Bischof Magaard und Honorarkonsul Boerstra erinnern an Opfer

Volkstrauertag in KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund

Die Gedenktafeln bei der Ladelunder St. Petri-Kirche, Foto:Happe/Ladelund
Die Gedenktafeln bei der Ladelunder St. Petri-Kirche, Foto:Happe/Ladelund

07. November 2019 von Antje Wendt

Schleswig/Ladelund. Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), und Hylke Boerstra, Honorarkonsul der Niederlande, werden die Gedenkreden zum diesjährigen Volkstrauertag (17. November) in Ladelund halten. Anlass sind die Veranstaltungen der Gemeinde und der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte, mit denen an die Opfer des KZ und die Zerstörung des niederländischen Ortes Putten durch deutsche Besatzer vor 75 Jahren erinnert wird. Die Bürgermeister der Gemeinden Putten und Ladelund werden einen Partnerschaftsvertrag unterzeichnen.

Bischof Gothart Magaard: „Wie über Gräber hinweg internationale Zusammenarbeit, Versöhnung und Freundschaft möglich ist, wird am Beispiel von Ladelund deutlich. Den Anfang machte Pastor Johannes Meyer, der es sich 1946 zur Aufgabe machte, die Hinterbliebenen über das Schicksal der 110 Männer aus dem niederländischen Putten, die hier im KZ Ladelund umkamen, aufzuklären und zu besuchen. Ein grausames Kriegsverbrechen hatte 1944, vor 75 Jahren, in dem niederländischen Ort Putten stattgefunden, begangen von der deutschen Wehrmacht. Dass die Kontakte zwischen der evangelischen Kirchengemeinde Ladelund und der Gemeinde Putten heute in einem Partnerschaftsvertrag münden, ist ein Zeichen der Hoffnung und des Friedens. Wir können Gott dankbar sein, der Menschen in Putten und Ladelund bereit gemacht hat, sich die Hände zu reichen, sich gemeinsam zu erinnern und sich zu stärken für unser Leben in der Gegenwart.“

Hylke Boerstra, Honorarkonsul der Niederlande,: „Zum 75-jährigen Gedenken an die Razzia von Putten am 2. Oktober sprach der niederländische Staatssekretär Blokhuis in Anwesenheit von Prinzessin Beatrix in der dortigen Kirche. Er ist wie ich ein Kind der Freiheit. Die Generationen, die nach uns kommen, sind Kinder der Freiheit. Um zu verstehen, was diese Freiheit bedeutet und was es zu beschützen gilt, müssen, so Blokhuis, zukünftige Generation wissen, was passiert ist. Unser Privileg der Freiheit ist ein Erbe des Krieges, ein Erbe des Nie-mehr. Dieses Erbe verpflichtet. Lassen Sie uns in diesem Sinn die Errungenschaften unserer pro-europäischen Länder, sowie die starke Position unserer bilateralen Freundschaft und die eroberte Fähigkeit zum gemeinsamen Gedenken, als Teil unserer Freiheit begreifen. Als Freiheit, die uns Kraft gibt, unseren Frieden zu verteidigen und ihn mit anderen zu teilen.“

Bereits um 10 Uhr beginnt in der St. Petri Kirche in Ladelund ein Gottesdienst zum Volkstrauertag mit Pröpstin Annegret Wegner-Braun, Kirchenkreis Nordfriesland, und Pastor Hans-Joachim Stuck, Kirchengemeinde St. Petri, Ladelund. Die Predigt hält Werner Gugler, Pastor in der Kirchengemeinde Putten (Niederlande). Im Anschluss werden Kränze auf dem Friedhof von Ladelund und an den Ehrenmalen in Ladelund und Westre niedergelegt.

In der Gedenkstunde ab 12.30 Uhr werden Bischof Gothart Magaard und Honorarkonsul Hylke Boerstra die Hauptreden halten. Siegfried Puschmann, 1. Stellvertretender Kreispräsident des Landkreises Nordfriesland, Jan van den Hoorn, Stiftung Oktober 44, Putten, und Matthias Weiss, Landesvorsitzender der Sinti und Roma in Schleswig-Holstein, werden Grußworte sprechen. Die Gedenkstunde findet im Saal des Kirchspielkruges in Ladelund statt. Anschließend unterzeichnen dort die Bürgermeister Lutz Martensen (Ladelund) und Hank Lambooij (Putten) einen Partnerschaftsvertrag beider Gemeinden.

Um 14 Uhr wird in Ladelund das Straßenschild „Weg des Gedenkens“ enthüllt. Zum Abschluss gibt der Chor „De Loofstem“ aus Putten ein Konzert in der St.-Petri-Kirche.

Hintergrund:

Im Rahmen einer Strafaktion wurden 1944 auf Befehl der deutschen Wehrmacht 660 Puttener Männer gefangengenommen und in das KZ Neuengamme gebracht. Von dort aus wurden die Puttener Häftlinge in weitere Konzentrationslager verschickt, auch in Außenlager Neuengammes. Die zurückgebliebenen Einwohner Puttens wurden vertrieben; das Dorf wurde zerstört. Bis Kriegsende kamen die meisten der deportierten Männer aus Putten in deutschen Konzentrationslagern um, 110 von ihnen im KZ Ladelund. Nur 48 Deportierte kehrten nach der Befreiung zurück.

Vom 1. November bis 16. Dezember 1944 bestand in der Gemeinde Ladelund ein Konzentrationslager. Die SS ließ hier 2.000 Häftlinge aus zwölf Nationen Panzerabwehrgräben ausheben. Innerhalb von sechs Wochen starben 300 Häftlinge. Sie wurden auf dem Dorffriedhof bestattet.

Bald nach Ende des Zweiten Weltkrieges gab es erste Kontakte zwischen der evangelischen Kirchengemeinde Ladelund und dem niederländischen Ort Putten. Pastor Johannes Meyer, Ladelund, bemühte sich um die Registrierung und Bestattung der Opfer des KZ Ladelund sowie um eine würdige Gestaltung und Pflege der Gräber. Diese sind Ursprung und Zentrum der heutigen KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte. Als deren Gründungstag gilt der 24. Oktober 1950, an dem erstmals 130 Angehörige getöteter Häftlinge aus dem niederländischen Putten die Gräber besuchten. In den Folgejahren wurde der Kontakt ausgebaut, unter anderem durch gegenseitige Besuche.

Internet: https://kz-gedenkstaette-ladelund.de/

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