"Mediatisierung und religiöse Kommunikation"

Theologin Haberer warnt vor der Macht von Google und Facebook

Mit einem ?Medienkonzil? im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg am 21. und 22. Mai will die bayerische evangelische Landeskirche die Veränderungen in der Medienwelt diskutieren. Die Tagung mit dem Titel ?Bürgersein in der digitalen Welt? untersucht, wie die digitale Technik den Alltag und das Denken der Menschen verändert, Im Bild (21.05.2015): Professorin Johanna Haberer von der Abteilung Christliche Publizistik an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg.
(Siehe Bericht des epd-Landesdienstes Bayern vom 21.05.2015)
Mit einem ?Medienkonzil? im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg am 21. und 22. Mai will die bayerische evangelische Landeskirche die Veränderungen in der Medienwelt diskutieren. Die Tagung mit dem Titel ?Bürgersein in der digitalen Welt? untersucht, wie die digitale Technik den Alltag und das Denken der Menschen verändert, Im Bild (21.05.2015): Professorin Johanna Haberer von der Abteilung Christliche Publizistik an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg. (Siehe Bericht des epd-Landesdienstes Bayern vom 21.05.2015)© epd-Bayern

06. Juli 2016 von Simone Viere, Nicole Kiesewetter

Greifswald. Die Publizistin und Theologin Johanna Haberer hat zu einem kritischen Umgang mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien wie Google oder Facebook aufgerufen. Die "digitale Allgegenwart" der Netztechnologie sei bereits überall präsent und übernehme wesentliche Teile des Lebens, sagte die Erlanger Professorin für christliche Publizistik zum Auftakt der Tagung "Mediatisierung und religiöse Kommunikation" am Mittwoch in Greifswald.

"Wir erfahren diese Entwicklung zurzeit noch überwiegend nicht als Enteignung, sondern als Geschenk, als Eröffnung neuer Freiräume."

Doch dieses "alles gratis" sei ein "scheinbares Umsonst" und habe eine totalitäre Rückseite. Denn der Zugriff erfolge auch umgekehrt - und zwar unsichtbar. Die den Algorithmen der Softwareprogramme zugrundeliegenden Werte und Normen arbeiteten "geräuschlos und effizient an der Vervollkommnung des Einzelnen und der Gesellschaft."

Vom Ultraschallfoto bis zur Todesanzeige 

Die Generation der User, die jetzt heranwachse, werde die erste Generation in der Weltgeschichte sein, "deren Leben vom Ultraschallfoto bis zur Todesanzeige in allen Lebensäußerungen ihrer Kommunikation mit anderen gespeichert ist, ohne dass sie selbst zu den eigenen Daten Zugriffsmöglichkeiten hätten."

Perfektion sei das Ziel dieser Internetkonzerne, "die gerade daran arbeiten, alle möglichen Fragen der Welt vorauszusehen und zu beantworten". Doch ein Konzern, der alle potenziellen Fragen beantwortet, verkenne, dass es die offenen und eigenwilligen Fragen sind und die oft lebenslange Suche nach individuellen Antworten, die den Menschen auszeichne. Bei der Nutzung von Facebook oder Google müsse "immer davon zu reden sein, was wir verlieren - an Perspektiven, Kompetenzen, Emotionen und Zeit".

Tagung in Greifswald

Noch bis Freitag (8. Juli) beschäftigt sich die interdisziplinäre Tagung in der Hansestadt mit den Wechselbeziehungen zwischen "mediatisierter Kultur" und Religion. Unter anderem wird es dabei auch um Religiosität in Online-Computerspielen für Jugendliche und Qualitätskriterien für religiöse Formate im Kinderfernsehen gehen.

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