Wanderausstellung erinnert an unbekannte Holocaust-Stätte in Minsk
04. November 2016
Eine der letzten unbekannten Stätten des Holocaust steht im Mittelpunkt der Wanderausstellung "Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung". Sie wird am Dienstag (8. November) in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen eröffnet. Die Schau dokumentiere erstmals umfassend die Geschichte des Ortes in der weißrussischen Hauptstadt Minsk, wo während des Zweiten Weltkrieges unter deutscher Besatzung Zehntausende Menschen erschossen oder in mobilen Gaswagen erstickt wurden, wie das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk (IBB) Dortmund ankündigte.
- <link file:4800>Begleitprogramm zur Ausstellung in St. Katharinen
- Video zur Gedenkreise 2015 nach Malyj Trostenez
Mehr
Die Ausstellung ist das Ergebnis eines zweijährigen deutsch-weißrussischen Pilotprojekts, das vom IBB Dortmund initiiert wurde. Mit Fotos und historischen Dokumenten stelle sie anhand von Einzelschicksalen verschiedene Opfergruppen dar. Auch die Erinnerungskultur in Deutschland und Weißrussland wird thematisiert.
Aussöhnungsprogramm zwischen Deutschland und ehemaligen Sowjet-Staaten
Malyj Trostenez war kurz nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 eingerichtet worden. Nach Erkenntnissen deutscher Historiker wurden dort mindestens 60.000 Menschen ermordet, meist Juden aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei. Weißrussische Historiker gehen sogar von 200.000 Toten an dieser Stätte aus. Auch aus Berlin, Bremen, Köln, Düsseldorf, Frankfurt und Wien wurden jüdische Familien und Einzelpersonen nach Minsk deportiert und meist in Malyj Trostenez umgebracht.
Ausstellungseröffnung am 75. Jahrestag der Deportation von Hamburger Juden
Die Eröffnung am 8. November findet am 75. Jahrestag der Deportation von mehr als 1.000 Hamburger Juden in das wenige Monate zuvor von der deutschen Wehrmacht eroberte Minsk statt. Darunter waren mit den Nummern 84, 85 und 86 auch die Vorfahren des Liedermachers und Schriftstellers Wolf Biermann, Luise, John und Karl Biermann.
Info
Die Ausstellung wird am 8. November um 12 Uhr eröffnet. Bis zum 7. Dezember ist sie täglich von 10 bis 17 Uhr zu besichtigen.Weitere Stationen sind Bremen, Bonn und Frankfurt, bevor sie ab März 2017 in Minsk zu sehen sein wird. Die Schau ist Teil eines umfangreichen Aussöhnungsprogramms zwischen Ost- und Westeuropa, vor allem zwischen Deutschland und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion.