich auf meinen eigenen Weg als Pastorin in der Gemeinde, im Superintendenten- und Propstamt zurückblicke, dann waren es genau die Erfahrungen der eigenen Bedürftigkeit, die letztendlich fruchtbar waren“, sagt sie. Der Kirchenkreisrat habe ihr oft unauffällig den Rücken gestärkt – ob in Personalfragen oder beim Arbeitsrecht.
Bedenkt, dass ihr alle Familie Gottes seid
Auch in theologischen Auseinandersetzungen habe es bei allen Zweifeln und Unsicherheiten immer wieder den klaren Zuspruch gegeben: „Lasst euch dennoch nicht auseinanderdividieren, bedenkt, dass ihr trotz allem eine Familie Gottes, eine Kirche seid.“
Zur der von Helga Ruch beschriebenen eigenen Bedürftigkeit zählte sie auch die Erkenntnis, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und getrost darauf zu vertrauen, dass da sein wird, was wir brauchen, weil der Vater im Himmel da ist. „Und es ist Seine Kirche, für die Er sorgen wird in all ihrer Bedürftigkeit. Es ist Seine Welt, die Er nicht allein lassen wird, auch wenn es manchmal den Anschein hat. Darauf lasst uns vertrauen, heute und immer: Jeder nämlich, der bittet, empfängt, und wer sucht, wird finden, und wer anklopft, dem wird geöffnet.“
Großes Gottvertrauen
Bischof Tilman Jeremias erklärte in seiner Verabschiedungsansprache, dass ihn an Helga Ruch besonders beeindrucke, wie unmittelbar sie ihre Kirche liebt. „Du feierst spürbar gern Gottesdienste, lebst aus einem kaum erschütterbaren Gottvertrauen, hast einen klaren Blick für die Leute hier.“
Stets habe Helga Ruch eine genaue Vorstellung davon gehabt, was der nächste gute Schritt für die Kirche sein sollte. Das sei für manche nicht immer nur bequem gewesen, doch habe sie sich nicht so leicht von ihrem klaren Kurs abbringen lassen.
Klare Haltung und gerade Linie
„Bei dir weiß man immer, woran man ist. Liebe Helga, du hast die wunderbare Gabe, geradeaus zu sein, und das ist einfach wohltuend in einer Kirche, in der wir Konflikte viel zu oft lieber hinten rum zu lösen versuchen. Gott hat dich mit großer Energie ausgestattet und mit einem mütterlichen Blick auf die dir anvertrauten Menschen. Wir sind tief dankbar dafür, was du alles für unsere Kirche getan hast.“