Gottesdienst mit Bischof Jeremias

Stralsunder Pröpstin Helga Ruch verabschiedet

Bischof Tilman Jeremias entpflichtet die Pröpstin von ihrem Dienst als leitende Theologin im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis. Helga Ruch gibt als Zeichen dafür das pröpstliche Amtskreuz zurück.
Bischof Tilman Jeremias entpflichtet die Pröpstin von ihrem Dienst als leitende Theologin im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis. Helga Ruch gibt als Zeichen dafür das pröpstliche Amtskreuz zurück.© Daniel Vogel, Kirche MV

24. Mai 2022 von Sebastian Kühl

„Du bist kirchliches Urgestein hier in Pommern“ - mit herzlichen Worten des Dankes hat Bischof Tilman Jeremias die Geistliche Helga Ruch aus ihrem Amt als Stralsunder Pröpstin entpflichtet.

„Sehr selbstverständlich bist du als Frau diesen Weg gegangen in einer lange männerdominierten Kirche. Du hast mit deiner klaren, entschiedenen Art gezeigt, dass du leiten willst und kannst und warst dadurch auch Mutmacherin für andere Frauen“, sagte der Bischof in seiner Ansprache während des Abschiedgottesdienstes in der Stralsunder Marienkirche. 

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In ihrer Predigt bezeichnet Pröpstin Helga Ruch das Gebet als das Atmen der Seele.© Daniel Vogel, Kirche MV

Beten ist Atmen der Seele 

In den Mittelpunkt ihrer Predigt hatte Helga Ruch zuvor einen Text aus dem elften Kapitel des Lukasevangeliums gestellt, in dem es um die Bedeutung des Betens geht. Beten sei das Atmen der Seele, so Helga Ruch.

Zur Person

Helga Ruch war seit dem Jahr 2000 Superintendentin im damaligen Kirchenkreis Stralsund der pommerschen Landeskirche. Im Zuge der Gründung der Nordkirche und der Bildung des pommerschen Kirchenkreises zu Pfingsten 2012 wurde Helga Ruch Pröpstin im neuen Kirchenkreis mit Dienstsitz in Stralsund und damit eine von drei leitenden Theologen im pommerschen Kirchenkreis, der das Gebiet der früheren pommerschen Landeskirche umfasst.

Pröpstin Helga Ruch übernahm im gesamten Kirchenkreis besondere Verantwortung für die Öffentlichkeitsarbeit und die Zusammenarbeit mit den Diensten und Werken. Da Helga Ruch zum Ende des Monats Mai in den Ruhestand geht, hat die Kirchenkreissynode Pastor Dr. Tobias Sarx aus Ribnitz-Damgarten zum neuen Propst gewählt, der am 11. Juni in der Stralsunder Marienkirche in sein Amt eingeführt wird.

In Pritzwalk in der Prignitz geboren, wuchs Helga Ruch als Tochter eines Pastors in Kemnitz sowie in der Lausitz auf. Nach einer Ausbildung zur Krankenschwester am Königin-Elisabeth-Hospital in Berlin ging sie ans Oberseminar Hermannswerder. Hier war es zu DDR-Zeiten möglich, ein Abitur abzulegen, das zu einem Theologie- oder Kirchenmusikstudium an einer kirchlichen Hochschule berechtigte.

Nach dem Theologiestudium in Greifswald absolvierte sie ihr Vikariat im „Haus der Stille“ in Weitenhagen. Ab 1987 war Helga Ruch Pastorin in der Kirchengemeinde Klatzow. Im Jahr 1997 arbeitete Helga Ruch im Rahmen der Strukturreform in einer Kommission mit, in der es darum ging, aus 15 Kirchenkreisen vier zu machen. Zu den Aufgaben in Helga Ruchs Verantwortungsbereich als Superintendentin zählte die Schaffung der drei Propsteien im pommerschen Kirchenkreis, mit der eine Ausdehnung der ehemaligen Superintendentur in Richtung Süden einherging.

