Sonntag, 5. Januar 2020 | 15 Uhr | Kirche zu Karby

Viele sagen: »Wer wird uns Gutes sehen lassen?« HERR, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes!

Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche
Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche© Marcelo Hernandez, Nordkirche

27. April 2020 von Gothart Magaard

Predigt im Rahmen des Gottesdienst zum Gründungsfest der Kirchengemeinde Schwansen zu einem Wort aus Psalm 4

Die Gnade unsere Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch!

Liebe Festgemeinde in Schwansen,

der heutige Gottesdienst zum Gründungsfest der Kirchengemeinde Schwansen steht unter einem Wort aus Psalm 4: der Tageslosung für heute.

Viele sagen: »Wer wird uns Gutes sehen lassen?« HERR, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes!

„Wer wird uns Gutes sehen lassen?“ – Diese Frage könnte auch unsere Frage sein, am Anfang eines neuen Jahres. Nicht nur im Blick auf die Krisenherde dieser Welt im Nahen Osten oder in Australien. Auch im Blick auf den Zusammenhalt in unserem Land. In unseren Städten und Dörfern. Und gibt es dabei ein gemeinsames Verständnis von dem, was gut wäre?  

Neben die skeptische und bange Frage der Vielentritt die hoffnungsvolle Bitte des Psalmbeters: Lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes!

Dieser Vers aus einem Abendgebet benennt zwei Pole, die zusammen gehören: zweifelnde Fragen und zuversichtliche Bitte. Diese Bitte bringt die Hoffnung auf Gottes Gegenwart auf den Punkt. In jedem Gottesdienst bitten wir deshalb um Gottes Segen. Das Antlitz Gottes ist selbst das Licht, das leuchtet.

In diesen Tagen und Wochen nach Weihnachten habe ich noch die vielen Lichter der Kerzen vor Augen und manchen Weihnachtsstern. Und auch die Botschaft im Ohr, dass mit dem Kind in der Krippe uns Menschen ein besonderes Licht aufgeht.

Licht, das die Finsternis erleuchtet.

Licht, das wie der Stern den Weg weist,

der zum Heil, zum Leben und in die Zukunft führt.

Ein Licht, das bis in die entlegensten Orte und Stätten scheint.

 

Wir feiern diesen Gottesdienst im Lichte des morgigen Epiphaniastages. Und wir erinnern uns daran, dass damals die Weisen aufmerksam wurden auf den Glanz dieses Lichtes. Und sie haben alles stehen und liegen gelassen und sich auf einen weiten Weg begeben und wussten nicht, wo das Ziel sein würde.

In ihnen können wir uns als heutige Sinnsucher wiederfinden, wenn wir uns fragen, wo wir auf der Suche sind. Welches Ziel unsere Lebenssuche hat. Gerade am Jahreswechsel stellen sich diese Fragen ja auch uns im Rückblick auf das vergangene Jahr und im Blick auf das unbeschriebene neue Jahr.

Die Weisen aus dem Morgenland wollten die Herrlichkeit Gottes mit eigenen Augen sehen und das Kind anbeten. Bis heute sind sie ein Bild dafür, dass Menschen, die sich auf den Weg machen, selbst zum Licht werden.

Mache dich auf werde licht, denn dein Licht kommt.

So haben wir es gehört in der Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja im 60. Kapitel.  

Dieses Licht bringt die Weihnachtsbotschaft zum Glänzen: Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr! Und Frieden auf Erden.

Wer wird uns Gutes sehen lassen?

Auf diese Frage können wir nur so antworten: Es ist dieses Licht, das von der Gegenwart Gottes unter uns Menschen erzählt.

Bei der Suche nach diesem Licht entdecken wir, dass das Gute manchmal dort zu finden ist, wo wir es gar nicht vermuten. Eben an den entlegensten Orten.

Es stellt manche Gewohnheit in Frage und zeigt uns, dass das Gute dort zu sehen ist, wo Frieden und Gerechtigkeit aufscheinen. Und wir erfahren auch, dass sich in König Herodes sofort die große Politik dafür interessiert, weil er einen Gegenspieler fürchtet.

Gott selbst lässt uns Gutes sehen. Deshalb können wir es weder erzwingen und beherrschen, noch verhindern und unterdrücken, dass das Gute sichtbar wird. Das Licht leuchtet, wo es will und lässt uns Gutes sehen. Manchmal müssen wir vielleicht aufmerksamer hinsehen.

Als Christenmenschen leben wir von diesem Licht und mit diesem Licht. Es bleibt ein Geheimnis, wie es zu leuchten anfängt. Es ist unverfügbar.

Zugleich ist es unsere Aufgabe als Christinnen und Christen dieses Licht sichtbar werden zu lassen – es sozusagen auf einen Leuchter zu stellen.

Da fängt dann unser Denken, Tun und Handeln an: im alltäglichen Leben, aber auch im Leben einer Kirchengemeinde.

Und so haben Sie schon vor einigen Jahren angefangen und sich in den Kirchengemeinden in Schwansen gefragt: Wie kann die kirchliche Zukunft aussehen? Und was können wir dazu beitragen, dass wir zukunftsfähig werden und bleiben?

Schnell war klar, dass es dabei nicht nur um den eigenen Kirchturm gehen kann, sondern um das kirchliche Leben in der ganzen Region Schwansen. Und hier zwischen Schlei und Eckernförder Bucht in Borby-Land, Karby, Rieseby, Sieseby, Waabs und anfangs auch in Kosel haben sich die Kirchengemeinderäte zueinander auf den Weg gemacht, um auszuloten und herauszufinden, was sie in Schwansen verbindet und wo es unterschiedliches gibt.

