25. August 2014 | Eiderstedt

Wahrheit entspringt nicht der Hierarchie

25. August 2014 von Gerhard Ulrich

"Wie geht Evangelisch? Kirche leiten durch das Wort" - Vortrag von Landesbischof Ulrich bei der "Sommerkirche WELT"

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Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Ich könnte nun ja mit dem Kalauer beginnen: Wo bin ich hier? „Welt“? Ist die Welt ein Dorf auf Eiderstedt? Natürlich ist sie das auch.

Wenn ich aber richtig informiert bin, kommt der Name dieses schönen Ortes von dem friesischen Wort „velt“ oder „velle“. Und das heißt: „Quelle“! Das ist doch ein wunderbarer Ortsname! Hier ist Quelle, hier ist der Ort, von dem aus alles fließt, erfrischt, erneuert wird. Und Dank also auch darum an alle, die diese Quelle hier in dieser alten Kirche am Sprudeln halten! Das frische Wasser des Lebens hier am Fließen halten.

Und dann lese ich: hier an diesem Ort hat es die wohl älteste Siedlung auf Eiderstedt gegeben. Also ein Ort mit Geschichte.

Eiderstedt ist eine Region der Weite. Umspült sozusagen von den Wassern. Element des Lebens. Und, das haben Generationen nicht zuletzt hier immer wieder auch schmerzlich erfahren: auch lebensbedrohliche Gewalt. Die große Dichte der wunderschönen Kirchen – gerade vor einem Jahr haben Sie das hier gehörig gefeiert – sie ist ein Hinweis darauf, dass man hier sehr genau weiß, dass nichts selbstverständlich ist von den Dingen, von denen wir so scheinbar selbstverständlich leben und zehren. Hier auf dieser kleinen Halbinsel gibt es die weit sichtbaren Hinweise auf den, der alles Leben in seinen Händen hält. Der uns hält. Dessen Wort eine Leuchte zu unseren Füßen ist. Und ein Licht auf unseren Wegen.

Hier besonders ist zu sehen, wie alles so wunderbar gemacht ist von Gott, dem Schöpfer, der Himmel und Erde gemacht hat, der Land und Wasser voneinander getrennt hat. Davon ist zu reden, zu predigen, zu verkündigen seit Jahrhunderten in dieser alten Kirche, überall in Wort und Musik, in Gebet und Sakrament. Dafür ist die Kirche da: dass wir als christliche Gemeinde groß machen und schön Gott und seinen Namen – für uns, aber ebenso für alle Welt. Die Leute werden es hören und spüren und sich anstecken lassen von diesem lebensspendenden „Virus“ der Gottesfreude, da bin ich gewiss. Das ist schon immer so gewesen seit dem Beginn der Verkündigung der guten Botschaft in der Zeit Jesus – als er selbst predigend und heilend und segnend unterwegs war in den Dörfern und Synagogen und auf den Bergen des jüdischen Landes. Der Schatz des Evangeliums, der größer und leuchtender wird dadurch, dass er unter den Menschen verteilt wird, die Gottesfreude, die nicht weniger, sondern mehr wird dadurch, dass wir sie nutzen und weitergeben, ja weiter verschenken, sogar verschwenden!

Nun, mein Thema also heute: Wie geht Evangelisch? Kirche leiten durch das Wort. Ich könnte es kurz machen und sagen: dat weet ick ok nich!

Aber kurz kann ich nicht. Also legen wir los:

I
Was ist bloß mit meiner Kirche los? – das habe ich mich gefragt im Sommer des vergangenen Jahres. Als die „Orientierungshilfe“ des Rates der EKD zu Familienbild und Familienrealität erschien. Da gingen die Wogen im Blätterwald hoch und erst recht die emotionalen Wogen in den innerkirchlichen Debatten. Von Empörung bis zu Erleichterung reichte das Spektrum. Man sollte Stellung beziehen, dafür oder dagegen. Auch ich wurde immer wieder gefragt und gedrängt. Und gut – es gab ja nun auch einiges zu sagen zu dieser Orientierungshilfe, die selbst etwas orientierungslos daher kam, weil sie in Bezug auf das biblische Zeugnis blass und im Blick auf die innere Bindung von Menschen an vertraute Werte seelsorgerlich allzu sorglos war.

Aber je länger die Diskussion gedauert hat, desto mehr hat sich für mich eine andere Frage in den Vordergrund geschoben: Was ist bloß mit meiner Kirche los, dass eine „Orientierungshilfe“ des Rates der EKD so viel Wirbel auslöst? Ich meine, eine Orientierungshilfe! Nicht einmal eine Denkschrift oder dergleichen. Eine Orientierungshilfe vom Rat der EKD – nicht weniger, aber auch nicht mehr! Keine Offenbarung! Keine Feststellung des status confessionis. Weiß meine Kirche nicht mehr, wie „Evangelisch“ geht?

Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, da haben wir Erzeugnisse des Rates mehr oder weniger interessiert gelesen, um sie dann beiseite zu legen und über das zu streiten, was uns wirklich auf den Nägeln brannte – Frieden schaffen ohne Waffen; kauft keine Früchte der Apartheid; unser Kreuz hat keine Haken usw.

Und heutzutage? Da habe ich den Eindruck, dass die Orientierungshilfe der EKD wie ein „Machtwort“, eine Wahrheit ex cathedra, angesehen wird, was entsprechend heftige Reaktionen der Abwehr oder der Zustimmung hervorruft. Es soll eine höhere und am besten eine höchste Instanz geben, die sagt, wo’s lang geht. Die sagt, was gilt. Und die Verfasser des Familienpapiers haben dieses Bedürfnis bedient, indem sie den Anschein einer Orientierungshilfe erweckt haben – nur dass sie dieses Versprechen leider nicht eingelöst haben, weil sie auch nichts anderes tun konnten, als festzustellen: Es ist eben alles nicht mehr so einfach wie man meinte, dass es früher gewesen sei.

Ich will an dieser Stelle nicht in die inhaltliche Debatte der Thematik Ehe-Familie-Lebensformen einsteigen. Ich will nur hervorheben: Meiner Meinung nach konnte die Orientierungshilfe das Versprechen nach klarer Orientierung gar nicht einlösen! Denn ein solches Versprechen widerspricht dem Wesen der evangelischen und erst recht unserer evangelisch-lutherischen Kirche. Kein Menschenwort, auch nicht das des Rates der EKD, kann fraglose Geltung beanspruchen und letzte Sicherheit im Gewissen und in der Lebensführung geben. Das kann allein das eine Wort Gottes, das in Jesus Christus Mensch geworden ist. Deshalb formuliert Martin Luther am Ende seiner Thesenreihe (1517) so eindrücklich: „(94.) Man soll die Christen ermutigen, dass sie ihrem Haupt Christus durch Strafen, Tod und Hölle nachzufolgen trachten (95.) und dass sie lieber darauf trauen, durch viele Trübsale ins Himmelreich einzugehen, als sich in falscher geistlicher Sicherheit zu beruhigen.“

Was also ist mit meiner Kirche los, dass man in ihr hofft oder es auch nur für möglich hält, es möge oder könne doch von „übergeordneter Stelle“ das Entscheidende gesagt werden und dabei nicht an Jesus Christus denkt? Wo es doch protestantisches Prinzip ist, dass die Wahrheit, mit der wir als Christenmenschen leben und sterben können, nur im Diskurs, in der pfingstlichen Stimmenvielfalt zu Wort kommt! Und dass sie sich bewähren muss an der Freiheit eines Christenmenschen! Ja, so geht evangelisch: die Wahrheit kommt nicht aus einer Hierarchie. Konzile, Synoden, Räte können irren.

Was ist mit meiner Kirche los? – das ist natürlich nicht nur eine verwunderte Frage. Denn es ist ja mehr als deutlich: Was sich innerkirchlich abspielt, spiegelt zum großen Teil wider, was auch gesellschaftlich Sache ist.

In der neuen Unübersichtlichkeit gehen die alten Selbstverständlichkeiten gleich reihenweise verloren: Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass ein Arbeitsplatz auch zu sicherem Lebensunterhalt führt. Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass lebenslanges Arbeiten zu einer auskömmlichen Rente führt. Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass das Krankenversicherungssystem eine gute Gesundheitsfürsorge für alle sicherstellt. Dass der Aufsichtsratsvorsitzende eines großen Sportvereins, gegen den ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung läuft, sein Amt zumindest ruhen lässt, ist nicht mehr selbstverständlich, und ein ehemaliger Bundespräsident vor Gericht ist auch noch nicht dagewesen.

Trotz der schlagzeilenorientierten Meinungsbildung und vieler Diskussionen, die auf Twitter-Niveau geführt werden, sind wirkliche Lösungen für die drängenden Probleme unserer Zeit nur in mühevoller Kleinarbeit, in genauem Hinsehen und Wahrnehmen zu erreichen. Schwarz-Weiß-Malerei hilft nicht; und einfache Antworten gibt es nicht. Aber gerade deshalb verstärkt sich die Tendenz, inmitten von Pluralität, Globalität, Virtualität, Komplexität ein Fundament von Gewissheit und eine Säule von Verlässlichkeit zu suchen und zu fordern. „Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit, in einer Welt, in der nichts sicher scheint“, hat die Band „Silbermond“ vor einigen Jahren getextet und damit eine sehr aktuelle Sehnsucht zum Ausdruck gebracht.

Je höher die Komplexität unserer Lebenszusammenhänge, desto größer die Sehnsucht nach einfachen Lösungen, Antworten – Orientierungen.

