Truck der Nordkirche bei CSD: „Liebe tut der Seele gut”
04. August 2023
Am Sonnabend werden in Hamburg zum Christopher Street Day rund 250 000 Menschen auf den Straßen erwartet. Zum ersten Mal ist die Nordkirche mit einem eigenen Truck dabei.
Alle Informationen zum Truck, Statements und Hintergrund auf der Website „Liebe tut der Seele gut”
Er ist weiß und gold und sein Motto ist „Liebe tut der Seele gut“: „Dass wir dabei sind, das ist großartig“, sagt Landespastor Dirk Ahrens. Denn: „Sichtbarkeit ist das A und O.”
Mit der Nummer neun auf Startplatz 28 und 140 Menschen aus verschiedenen Communitys an Bord soll deutlich werden, dass die Nordkirche eine inklusive Kirche ist, in der alle Menschen gleichermaßen willkommen sind.
Das vollständige Interview mit Landespastor Ahrens hier auf YouTube
Für Ahrens ist der CSD ein großes Fest und eine Demonstration für Vielfalt, Anerkennung, Gleichstellung, Toleranz, Respekt „und damit für eine bessere Gesellschaft“.
Erste Planungen schon 2019
Die ersten Überlegungen zu einer Beteiligung am CSD habe es bereits 2019 gegeben, erinnert sich Lukas Brinkmann, Projektleiter von „Nordkirche queer gedacht“. Damals habe die Nordkirche gerade beschlossen, „dass gleichgeschlechtliche Segnungen auch als Trauungen bezeichnet werden“.
Corona habe die Planungen dann unterbrochen, doch als ihn im vergangenen Jahr die Bilder vom Kirchentruck auf dem Berliner CSD erreichten, nahm er die Idee wieder auf. Also begannen die Vorbereitungen und die Suche nach einem Truck und eines Tages hieß es: „Wir haben einen Truck, wir werden es machen.“
Reaktionen von Beginn an positiv
Schon auf die ersten Anfragen seien die Reaktionen durchweg positiv gewesen, erinnert sich auch Ahrens. Ob Synode, Kirchenleitung oder Bischöfe und Bischöfinnen, alle sagten: „Das ist toll, das machen wir.“
Ihn habe das auch persönlich sehr gefreut, „weil ich das aus der Geschichte auch ganz anders kenne. Ich bin schon alt genug, um zu wissen, dass das nicht immer so war.“
Zuspruch der Liebe Gottes zu allen
Ahrens bemerkt gerade jetzt ein intensives, auch theologisches Umdenken in den Kirchen, „bis hin zu dieser zugespitzten Formulierung: 'Gott ist queer', die ich großartig finde“. Für Ahrens ist das eine „theologische Neuentdeckung des Evangeliums“.
Und mit dem Blickwinkel der diakonischen Arbeit fügt er hinzu: „Da passt es genau rein. Es geht um Befreiung, um Aufrichten, um ernst nehmen und den Zuspruch der Liebe Gottes für wirklich jeden Menschen.“
Startschuss für mehr Veränderung
Der CSD-Truck soll ein Startschuss sein, wünscht sich Lukas Brinkmann. „Er muss ein Zeichen sein und daraus muss neue Energie, neue Kraft gewonnen werden.“ Zum Beispiel, um sich noch einmal mit dem 2022 in der Landessynode der Nordkirche gescheiterten Gleichstellungsgesetz zu beschäftigen, sagt Brinkmann.
Website und Kontakt zum "Konvent schwuler und lesbischer Theolog:innen"
Queersensible Fortbildungen und dauerhafte Ansprechstellen zu schaffen und auch deren Finanzierung zu sichern, sei ein weiteres Ziel. Aber auch die Stärkung von bestehenden Netzwerken, wie dem „Konvent schwuler und lesbischer Theolog:innen“ (KonsulT), „Lesben und Kirche“ oder queeren Jugendgruppen, seien wichtig.
„Churchy queer village” vor St. Petri
Auf dem CSD-Truck werden Menschen aus dem gesamten Gebiet der Nordkirche sein. Sie sind von Ansprechpersonen aus der LGBTIQ+-Community eingeladen worden, sagt Brinkmann.
Churchy queer Village
Hauptkirche St. Petri, bei der Petrikirche 2, 20095 Hamburg
Um nicht nur vom Truck aus dabei zu sein, werde es zudem das „churchy queer village“ an der Hauptkirche St. Petri an der Mönckebergstraße geben. „Da werden Menschen von KonsulT oder von “positiv leben und lieben" dabei sein und es wird möglich sein, ins Gespräch zu kommen oder sich segnen zu lassen.“
Kein "pinkwashing", sondern Ermutigung
Mit Blick in die Vergangenheit habe Ahrens natürlich darüber nachgedacht, wie es aufgenommen werde, wenn Kirche plötzlich so präsent auf dem CSD ist. „Ich erinnere mich an meine eigenen Zeiten, wo ich um Akzeptanz gekämpft habe, wo es Pride-Paraden gab und Kirche echt fern war.“
Damals seien Menschen verletzt worden, und deswegen wünscht sich der Landespastor, „dass man uns mit Vergebung begegnet“. Die Menschen sollen sich darüber freuen, dass Kirche da ist und ihr nicht „pinkwashing“ unterstellen.
Weil diese Gefahr aber bestehe, sagt er mahnend an die Nordkirche: „Das ist eine große Verpflichtung, die wir eingehen.“ Und er bete und hoffe, dass LGBTQI+-people, „die durch den Truck ermutigt werden, auf ihre Gemeinden zuzugehen, nicht enttäuscht werden“.