Als Pröpstin begleitete und mitgestaltete sie in Stralsund unter anderem das Reformationsjubiläum, den Besuch des Nordkirchenschiffs, den Ökumenischen Kirchentag oder die Partnerkirchenkonsultationen. In jüngerer Zeit zählten unter anderem der Regionenprozess und eine gut funktionierende Pfarrstellenstruktur angesichts der sinkenden Zahl an Pastorinnen und Pastoren zu den großen Herausforderungen ihrer pröpstlichen Tätigkeit.

„Gebet ist der erste und vornehmste Auftrag von Kirche, ob es sich nun um die sonntägliche Fürbitte, Friedensgebete, das Lob Gottes im Lied und in der Musik oder anderes handelt, das eine Form von Gebet ist. Dass wir beten können, ist nicht nur auf uns als Christen beschränkt, sondern verbindet uns mit allen anderen Menschen.“

Erfahrung der eigenen Bedürftigkeit 

Eine Erkenntnis aus dem zitierten Bibeltext sei für sie, dass nur derjenige wirklich geben könne, der um seine eigene Bedürftigkeit weiß. Die Feststellung, dass es uns oft am Nötigsten fehle, sei die Voraussetzung dafür, um erleben zu können, was es heiße, beschenkt zu werden und selbst schenken zu können.

„Wenn ich auf meinen eigenen Weg als Pastorin in der Gemeinde, im Superintendenten- und Propstamt zurückblicke, dann waren es genau die Erfahrungen der eigenen Bedürftigkeit, die letztendlich fruchtbar waren“, sagt sie. Der Kirchenkreisrat habe ihr oft unauffällig den Rücken gestärkt – ob in Personalfragen oder beim Arbeitsrecht.

Bedenkt, dass ihr alle Familie Gottes seid

Auch in theologischen Auseinandersetzungen habe es bei allen Zweifeln und Unsicherheiten immer wieder den klaren Zuspruch gegeben: „Lasst euch dennoch nicht auseinanderdividieren, bedenkt, dass ihr trotz allem eine Familie Gottes, eine Kirche seid.“

Zur der von Helga Ruch beschriebenen eigenen Bedürftigkeit zählte sie auch die Erkenntnis, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und getrost darauf zu vertrauen, dass da sein wird, was wir brauchen, weil der Vater im Himmel da ist. „Und es ist Seine Kirche, für die Er sorgen wird in all ihrer Bedürftigkeit. Es ist Seine Welt, die Er nicht allein lassen wird, auch wenn es manchmal den Anschein hat. Darauf lasst uns vertrauen, heute und immer: Jeder nämlich, der bittet, empfängt, und wer sucht, wird finden, und wer anklopft, dem wird geöffnet.“

Großes Gottvertrauen

Bischof Tilman Jeremias erklärte in seiner Verabschiedungsansprache, dass ihn an Helga Ruch besonders beeindrucke, wie unmittelbar sie ihre Kirche liebt. „Du feierst spürbar gern Gottesdienste, lebst aus einem kaum erschütterbaren Gottvertrauen, hast einen klaren Blick für die Leute hier.“

Stets habe Helga Ruch eine genaue Vorstellung davon gehabt, was der nächste gute Schritt für die Kirche sein sollte. Das sei für manche nicht immer nur bequem gewesen, doch habe sie sich nicht so leicht von ihrem klaren Kurs abbringen lassen.

Klare Haltung und gerade Linie 

„Bei dir weiß man immer, woran man ist. Liebe Helga, du hast die wunderbare Gabe, geradeaus zu sein, und das ist einfach wohltuend in einer Kirche, in der wir Konflikte viel zu oft lieber hinten rum zu lösen versuchen. Gott hat dich mit großer Energie ausgestattet und mit einem mütterlichen Blick auf die dir anvertrauten Menschen. Wir sind tief dankbar dafür, was du alles für unsere Kirche getan hast.“

Hintergrund Propstamt

Das Propstamt wird im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis von drei Pröpsten in gemeinsamer Verantwortung wahrgenommen. Zugleich tragen sie jeweils Sorge für ihr Propsteigebiet (Seelsorgebezirk) und ebenso für gemeinsame Aufgaben im Kirchenkreis, beispielsweise für die Verwaltung, die Diakonie oder die Dienste und Werke. Die pröpstlichen Sitze befinden sich in Stralsund, Demmin und Pasewalk.

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