Und solche Sehnsucht gibt es eben auch in unserer Kirche! Und sie wird von außen an unsere Kirche herangetragen. In der Kirche erwartet man eine Leitfigur, an der man sich orientieren kann. So funktioniert die medial gesteuerte Welt – evangelisch oder nicht. Man braucht ein Gesicht, eine Figur, eine klare Aussage. Mir ist das in krasser Weise deutlich geworden an einer kleinen Notiz in den „Kieler Nachrichten“ kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr: „Die ‚eigentlichen‘ Weihnachtsgottesdienste feiert die Evangelische Kirche am 25. und 26. Dezember…Welche Bedeutung der 25. Dezember hat, zeigt, dass Landesbischof Gerhard Ulrich den Weihnachtsgottesdienst im Lübecker Dom halten wird“. Sie sehen, liebe Schwestern und Brüder: Wenn Sie im Zweifel über die Bedeutung von christlichen Feiertagen sind, schauen Sie einfach danach, wann ich predige. Dann wissen Sie Bescheid…

II
Der Bischof als Episkopus ist ein Hinseher, ein Draufseher, einer der kommt und schaut und wahrnimmt zuerst, was ist. Er oder sie leitet die Kirche so, dass er, so verstehe ich das wenigstens, ein Stück des Weges einer Gemeinde, eines Pastors oder einer Pastorin mitgeht, natürlich auch mitgeht ein Stück des Weges von Menschen, die in der Diakonie oder in der kirchlichen Verwaltung arbeiten. Also: Ein Stück des Weges mitgehen, etwas an Leben teilen – und dabei als guter visitor (englisch), der weiß, was sich gehört, zunächst einmal schaut und staunt oder auch sich wundert. Ein guter Gast also, einer, der versucht wahrzunehmen und zu verstehen, was Sache ist da oder dort. Jedenfalls ein visitor (englisch), der auf keinen Fall damit anfängt, zuallererst selbst zu reden, weil er ja davon überzeugt ist, dass er ohnehin schon alles besser weiß…

Nur so ein hinhörender visitor (englisch) wird dann möglicherweise auch ein hilfreicher Visitator sein, der also sagt, was er wahrnimmt; der sagt, was ihm auffällt; der sagt, was er zu raten hat. Episkopé im lutherischen Sinne heißt also für mich ganz fundamental: Die Wahrheit leitet sich nicht ab aus einer Hierarchie kirchlicher Ämter! Sondern: Die Wahrheit wird miteinander gesucht und gefunden im Diskurs – im Diskurs mit dem Wort der Heiligen Schrift und mit unseren Bekenntnisschriften sowie im Diskurs mit den Schwestern und Brüdern, denen allen das eine Amt der Kirche – das Amt der Verkündigung – anvertraut ist. Und das geht in meinem bischöflichen Alltag oft so:

III
„Herr Bischof, wir brauchen dringend einen O-Ton!“ – unser Pressesprecher stürzt auf mich zu – und platzt mitten hinein in eine Debatte unserer landeskirchlichen Synode: „RTL plant für den 31. Oktober eine Emotainment-Doku mit der Witwe von Uwe Barschel. Mit Hilfe einer professionellen Hellseherin wird Freya Barschel direkt Kontakt aufnehmen zu ihrem 1987 gestorbenen Mann Uwe Barschel, damit endlich die Ursache seines Todes ans Licht kommt – und Millionen werden das gebannt anschauen. Herr Bischof, wir werden bedrängt von den Agenturen: was sagt die Kirche dazu – in 15 Minuten brauchen wir drei Sätze!“

Sie werden es sich denken können, meine Damen und Herren, so eine Sache löst zunächst Ratlosigkeit aus bei mir: Uwe Barschel? Fast 30 Jahre ist es her, dass man den damaligen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein tot in einer Badewanne eines Hotels in Genf aufgefunden hatte. Aber für Verwunderung bleibt nicht viel Zeit – Geschäftigkeit ist gefragt, die Pressemeldung muss schleunigst 'raus, sagt unser Pressesprecher. Also, los geht's: der Bischof denkt laut, sein Referent formuliert still, eventuell muss ein Jurist gegenlesen, dann schnell weg der O-Ton, per Mail an die Agenturen.

Manchmal geht es mir in solchen Situationen wie dem Hinkelsteinhändler Obelix, der, als es darum ging, einen Kupferkessel mit Goldtalern zu füllen, sich als Schauspieler für ein avantgardistisches Stück engagieren lässt. Er solle einfach sagen, was ihm durch den Kopf geht, sagt der Regisseur. Auf der Bühne, im Angesicht des Publikums, geht Obelix aber nichts durch den Kopf – außer: „Die spinnen, die Römer!“ Was für die einen befreiende Wahrheit ist, ist für die Herrschenden eben darum ein Skandal. Obelix landet im Knast – zusammen mit dem Regisseur, der ihn schlicht großartig findet…

Wenn es gut geht, so ein Manöver, kann ich meinen Original-Ton tatsächlich wieder finden in der Zeitung am nächsten Morgen und die Sache ist erledigt, und ich bin froh, dass es gelungen ist, Gedanken auf die Schnelle zu formulieren, derer sich meine Kirche nicht schämen muss. Wenn ich Pech habe, meldet sich der „Norddeutsche Rundfunk“ – und ich muss in eine Talkshow…

In diesem Fall geht mein „O-Ton“ ein in ein Interview der „Süddeutschen Zeitung“ mit der Witwe; und ein langjähriger Landtagsabgeordneter schreibt mir einen Brief.

