Sommerkirche

Urlaub mit Tiefgang: Eine Pastorin als Kurseelsorgerin

Constanze Oldendorf am Strand auf der Insel Rügen.
Constanze Oldendorf am Strand auf der Insel Rügen. © Kirchengemeinde Luther-Melanchthon

22. August 2025

Seit 2018 verbringt die Lübecker Pastorin Constanze Oldendorf ihre Sommerferien als Kurseelsorgerin im Südosten Rügens.

Wenn andere an den Strand fahren, packt Pastorin Constanze Oldendorf ihren Talar ein: Seit 2018 verbringt die 63-jährige Pastorin der Luther-Melanchthon-Gemeinde in Lübeck ihre Sommerferien regelmäßig im Südosten Rügens, im Mönchgut. Dort unterstützt sie die Kurseelsorge in den fünf Kirchorten Sellin, Baabe, Göhren, Middelhagen und Groß Zicker.

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Es ist eine Win-Win-Situation für die Seelsorgerin: „Ich komme einmal raus aus meinem gewohnten Umfeld, bleibe aber in der geistlichen Arbeit“, erzählt Oldendorf. „Besonders schön ist, dass ich meine Predigten quasi selbst aus dem Gefühl einer Urlauberin schreibe – und dabei Eindrücke wie einen besonders malerischen Sonnenuntergang mit den Menschen in den Gottesdiensten unmittelbar teilen kann.“

Blick auf Sellin mit historischer Seebrücke auf der Ostseeinsel Rügen.
Blick auf Sellin mit historischer Seebrücke auf der Ostseeinsel Rügen.© Iurii Buriak, iStockphoto

Entdeckungsreise in die Kirche des Ostens

Ihr Engagement begann 2018 mit einem Mini-Sabbatical. Damals wollte sie die Kirche in Mecklenburg-Vorpommern besser kennenlernen. „Mich hat interessiert: Wie funktioniert Kirche im Osten?“, sagt Oldendorf.

Ihr Mann stammt aus Rostock. Auch durch ihre Arbeit als Anleiterin in der Pastorenausbildung hatte sie Einblicke gewinnen können. „Ist die Kirche im Osten wirklich konservativer? Sind die Ost-West-Themen immer noch spürbar. Dem wollte ich nachgehen.“ Über Kontakte zur damaligen Stralsunder Pröpstin Helga Ruch fand sie den Weg nach Rügen.

Gottesdienste zwischen mittelalterlichen Mauern und Strandpromenaden

Oldendorf gestaltet im Sommer Gottesdienste in den fünf kleinen Kirchen des Mönchguts – zwei stammen noch aus dem Mittelalter, drei wurden in den 1920er-Jahren mit besonderem Blick auf die aufstrebenden Badeorte erbaut.

So ist es kein Wunder, aber auch einmalig, dass die Kirche in Baabe sogar eine Außenkanzel gekommen hat. So konnten zur Freude der Kur- und Badegäste die Sommergottesdienste auch draußen gefeiert werden.

Heute werden im Sommer regelmäßig Gottesdienste in Kurmuscheln oder auf Strandpromenaden gefeiert, immer gemeinsam mit einem Netz von Ehrenamtlichen vor Ort. „Ich bin unglaublich beeindruckt, wie engagiert hier Gemeindearbeit gelebt wird“, betont Oldendorf. „Es gibt so viel Herzblut: Menschen stellen frische Blumen in „ihre“ Kirchen, gestalten einladende Flyer, versorgen täglich die Andachtsleuchter mit Kerzen.

Kirche und Tourismus

Raum und Zeit: im Urlaub Zeit für sich finden und Kirche erleben. In der Fremde sich selbst näherkommen und Glauben neu entdecken. Wir als Nordkirche wollen Menschen mit vielfältigen Angeboten begegnen. Mehr: Kirche und Tourismus

Allein im Jahr 2024 wurden in den Kirchen rund 22.000 Kerzen von Besuchenden entzündet – jede einzelne ein Zeichen für Gebet, Dank, einem Wunsch oder Sehnsucht.

Begegnungen, die bewegen

Viele Menschen kommen im Urlaub zum ersten Mal oder seit Jahrzehnten wieder in die Kirche. „Immer wieder sagen mir Besuchende: ‚Ich war seit 30 Jahren nicht mehr in der Kirche – aber das hier überzeugt mich.‘ Das ist eine wunderbare Chance, Menschen wieder willkommen zu heißen.“

Zur Arbeit gehören neben den Gottesdiensten auch die Begleitung von Konzerten – von Klassik über Pop bis Irish Folk –, Friedensgebete am Freitag, Besuche in Pflegeheimen und Seelsorge in persönlichen Gesprächen.

„Im Urlaub bricht in den Menschen manchmal etwas auf“, erzählt Oldendorf. Verluste, die im Alltag nicht zu spüren waren, Zukunftsfragen, Lebensängste. Alte Lasten. Im Urlaub nimmt sich die Seele Raum. Solche Momente zeigen, wie wichtig Seelsorge auch im Urlaub sein kann.“

Auch Amtshandlungen wie Taufen, Trauungen oder Goldene Hochzeiten gehören nicht selten zur Urlaubsseelsorge.

Arbeit und Erholung im Einklang

Oldendorf teilt ihre Zeit zwischen Dienst und Urlaub: „Etwa die Hälfte ist Arbeit, die andere Hälfte Erholung.“ Ihr Mann besucht sie regelmäßig an den Wochenenden. „So verbindet sich für uns das Beste aus beiden Welten.“

Nach sieben Jahren ist die Urlaubsseelsorge für Constanze Oldendorf längst mehr als nur ein sommerliches Projekt. „Diese Wochen gehören für mich inzwischen fest zum Jahreslauf“, sagt sie. „Ich schöpfe daraus Kraft, bekomme neue Impulse für meine Arbeit in Lübeck – und erlebe, wie wohltuend es ist, Menschen gerade im Urlaub mit dem Evangelium zu begegnen.“

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