Bildung

Warum die Kirche im Norden Schule machen sollte

Kinder für die Bibel begeistern - das sollen die evangelischen Schulen im Norden
Kinder für die Bibel begeistern - das sollen die evangelischen Schulen im Norden© epd / Jens Schulze

20. August 2014 von Petra Döllefeld

Kiel/Schwerin. Schulen sind nicht nur eine staatlliche Aufgabe, sagt die Schulstiftung der Nordkirche. Dennoch tut sie sich mit evangelischen Schulen in Schleswig-Holstein bislang schwer. In Mecklenburg-Vorpommern sind konfessionelle Schulen dagegen auf dem Vormarsch - aus historischen Gründen.

Seit etwa sieben Wochen ist Kai Gusek nun im Dienst der Schulstiftung der Nordkirche. Und bereits jetzt sehr viel unterwegs. Die Schulstiftung begleitet den Aufbau und die Entwicklung evangelischer Schulen, übernimmt unter anderem Verwaltungsaufgaben und berät Initiativen, die eine solche Schule gründen wollen.

In Schleswig-Holstein sind konfessionelle Schulen bisher rar gesät. Neben der christlichen Schule Kiel, der christlichen Schule NEXT in Elmshorn und der katholischen Schule sowie der Schule der Vorwerker Diakonie, beide in Lübeck, gibt es seit zwei Jahren die Evangelische Schule in Gülzow. Es ist die bisher einzige Schule in Schleswig-Holstein, die von der Evangelischen Schulstiftung verwaltet wird. Im Nordosten ist die Stiftung hingegen Träger von 16 evangelischen Schulen.

In Mecklenburg-Vorpommern, erzählt Gusek, sind etwa zehn Prozent aller Schüler an Schulen in freier Trägerschaft. In Schleswig-Holstein sind es wesentlich weniger. Das habe vor allem geschichtliche Gründe. Während der Wende genoss die Kirche im Osten bei den Menschen viel Vertrauen, als Gegenmodell zum Staat. Und nach der Wende entwickelten sich viele Schulmodelle, die frei sein sollten von der Staats-Tradition. Im Westen habe es diesen Druck nicht gegeben. Und das zeige sich auch an der Anzahl der freien Schulen.
Warum soll Kirche nun auch noch Schule machen?

Schulen sind nicht nur eine staatliche Aufgabe

„Im Westen tun wir uns da schwer“, sagt Kai Gusek. „Wir stellen uns die Frage: Warum soll Kirche auch noch Schule machen, da nun auch noch Geld reingeben?“ Diese Frage zeige, dass oft nicht langfristig genug gedacht werde, so der Pastor, der aus einem Pädagogenhaushalt stammt und sich seit seiner Schulzeit mit dem System Schule beschäftigt. „Auch Schule kann einen gemeindeaufbauenden Effekt haben. Wir haben einen biblischen Auftrag: ‘Lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe’. Es werden unglaublich viele Kitas gegründet. Aber evangelische Bildung hört ja nicht mit dem sechsten Geburtstag auf“, gibt er zu bedenken.

Das Argument, Schulen seien eine staatliche Aufgabe, da wolle man sich nicht einmischen, lässt er nicht gelten. Auch Kindertagesstätten seien eine staatliche Aufgabe. „Der Staat sieht in Artikel 7 des Grundgesetzes ausdrücklich auch konfessionelle Schulen vor“, sagt er. Schließlich gehe es auch darum, den Eltern Wahlmöglichkeiten zu geben für die Bildung ihrer Kinder. Und da könne Kirche einen Beitrag leisten. Nicht als Gegenmodell, sondern als zusätzliches Angebot. „Im Westen können wir nur mit positiven Botschaften Schule machen.“

Gerade im Hinblick auf eine Gesellschaft, die in den kommenden Jahrzehnten noch pluraler werde – und mit ihr die Bildungslandschaft – , sei das eine echte Chance für die Kirche. Neben zentralen Schulstandorten werde es an kleineren Standorten freie Schulen geben. Zum Beispiel evangelische Schulen. „Da haben wir als Kirche einen Auftrag, es wäre schade, wenn wir hier anderen das Feld überließen.“

Auch konfessionslose Eltern wollen kirchliche Schulen

Etwa 43 Prozent aller Schüler der evangelischen Schulen in Mecklenburg sind aus nichtkirchlichem Elternhaus. Eltern wünschten sich für ihre Kinder oft trotzdem eine Anbindung an den Glauben, sagt Gusek. Parallelen sieht er auch in Schleswig-Holstein. In der Gemeinde seiner Frau gebe es zunehmend Anfragen von Nichtkirchenmitgliedern nach Taufen für ihr Kind. „Es ist also Interesse da. Glaube lässt sich nicht ausschließlich an Kirchensteuerzahlern ablesen.“ Und mit evangelischen Schulen könne man ein weiteres Angebot machen, das Vertrauen schaffe und eine Brücke baue.

Kai Gusek hat sich vorgenommen, verstärkt Kontakt zu Schulgründungsinteressierten aufzubauen, schon in den Anfängen zu beraten. Zwei Initiativen sind momentan in den Startlöchern.

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