Ja, so kann es gehen mit meiner Aufgabe, die Kirche zu leiten durch das Wort, was ich ja soll und will; und zugleich – um es etwas „dick aufgetragen“ zu sagen – der Welt Orientierung zu geben, was ich ja auch soll und will. Der „Predigt- Ernstfall“ kann jederzeit eintreten und nahezu jeder Ort kann unvermittelt zur Kanzel werden. Es geht fast immer darum, mich in der Kunst zu üben, dass ich „verantwortlich rede“[1].

Ein zweites Beispiel: Alle zwei Monate etwa verbringe ich einen Tag in einem Hamburger Studio. Dort produzieren wir „So gesehen“. Das ist eine eneinhalb Minuten dauernde Verkündigungssendung, verantwortet im monatlichen Wechsel von der Katholischen und der Evangelischen Kirche – Sonnabendnachmittags bei SAT 1 ausgestrahlt – platziert zwischen irgendwelchen Soaps. Es heißt, gut 2,5 Millionen Menschen würden das verfolgen. Und es ist unser Anspruch, genau in dieses „Format“ zu packen, was uns religiös, gesellschaftlich, politisch, kirchenjahreszeitlich wichtig ist. Also gilt es, so richtig „große Themen“ wie Gebet, Deutsche Einheit, Integration, Erntedank, Klimawandel, „Brot für die Welt“, Segen, Auslandseinsätze der Bundeswehr, Religionsfreiheit u. ä. in höchstens einer Minute 20 Sekunden zuschauergerecht „rüberzubringen“. Für mich jedes Mal ein „Predigt- Ernstfall“ der ganz besonderen Art.

Es gibt überraschend viele Reaktionen auf diese kleine Sendung – Briefe, E-Mails. Als ich in einer Folge etwas zum Thema „Integration“ sagte, und dabei auf Auseinandersetzungen um den Bau einer Moschee in Norddeutschland Bezug nahm und etwas sagte zu den Ängsten vor den Muslimen, war die Reaktion besonders stark. Neben manch wütender Stellungnahme, die mich erreichte, war andererseits auch Folgendes zu lesen: nur die Religionsgemeinschaften würden in der Lage sein, die Ängste zu bearbeiten und zur Integration zu ermutigen; also sollten sie diese zentrale Aufgabe endlich anpacken!

Ein drittes Forum – wieder ganz eigener Art – will ich benennen: Vor unserer landeskirchlichen Synode hat der Bischof regelmäßig Bericht zu geben. Die großen Linien kirchenleitenden Handelns sind vor dem Kirchenparlament und der interessierten Öffentlichkeit verantwortlich zu vertreten – beispielsweise die Gründung der neuen Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland, entstanden Pfingsten 2012 aus der Pommerschen, der Mecklenburgischen und der Nordelbischen Kirche zu einer gemeinsamen Evangelischen Kirche im Norden: Eine ganze Anzahl von Chancen – aber auch von Risiken und Nebenwirkungen gesamtdeutscher Einigungsbemühungen waren da anzupacken und zu gestalten zu einem guten Neuen aus Ost und West – eine besondere Herausforderung 20 Jahre nach der Wende. Hier erlebe ich übrigens das bischöfliche Amt in besonderer Weise als ein Amt, das helfen kann, Einheit herzustellen und darzustellen.

Einheit Evangelisch gibt es nur in der Vielfalt. Vielfalt ist, evangelisch betrachtet, keine Schwäche des Glaubens, sondern sein eigentlicher Reichtum. Einheit aber heißt nicht „Einheitlichkeit“. Zur Einheit in Christus zu rufen heißt nicht: Gleichmacherei. Heißt aushalten die Unterschiede. Heißt aber auch, erwarten, dass wir alle darin eins und einig sind, dass wir Gottes Kinder heißen. Dass Gott der Herr unseres Lebens und Sterbens ist. Nicht wir selbst.

Es gehört zum Kern der Reformation, dass erkannt wird und zugelassen wird: jeder einzelne Mensch hat mit und in seiner je eigenen, unverwechselbar originellen Lebensgeschichte eine Beziehung zu Gott, der zu ihm redet, ad personam, in sein oder ihr Herz. Und darum sind der Antworten des glaubenden Herzens so viele. Und darum ist es so unabdingbar notwendig, dass die Menschen etwas wissen von dem, woran sie glauben! Den kritischen Gläubigen wollte Martin Luther. So, wie er gerungen, gekämpft, gestritten hat mit seinem Gott, so sollen wir alle ringen. Ja: Vernunft und Glaube sind keine Widersprüche, sondern sie brauchen einander! Menschen sollen auskunftsfähig sein in Sachen Religion, Glaube und Kirche! Unsere heutige Säkularisierung hängt auch damit zusammen, dass das Wissen um Gott und sein Wort nicht mehr gepflegt worden ist und wird.