Es war ein langer, intensiver Weg, auf dem Sie miteinander geklärt haben, wie Sie sich gegenseitig unterstützen können, um Kirche in Schwansen in die Zukunft zu führen. Und das, was Kirche in dieser Region ausmacht, weiterzuentwickeln.

Dafür haben Sie sich drei Jahre Zeit genommen. Mit guter Beratung (Redlef Neubert-Stegemann) haben Sie sich von Anfang an die Freiheit genommen, auf das jeweils Eigene genauso bewusst zu schauen, wie auf das, was sie gemeinsam haben.

Sie haben den Prozess so begonnen, dass es auch die Freiheit gab, auszusteigen. Die Kirchengemeinde Kosel hat sich dann auch für einen anderen Weg entschieden und bildet jetzt mit Anderen eine Region.

Auf diesem Weg haben Sie auch Unterstützung durch den Kirchenkreis erfahren und miteinander sehr bewusst und behutsam ein Gespür für das Neue entwickelt.

Mit der Entpflichtung der scheidenden Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher und der Verpflichtung der bleibenden haben sie jetzt vollzogen, was im Prozess schon begonnen hat. Das Einüben in neue Gremien.

Es wurden Themengruppen zu den zentralen Fragen gebildet und eine Leitungsgruppe gebildet und gelernt, in neuen Zusammensetzungen miteinander Entscheidungen zu treffen, ohne sich zu verzetteln. Und immer wurde alles offen in die beteiligten Kirchengemeinderäte kommuniziert.

Nicht nur die Kirchengemeinderäte und das Team der Pastorinnen und Pastoren haben schon Erfahrungen mit dem neuen Miteinander gesammelt, auch bei der Feier von gemeinsamen Gottesdiensten und Festen ist es für alle sichtbar geworden.

Und bei allem Neuen geht es doch darum, dass Sie dafür sorgen, dass in Schwansen die Kirche vor Ort bleibt und verlässlich für die Menschen in den Dörfern erreichbar ist. Auch in Gesprächen mit den Bürgermeistern aus den Kommunen in Schwansen haben Sie wertvolle Rückmeldungen und Bestätigung erfahren.

Bei der Entwicklung eines Gottesdienstplans und der Aufteilung von Seelsorgebezirken wurden Verabredungen getroffen, die sowohl die gemeinsam getragene Verantwortung für ganz Schwansen als auch die Vielfalt der Gemeinden vor Ort stärkt.

Mit solch einer großen Gemeindefusion verändern sich vor allem die Wege, wie Entscheidungen für das Ganze getroffen werden. Manche Frage muss nun nicht fünfmal geklärt werden, sondern nur einmal. Manches kann dadurch leichtgängiger werden. Auch wenn es einigen sicher schwer gefallen sein mag, Mitwirkungsmöglichkeiten abzugeben und sich auf die neuen Wege einzulassen.

Sie haben in den vergangenen drei Jahren gelernt, auch mit unterschiedlichen Auffassungen umzugehen und gut dafür gesorgt, dass alle Interessen gesehen wurden.

Bei allen Veränderungen, die immer auch den Abschied von Gewohnheiten und Selbstverständlichkeiten mit sich bringen, wurde darauf geachtet, dass das Gute auch in Zukunft sichtbar werden kann.

Viele sagen: »Wer wird uns Gutes sehen lassen?« HERR, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes!

 

Woran werden wir erkennen, dass das Licht von Gottes Antlitz leuchtet? Diese Bitte des Psalmbeters fragt ja nach der Zukunft. Und auch nach Zeiten, wenn die Lichter von Weihnachten und Epiphanias uns nicht mehr so deutlich vor Augen sind. Wenn die Erinnerung daran in uns so gut verpackt und verschlossen ist, wie in wenigen Tagen der ganze Weihnachtsschmuck in Schränken oder Kisten auf Dachböden versteckt und verstaut sein wird.

In Psalm 4 finde ich zwei Verse weiter einen Hinweis, was es bedeuten kann, das Licht mit in den Alltag zu nehmen. Der Psalmbeter spricht:

Du allein, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.

Wenn Menschen mit ihrer ganzen Unterschiedlichkeit und Vielfalt sicher wohnen, wird Gutes sichtbar. Kirche wird in Schwansen sichtbar sein, wenn sie in diesem wunderschönen Landstrich Menschen eine Heimat und Orientierung geben kann.

Wenn es gelingt, dass sie Menschen zur Seite steht bei ihrer Suche nach Geborgenheit und Gemeinschaft, in der Sehnsucht, im Alltag dieser Welt ein zu Hause und zu sich selbst zu finden. Wenn es gelingt, die herausfordernden Fragen zu diskutieren und mit Zuversicht zu gestalten:

Wie wir das Miteinander stärken und darauf achten, dass niemand verloren geht. Wie wir es schaffen, für die Bewahrung der Schöpfung einen Beitrag zu leisten. Und wie wir respektvoll miteinander und auch mit den Unterschieden umgehen.

Und alles mit der Botschaft von Weihnachten im Rücken, dass in Jesus Christus der Glanz und das Licht von Gottes Gegenwart es vermögen, an den entlegensten Orten und Stätten aufzuleuchten.

Und so können wir auch heute in diesem Festgottesdienst auf die Frage der Vielen: »Wer wird uns Gutes sehen lassen?« voller Zuversicht um den Segen Gottes für diese neue Kirchengemeinde bitten und in das alte Gebet des Psalms einstimmen:

HERR, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes!

Und das wünsche ich Ihnen, dass Sie diesen Weg mit Zuversicht weitergehen im Vertrauen auf Gottes Geleit und seinen Segen. Amen.

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