Synode befürwortet Aufnahme des Gottesbezuges in Landesverfassung
01. März 2014
Lübeck-Travemünde. Mit einem Bericht von Bischöfin Kirsten Fehrs (Sprengel Hamburg und Lübeck) zum Missbrauch in der Institution Kirche, dem Beschluss eines neuen Pfarrdienstgesetzes und der Verleihung des Eine-Welt-Preises der Nordkirche ist heute (1. März) die Tagung der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) zu Ende gegangen. Seit Donnerstag (27. Februar) haben die 156 Synodalen in Lübeck-Travemünde getagt.
Die Landessynode hat heute die Debatte über die Aufnahme des Gottesbezuges in die schleswig-holsteinische Landesverfassung ausdrücklich begrüßt. Die Synodalen haben die Erste Kirchenleitung und Landesbischof Gerhard Ulrich beauftragt, „eine fundierte Stellungnahme der Nordkirche vorzubereiten, in der weltanschauliche Pluralität wie auch die Grundsätze der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland berücksichtigt werden“, wie es in dem Beschluss heißt. Diese Position soll in die Debatte eingebracht werden. „In unserer Befürwortung des Gottesbezuges in der Verfassung wissen wir uns einig mit Menschen aus den anderen christlichen Kirchen, sowie aus jüdischen und aus muslimischen Gemeinden.“ Die Nordkirchensynodalen „fühlen sich dem friedlichen Zusammenleben und dem Gespräch mit allen Menschen gleich welcher Religion oder Weltanschauung verpflichtet“, wie es auch in der Präambel der Nordkirchenverfassung heißt. Sie wünschen aus ihrem christlichen Grundverständnis, „aber auch aus geschichtlichen Zusammenhängen heraus, den Hinweis auf die Grenzen und Schranken allen menschlichen Handelns, auf die Weltlichkeit, Fehlbarkeit und Endlichkeit einer demokratischen Verfassung“, so der Beschluss.
In ihrem Bericht vor der Landessynode zum Missbrauch in der Institution Kirche sagte Bischöfin Kirsten Fehrs: „Ohne Verstehen keine Prävention. Denn nur so ist es möglich, zu Lernenden zu werden und nicht aufzuhören damit. Und dass Menschen überhaupt angefangen haben, mit einem Aufarbeitungsprozess, mit Prävention, mit dem Anvertrauen und der Anerkennung des Erlittenen – seit etlichen Jahren schon – dafür bin ich den Betroffenen von Herzen dankbar.“
Ebenfalls heute hat der Präses der Landessynode, Dr. Andreas Tietze, die Eine-Welt-Preise der Nordkirche verliehen. Der mit 3000 Euro dotierte erste Preis ging an den Weltladen Güstrow im Sprengel Mecklenburg und Pommern. Mit dem zweiten Preis (2000 Euro) wurden die Heinrich-Heine-Schule in Heikendorf und der dortige Verein ELIMU geehrt, die seit mehr als zehn Jahren eine Schulpartnerschaft nach Tansania pflegen. Der Jugendmigrationsdienst der Gemeindediakonie Lübeck, der Sprachpartnerschaften und Lotsen vermittelt, erhielt den dritten Preis (1500 Euro). Ein Ehrenpreis wurde außerdem Ehrenamtlichen der Hamburger St. Pauli Kirchengemeinde überreicht, die sich seit Juni vergangenen Jahres um 80 vor dem Bürgerkrieg in Libyen geflohene Flüchtlinge aus Afrika kümmern.
In zweiter Lesung wurde heute ein neues Pfarrdienstgesetz beschlossen. Geregelt werden nun einheitlich Bereiche wie Ordination, Voraussetzung und Berufung in ein Pfarrdienstverhältnis, Rechte und Pflichten eines Pastors oder einer Pastorin (beispielsweise Amtskleidung, Ehe und Familie, Seelsorgegeheimnis, Residenzpflicht, Kanzelrecht, Dienstwohnung, Fortbildungen, Unterhalt) oder Fragen der Dienstaufsicht. Erstmals kirchengesetzlich aufgenommen sind Regelungen für Pastorinnen und Pastoren, die sich in einem Pfarrdienstverhältnis im Ehrenamt befinden.
Vorgestellt wurde heute das neue Beiheft zum Evangelischen Gesangbuch. Es trägt den Buchtitel „Himmel, Erde, Luft und Meer“ und wird zu Pfingsten – zum zweiten Geburtstag der Nordkirche – erscheinen. Landeskirchenmusikdirektor Wulf freute sich über den verbindenden Charakter: „Das Beiheft unterstützt den Prozess des Zusammenwachsens der Nordkirche, indem es das gegenseitige Kennenlernen der unterschiedlichen Lied-Traditionen ermöglicht.“ Schleswig-Holsteiner, Mecklenburger und Pommern fänden hier Lieder in ihrer Mundart wieder.
Bereits am Donnerstag hatte Landesbischof Gerhard Ulrich in seinem Bericht „mehr Realitätsbewusstsein“ angemahnt. So sei es Realität, „dass wir von außen, in der öffentlichen und veröffentlichten Meinung, aber auch im Bewusstsein vieler Menschen nicht mehr als ‚Volkskirche‘ wahrgenommen werden.“ Am Selbstverständnis der evangelisch-lutherischen Kirche habe sich zwar nichts geändert „und wird sich nichts ändern: Wir wollen nicht nur für einige da sein, sondern als Gemeinde Jesu Christi und als Landeskirche wollen wir für alle da sein, die in diesem Land mit uns leben! Und wir bleiben auch darin Volkskirche, dass wir Kirche für all diejenigen sind, die sich für dieses Land bewusst entschieden haben“, so Gerhard Ulrich. Aber die Außenperspektive habe sich dramatisch verändert: „Im Blick von außen hat unser Selbstverständnis, Volkskirche zu sein, seine Plausibilität verloren.“
Abschließend zeigte sich Präses Tietze mit dem Verlauf der Tagung äußerst zufrieden. „Es ist gelungen, dem Wunsch der Synode nach mehr inhaltlichen Debatten gerecht zu werden. Ich freue mich insbesondere über die Forderungen der Jugendklimakonferenz – sie machen Lust und große Vorfreude auf die bevorstehende Klimasynode im September“, so Tietze.