Gerade in unserer noch jungen Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland erleben wir, was Einheit in Vielfalt bedeutet: da sind drei Kirchen zusammengekommen, die unterschiedlicher nicht sein können. Das gilt nicht nur für das Kirchen- und Gemeindeverständnis. Das gilt vor allem für die Geschichte und die Geschichten. Kirche zu bauen und als Christen zu leben in der ehemaligen DDR bedeutete etwas vollkommen anderes, als Kirche zu bauen und als Christen zu leben in Hamburg und Schleswig-Holstein. Diese unterschiedlichen Erfahrungen und Konzepte zusammenzubringen so, dass sie weiter leben dürfen, ihren Platz haben, so dass alle voneinander lernen können: das war das Bestreben bei der Fusion zur neuen Nordkirche.

Hierbei geht es dem leitenden Handeln und Reden nicht darum, Strukturentscheidungen etwa theologisch zu „überhöhen“ (es gibt keine theologische Begründung für die Bestimmung von landeskirchlichen Grenzen); aber es geht sehr wohl darum, die geistlichen Gründe für die neue Kirche plausibel zu machen und die Menschen mit auf den Weg zu nehmen. Leiten durch das Wort hat hier die Möglichkeit, immer wieder auf die Realität von Veränderung aufmerksam zu machen: wer Neues anfängt, nimmt Abschied zuvor, muss nicht nur wissen, wohin er geht, sondern auch, wo er bleibt mit dem, was ihm vertraut ist und zu ihm gehört. Und leitendes Reden bettet ein in den Kontext: 25 Jahre nach der Wende; Wahrnehmung der unterschiedlichen Kulturen; Ermutigung zur Begegnung. Und: wir handeln hier auch exemplarisch in einem Feld, das weit über unsere nur kirchliche Verantwortung hinaus geht: wir gestalten mit an dem Prozess des Zusammenwachsens von Ost und West – und so werden wir auch beobachtet und wahrgenommen im Land. Wir haben eine Kirche nun, in der Räume sind für die Verschiedenen.

Hier liegt eine große Chance: Kirche könnte eine gewichtige Rolle spielen für die gegenwärtige Gesellschaft, die angesichts immer komplexer werdender Zusammenhänge, angesichts immer größer werdender Unübersichtlichkeit nach „einfachen“ Antworten verlangt. Kirche könnte darin eine gewichtige Rolle spielen, dass sie dergestalt Anwältin der Wahrheit ist, dass es diese einfachen Antworten nicht gibt – auch nicht geben muss. Das Wort der Predigt ist ein verweisendes Wort, ein auf Gott verweisendes Wort. In ihm ist aufgehoben alles das, was sich unserer Einsicht, unserem Verstehen entzieht. Ermutigung zur Ratlosigkeit kann dann und wann die eigentlich starke Vollmundigkeit sein!

Meine Damen und Herren, ich habe diese so völlig verschiedenen „homiletischen Ernstfälle“ angeführt, weil ich meine, dass wir nicht zu eng von „Predigt“ denken und reden sollten. Predigt ist auch Rede auf der Kanzel! Und natürlich ist das auch für mich, der ich auch als Bischof Pastor bin, der herausragende Ort meines Redens.

Aber „Predigt“ ist zugleich noch viel mehr. Die Kanzel ist mobil. Sie kann stehen in der Zeitung, sie kann stehen im Fernseher oder im Netz, sie kann stehen in einem kirchlichen Parlament oder in irgendeinem Vortragssaal. Kurz: So wie Kirche nicht nur ist am Sonntagmorgen um zehn Uhr – genau so ist Predigt nicht nur Rede auf der Kirchenkanzel oder gar Rede von der Kirchenkanzel herab!

IV
Grundlegend ist für mich: Die Predigt kommt aus dem Hören! Gut reden können allein reicht nicht, um gut predigen zu können. Auf das Hören kommt es an!

Prediger sind Minister – nämlich „Minister“ im ursprünglichen Sinne des Wortes. Prediger und Predigerinnen sind Diener und Dienerinnen – des Wortes Gottes: minister im ministerium verbi divini– nennt die Tradition das.

Der Dienst kommt aus dem Hören. Der Dienst der Leitung auch.

Ich habe im Sinn, was auf einer Tagung zur „Qualität pastoraler Arbeit“ zur Tugend der „Seins-Gelassenheit“ gesagt worden ist. Das ist eine der wirklich wichtigen Güte-Kategorien für den pastoralen Dienst: diese Seins-Gelassenheit. Dieses Wissen: ich verdanke mich nicht mir selbst. Und: Kirche ist mehr, als mein Dienst abbilden muss. Die Confessio Augustana spricht hier von dem Grundvertrauen darauf, dass allezeit sei und bleibe eine heilige christliche Kirche auf Erden! (CA 7)

Kirchenleitung ist primär Verantwortung für die Lehre der Kirche, sie braucht zuerst Lust am Wort, lebt aus und von der Begeisterung für die Sache Gottes; lebt aus und von der Neugier für die Botinnen und Boten, die Gott schickt und von der Neugier – also Liebe – für ihre Gaben. Und: Kirchenleitung lebt von der Einsicht, dass sie immer allen Glaubenden aufgetragen ist – inklusive der bischöflichen Verantwortung. Und: Leitung, so verstanden, lebt auch von der Gewissheit der eigenen Begrenztheit und Angewiesenheit. Leitung ist immer geleitet – oder sie leitet nicht!

V
Die Kirchen leiten durch das Wort. Die Kirchen leiten allein durch das Wort… Es könnte ja auch ganz anders sein – und es ist weithin in der Kirchengeschichte auch anders gewesen. Was wir in einer lutherischen Kirche nicht wollen und auch nicht sollen, hat Martin Luther schon früh (1518) pointiert gesagt: „Ketzer zu verbrennen, ist wider den Heiligen Geist“ (WA 1, 624 u. 625). Ketzer und falsche Lehre sind allein durch Argumente zu überzeugen; sie dürfen aber nicht mit dem Schwert oder dem Scheiterhaufen bekämpft werden. Deswegen wird in der Confessio Augustana über die Gewalt der Bischöfe – also die Kirchenleitung – gesprochen im Modus der Aufforderung: Die Leitung der Kirche habe zu geschehen „ohn menschliche Gewalt, sonder(n) allein durch Gottes Wort.“ (CA 28 – „sine vi humana, sed verbo“).

Mir ist hier der pointierte Gegensatz wichtig: „menschliche Gewalt“ einerseits – „Wort Gottes“ andererseits, der in sich eine eindeutige Wertung enthält. Nämlich die: Menschliche Gewalt taugt nicht zur Kirchenleitung – das Wort Gottes aber taugt sehr wohl zur Kirchenleitung. Der menschlichen Gewalt ist nichts – dem Wort Gottes aber alles zuzutrauen!

Kirchenleitung und damit die Verantwortung für die Lehre, ja im weiteren Sinne Mission, geschieht durch die Predigt des Evangeliums in Wort und Tat. Für mich ist dieser Aspekt der evangelisch-lutherischen Lehre von der Kirchenleitung und damit der Predigt ein essential meiner Rollenzuschreibung und Aufgabenbeschreibung: Darin ist evangelische Kirche tatsächlich „Kirche der Freiheit“! Da wird eben nicht von oben – „top down“ – angeordnet, was als Lehre und Leben der Kirche zu gelten hat. Sondern: es ist hier gleichsam von einem ur-demokratischen Grundzug zu reden, der die Lehre und das Leben der Kirche ausmacht!

Es soll gelten die Macht des besseren Arguments, es soll gelten, was sich als Ergebnis in einem Meinungsbildungsprozess herausgebildet hat, der auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens möglichst „hart aber fair“ sich abspielt: Beteiligt werden sollen also die Kirchengemeinden, die Synoden, das Kollegium eines Aufsicht führenden Kirchenamtes usw. Ich erinnere nur daran, dass es Martin Luther war, der letztinstanzlich die Kompetenz zur Beurteilung und Unterscheidung von rechter und falscher Lehre auf die Gemeinde übertragen hat. Man nehme und lese nur seine Schrift von 1523 mit der programmatischen Überschrift: „Dass eine christliche Versammlung oder Gemein(d)e Recht und Macht habe, alle Lehre zu urteilen und Lehrer zu berufen, ein- und abzusetzen.“ Hier kann man finden ein wirksames Heilmittel gegen die „römische Versuchung“, wie Martin Luther das nennt, alles klar und eindeutig von oben nach unten und in jedem Winkel der Welt gleich geregelt zu haben. Daraus folgt noch etwas anderes nebenbei, das jene bedenken sollten, die sich zunehmend nach Hierarchisierung auch bei uns zu sehnen scheinen: es ist eine reformatorische Grunderkenntnis, dass die Wahrheit nicht aus der Hierarchie sich erschließt, sondern aus dem Diskurs, aus dem Hören auf Gottes Wort und aus dessen Auslegung!

Ich predige nicht auf eigene Rechnung! Die Folge kann – nach meiner festen Überzeugung – nur sein ein Verständnis von Predigt, das sich bedient einer lebendigen, demokratischen Rhetorik, einer Rhetorik, die auf Dialog angelegt ist, einer Rhetorik des besseren Arguments! Denn der Hörer oder die Hörerin muss angesprochen werden als eigenständiger, eigenverantwortlicher Mensch vor Gott. Er oder sie muss überzeugt werden – und nicht unterworfen! Durch Sprache also schaffen eine neue, andere, bessere Wirklichkeit als die, die die Weltklugen für die allein wahre halten. Ich will „Gottes-Klugkeit“ lehren, überzeugend machen und in Bewegung halten. Aber eben „gewaltlos“ will ich das tun! Predigt als Macht, aber nicht als Gewalt; mit potestas, aber nicht als violentia; mit power, aber nicht als violence!

