Umweltpastor: Ein Wolf macht noch kein wildes Schleswig-Holstein
30. Juli 2012
Kiel. Der Umweltbeauftragte der Nordkirche, Pastor Thomas Schaack, hat erfreut auf die Nachricht von einem Wolf im schleswig-holsteinischen Landkreis Segeberg reagiert, zugleich aber vor Euphorie gewarnt. Der normalerweise in Rudeln lebende Wolf werde durch ein einzelnes Tier noch keine neue und dauerhafte Heimat im nördlichsten Bundesland finden.
"Ein Wolf macht noch kein wildes Schleswig-Holstein", sagte Schaack. Allerdings könnte sich dies in den kommenden Jahren ändern, hofft der evangelische Theologe.
"Wir sollten ein wenig dazulernen"
Schaack verwies auf immer noch verbreitete Ängste vor dem Wolf. Gründe dafür seien vor allem Klischees aus Literatur, Filmen und Märchen. "Mit dem realen Wolf hat das nichts zu tun", betonte der Umweltpastor. Wenn der Wolf in Schleswig-Holstein wieder eine dauerhafte Bleibe finden soll, "dann werden wir alle ein wenig dazu lernen müssen". Ängste müssten abgebaut werden. Es wäre schlimm, wenn das Auftauchen des Wolfes ähnlich wie das Auftauchen eines Braunbären vor Jahren in Bayern "mit der lächerlichen Unterscheidung von Normal-, Schad- und Problembären und der Tötung des Tiers endet".
Im Kreis Segeberg wiesen Experten jüngst Spuren eines Wolfs-Rüden nach, teilte das Kieler Umweltministerium mit. Zuletzt sei 2007 ein Wolf in der Nähe von Süsel (Kreis Ostholstein) überfahren worden. Davor gab es im nördlichsten Bundesland lange Zeit keine Wölfe, der letzte wurde 1820 erlegt. Die Rückkehr des Wolfes sei ein Symbol dafür, dass Arten in Schleswig-Holstein wieder eine Zukunft haben können, die schon ausgerottet waren, sagte Umweltminister Robert Habeck (Grüne).
Kürzlich waren beim Wolfsinformationszentrum im Wildpark Eekholt erste Hinweise auf einen Wolf eingegangen. Die genetische Analyse einer Kotprobe bestätigte nun, dass es sich um einen männlichen Wolf handelt. Er gehört offensichtlich zur deutsch-westpolnischen Population. Es sei davon auszugehen, dass das scheue, streng geschützte Tier als Einzelgänger über Mecklenburg-Vorpommern eingewandert sei, hieß es. Der Aufenthaltsort wird nicht bekanntgegeben.