19. April 2019 | Jerusalemsberg

Was die Welt zusammenhält

19. April 2019 von Kirsten Fehrs

Karfreitag, Ökumenischer Kreuzweg in Lübeck Station 5: Jerusalemsberg, Jesus stirbt am Kreuz

Wir sind auf dem Berg, liebe Schwestern und Brüder.

Jesus stirbt. Am Kreuz. Auch hier auf dem neu restaurierten Relief.

Dieses elende Sterben am Kreuz – ich habe das schon als Kind kaum ausgehalten. Habe mir immer die Augen und Ohren zugehalten, wenn diese Szene etwa in Filmen am Karfreitag gezeigt wurde. So grausam, wie dieser durch und durch gütige Jesus Folter erleidet und Tod. Und ebenso verstörend für die Kinderseele: die traurige Mutter Maria. Wie mag ihr Herz zerrissen worden sein vor lauter Trauer und dieser Ohnmacht, nichts tun zu können für ihren sterbenden Sohn? Warum hast du mich verlassen …

Es gibt Momente, liebe Geschwister, da gibt‘s nichts, was einen im Innersten zusammenhält. Da reißt der Tod alles auseinander: Glaube, Liebe, Hoffnung. Und Herzen, Menschen, Völkerfrieden.

Als anfangs der Erzbischof so persönlich von Notre Dame erzählt hat, sind mir – wie ja bestimmt vielen von Ihnen – etliche Bilder von dieser zerstörten Kirche vor Augen gewesen. Eins hat mich besonders berührt: Am Volksaltar sieht man die berühmte Pieta, vollkommen unversehrt ist sie, wie die Mutter Maria ihren toten Sohn zärtlich im Arm hält. So unendlich traurig ist das. Und direkt darüber, ebenso unversehrt und in der Sonne leuchtend, das Kreuz. Es steht. Steht gerade und klar – inmitten von verrußten Trümmern, zerborstenem Glas und heruntergefallen Balken, inmitten der Zerstörung, das Kreuz, gerade und klar.

Inmitten aller Verstörung, Angst und Einsamkeit – es ist das Kreuz, das Halt gibt, ja, das Haltung zeigt. Es ist das Kreuz, das die Welt in diesem Moment zusammenhält. Was für eine Karfreitagsbotschaft in diesen Tagen. Denn nicht nur mir macht Sorge, dass die Debatten in Politik und Gesellschaft zunehmend von Angst geprägt sind, die ganze Nationen spaltet. Woher auch immer sie kommt: Da ist die Angst vor dem Verlust des Wohlstands, Angst vor der Digitalisierung, Angst vor Zuwanderung, Angst vor Europa. Angst ist immer ein schlechter Ratgeber, sie macht das Herz eng und lähmt das Denken. Allemal wenn sie geschürt wird von Populisten und den immer Aggressiveren.

Das Kreuz mittendrin weiß von Gewalt und all dieser Zertrennung. Und es ist zugleich ein Zeichen, genau dagegen aufzubegehren. Gerade und klar. Denn die Enge der Angst hat Jesus ja Zeit seines Lebens mit Herzensweite überwunden. Er hat Kinder gesegnet und zum Maßstab für‘s Himmelreich erklärt. Hat den Himmel, so blau und schön, für die Verzweifelten auf die Erde geholt. Hat gesagt: Selig die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden. Er, der da am Kreuz starb, hat uns gelehrt, immer mit dem Leben zu rechnen. Das ist doch unsere Kraft als Christen – und überhaupt von religiösen Menschen, dass wir über das hinaus glauben können, was wir an Trümmern vor uns sehen. Dass wir Hoffnung haben können – manchmal gegen alles Erwartbare und Vernünftige und Realistische.

L‘esperance, die Hoffnung. Sie hatte auch das letzte Wort, als alle Nationen Anteil nahmen an Frankreichs Schmerz über ihre so verwundete Notre Dame. L‘esperance – sie hat die Kraft, Völker, Menschen und Herzen verbinden, über Grenzen hinweg. Sie ist das Ziel, auch auf unseren Weg heute, mit dem Kreuz, gerade und klar – vor uns der Ostermorgen. Und so die Hoffnung vor Augen zeigen wir uns doch gegenseitig, jetzt, liebe Geschwister, dass Christus uns eint und zusammenhält! Wenden wir uns einander zu, Eintracht ist eine Aufgabe, haben wir vorhin gehört. Gebt einander ein Zeichen des Friedens. Denn sein Friede ist höher als alle Vernunft. Er bewahrt unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.

Datum
19.04.2019
Quelle
Stabsstelle Presse und Kommunikation
Von
Kirsten Fehrs
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