Wir haben keine Macht, wie die Welt sie kennt. Aber wir haben ein machtvolles Wort, das tröstet und zurecht bringt; das Orientierung gibt für den Weg des Lebens, Orientierung, nach der so viele Menschen fragen. Wir haben ein Wort, das das Kleine groß spricht und das in den Schwachen stark ist. Wir haben das Wort, das den Wert des Menschen bemisst nicht nach dem, was er kann oder leistet, sondern nach dem, was Gott in ihm sieht: sein Ebenbild. Dieses Wort, das Fleisch geworden ist in Christus, ist gefragt: es muss mehr geben als das, was zu sehen, zu berechnen ist; die Lebensfülle, wie wir sie kennen, die vergeht und schwankt, trägt nicht weit. Wir dürfen als von der Verheißung Gottes Gespeiste nicht schweigen, nicht vorenthalten das Wort des Lebens, das Fleisch werden will immer neu. Wir haben uns einzumischen, zu mahnen, zu ermutigen.

 „Die Kirche wird geleitet durch das Hören auf Gottes Wort und durch seine Auslegung“ – so haben wir es in der Verfassung unserer Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland stehen.

Gewiss, es geht beim leitenden geistlichen Amt auch um harte und auch um ökonomisch zu verantwortende Entscheidungen. Es geht um viel „weltlich Ding’“. Vor allem aber geht es darum, zu verweisen auf den Grund unseres Kirche-Seins, den keiner legen kann außer dem, der gelegt ist, Jesus Christus. Es geht um Vergewisserung des Grundes immer neu. Und es geht um Vergewisserung der Verheißung, dass wir zwar Kirche in der Welt sind, aber nicht von der Welt. Dass wir als wanderndes Gottesvolk unterwegs sind, auf die Überwindung zu. „Seht zu, dass ihr Land gewinnt!“ – Dieses wunderbare Segenswort zu Beginn der Wanderung des Volkes Israel – es gilt auch uns.

Leiten mit dem Wort: Ich will die Menschen begeistern für das, was mich begeistert. Und das kann ich am besten, indem ich predige – also höre und auslege das Wort.

Ich gebe es gerne zu: die „evangelische Freiheit“ ist oft anstrengend zu leben im kirchenleitenden Alltagsgeschäft. Aber: Ich jedenfalls will nicht eintauschen den Segen evangelischer Freiheit gegen ein Linsengericht mit Namen „klare und eindeutige Hierarchie“!

VI
Meine Damen und Herren, biblische Wegzehrung für meine Leitung mit dem Wort aus bischöflicher Perspektive finde ich selber nur in der Vergewisserung im Hören. Leitung lebt aus Bildern, aus Leitbildern, die im Schatz der Bibel zu finden sind. Für mich ist eines der leitenden Bilder beim Propheten Ezechiel im 47. Kapitel zu finden.

„Und er führte mich wieder zu der Tür des Tempels. Und siehe, da floss ein Wasser heraus unter der Schwelle des Tempels nach Osten; … und er führte mich … durch das Tor im Norden und brachte mich außen herum zum äußeren Tor im Osten. Und siehe, das Wasser sprang heraus aus seiner südlichen Seitenwand. Und der Mann ging heraus nach Osten und hatte eine Messschnur in der Hand, und er maß tausend Ellen und er ließ mich durch das Wasser gehen: Da ging es mir bis an die Knöchel. Und er maß abermals tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen: Da ging es mir bis an die Knie; und er maß noch tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen: Da ging es mir bis an die Lenden. Da maß er noch tausend Ellen; da war es ein Strom, so tief, dass ich nicht mehr hindurch konnte; denn das Wasser war so hoch, dass man schwimmen musste...

Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, hast du das gesehen? … Und er sprach zu mir: Dies Wasser fließt hinaus in das östliche Gebiet und weiter hinab zum Jordantal und mündet ins Tote Meer. Und wenn es ins Meer fließt, soll dieses Wasser gesund werden, und alles, was darin lebt und webt, wohin der Strom kommt, das soll leben. … und alles soll gesund werden und leben, wohin der Strom kommt…Und an dem Strom werden an seinem Ufer auf beiden Seiten allerlei fruchtbare Bäume wachsen; und ihre Blätter werden nicht verwelken, und mit ihren Früchten hat es kein Ende… denn ihr Wasser fließt aus dem Heiligtum.“

Diese biblische Verheißung ist nicht nur Nahrung für meinen Lebensweg. Sie ist mir auch Bild und Gleichnis für die Gemeinschaft der Heiligen, die unterwegs ist, Gott zu entdecken und anzusagen. Gleichnis für seine Kirche – und sie ist zugleich Bild und Gleichnis für mein Verständnis von geistlicher Leitung, von Leitung allein durch das Wort.

Wir wissen als Christenmenschen, wo die Quelle ist; wir wissen, dass wir immer wieder zu ihr zurückkehren müssen. Aber:

Der Glaube bleibt nicht an der Quelle stehen. Er weiß: Draußen erst wird sichtbar, was die Quelle kann! In der Welt, bei den Menschen entfaltet das Lebens-Wasser seine Kraft und wird zum Strom, der mitreißt. Darum muss Kirche aus sich heraus. Wie das Wasser aus dem Heiligtum unter der Schwelle hindurchfließt und aus dem Mauerwerk herausspritzt, so muss und darf Kirche „nicht ganz dicht“ sein. Das ist das eine Amt der Kirche: weitergeben, was wir selbst empfangen haben, erzählen von unserem Glauben. Und Wege zeigen zu den Früchten, die kein Ende haben inmitten der vergänglichen Welt.

Erzählen, woher die Kraft der Welt kommt, erzählen, worauf die Welt bauen kann… Das geschieht in jedem Gottesdienst, in jedem Gesprächskreis, in jedem seelsorgerlichen Besuch, in jeder Kasualie,… in unserer lebendigen Diakonie.

So möchte ich geistliche Leitung, so möchte ich mein Amt verstehen und das eine Amt der Kirche, das uns allen anvertraut ist, das der Verkündigung der Versöhnung nämlich: Den Weg weisen zur Quelle... Und dann immer aber auch wieder hinausführen, ermutigen, aufzustehen. Und das Staunen zu üben.

Staunen über den Strom der göttlichen Kraft, die sich nicht einsperren lässt - auch nicht in Tempel- und Kirchenmauern - die hinaus will, hinein in alles Leben, durchdringen alles, was zwischen uns ist und heil machen die Trennung von Gott, heilen also das, was die Tradition „Sünde“ nennt.

VIII
Leiten mit dem Wort: Ich will die Menschen begeistern für das, was mich begeistert. Und das kann ich am besten, indem ich predige – also höre und auslege das Wort.

Es gibt eine wunderbare Entlastung, finde ich. Und die will ich an den Schluss stellen: Unübertroffen ist für mich, wenn ich an Leitung denke, das Modell des Mose. Als der  am Ende seiner Kräfte ist, wendet er sich an Gott: „Warum bekümmerst du deinen Knecht? Und warum finde ich keine Gnade vor deinen Augen, dass du die ganze Last des Volkes auf meine Schultern legst? ...es ist mir zu schwer!“

„Sammle siebzig von den Ältesten Israels“, antwortet Gott, „…so will ich hernieder kommen und mit dir reden und von dem Geist, der auf dir ist, nehmen und auf sie legen, damit sie die Last des Volkes tragen und du nicht allein tragen musst…“

„Und als der Geist auf ihnen ruhte, gerieten sie in Verzückung wie Propheten und hörten nicht auf…“

Der Text aus dem 4. Buch Mose geht weiter. Das Schönste kommt noch. Ich liebe diese beiden Figuren Eldat und Medad! Diese beiden gehören zu meinen Lieblingsfiguren aus der Bibel. Diese wunderbare Freiheit! Diese Naivität der Propheten, die gar nicht wissen, dass sie welche sind! Ich mag diese anarchistische Doppelstruktur: da sind zwei, die sich drücken wollen. Und trotzdem geraten sie in Verzückung, geraten sie aus dem Häuschen – im Lager, da wo sie sich sicher fühlten vor jeder Verantwortung, weit weg vom Zentrum geistlicher Leitung. Weit weg von den leitenden Kirchenbildern der Leitenden.

Der Geist Gottes lässt sich nicht einbinden in Strukturen und Modelle. Er findet, völlig unbeirrt, die er braucht für sein Reich! Wie wunderbar entlastend das ist! Und natürlich gibt es einige, die damit nicht zurechtkommen, dass ganz außerhalb jeder Geschäftsordnung und Liturgie Leute aus der Verfassung fallen und sich begeistern lassen. Es wird natürlich sofort gemeldet: Eldat und Medat sind in Verzückung im Lager! „Wehre ihnen!“ – sagt Josua voller Sorge, dass solche Verzückung außer der Reihe stören könnte und vielleicht Mühe und Arbeit bereitet, weil keine Steuerungsgruppe der Welt einfangen kann, was Gott selbst sich sucht.

Ach was, sagt Mose. Lasst sie! „Wollte Gott, dass alle im Volk des Herrn Propheten wären und der Herr seinen Geist über sie kommen ließe!“ Ein wahrhaft leitendes Wort: Leitung muss damit rechnen, dass das Wort, dass Leitung – geschieht!

 


[1]
Datum
25.08.2014
Quelle
Stabsstelle Presse und Kommunikation
Von
Gerhard Ulrich
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