Was tun gegen den Hunger in der Welt?
06. Juli 2017
Klimawandel, Agrarpolitik und Ernährung sind eng miteinander verknüpft. Wie sehr sich das auf die Menschen in manchen Regionen auswirkt und was getan werden müsste, um das zu ändern, darüber diskutierten Vertreter von Organisationen und Verbänden auf dem G20-Alternativgipfel in Hamburg.
Der Kirchliche Entwicklungsdienst der Nordkirche, Brot für die Welt und die Diakonie Hamburg hatten unter anderem zu der Podiumsdiskussion eingeladen.
Auswirkung des Klimawandels: Hunger
„Wir sagen der Klimawandel kommt; für viele ist er aber schon da“, sagte Moderatorin Tanja Busse gleich zu Beginn. Seit sieben Jahren schon könne ein Bekannter von ihr in Tansania keinen Mais mehr ernten – dabei diente der dort sonst immer als Nahrungsgrundlage. „Das macht die Dimensionen des Klimawandels umso deutlicher.“ Diese umrissen auch die fünf Referenten in dem gut gefüllten Saal auf Kampnagel in Hamburg.
Scholz: Afrika muss mitreden dürfen
Dr. Imme Scholz vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik sagte, dass es zwar verschiedene Pläne der G20-Staaten gebe, Afrika wirtschaftlich zu stärken, doch diese seien vorrangig darauf ausgelegt, Investitionen in die Privatwirtschaft und Verknüpfungen zu den globalen Weltmächten zu fördern. „Wie sich aber die Gesellschaften selbst ihre Zukunft vorstellen, wird dabei nicht beachtet“, kritisierte Scholz. Die Maßnahmen dürften nicht nur Investitionen von Privatfirmen unterstützen, sondern vor allem sollten demokratische Prozesse und der klimaneutrale Aufbau der Infrastruktur im Zentrum stehen.
Kleinbauern werden ihrer Ackerflächen beraubt
Denn was passieren kann, wenn die Menschen vor Ort nicht beteiligt sind, zeigte Frank Ademba vom Kleinbauernnetzwerk MVIWATA in Tansania mit Unterstützung eines Films.
Dort ist es nicht nur der Klimawandel, der den Menschen zu schaffen macht, sondern vor allem die Tatsache, dass ihr Land in undurchsichtigen Prozessen an große Firmen wie Monsanto verkauft wird. Die Folge: „Die Bauern können ihr Land nicht mehr nutzen und müssen weit reisen, um andere Flächen beackern zu können“, sagt Ademba. „Sie müssen viel länger arbeiten und sind nicht geschützt.“ Die Bauern würden ihrer Lebensgrundlage beraubt werden – immer mehr von ihnen drohe die Armut.
Böse-Hartje: „Die Export-Politik exportiert den Hunger in die Welt“
Dieses Problem wird zudem verstärkt durch die internationalen Märkte, wie Landwirtin Johanna Böse-Hartje von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft aus einer anderen Perspektive darstellte. Die Milchbauern in Deutschland müssten derzeit – um wettbewerbsfähig zu bleiben – immer größere Ställe bauen. Die Konsequenz: So große Kuhherden könne man zum einen nicht mehr auf die Weiden schicken; die Kühe müssen zugefüttert werden mit Futter, das aus Ländern stammt, wo die Menschen selbst nicht einmal genug zu essen haben. „Eine ökologische und soziale Katastrophe“, sagte Böse-Hartje. Auf der anderen Seite werde durch den Kosten- und Leistungsdruck viel zu viel Milch produziert, die wiederum auf den internationalen Markt kommt und dort den Kleinbauern aus ärmeren Staaten die Preise kaputt mache. „Die Export-Politik exportiert den Hunger in die Welt“, so Böse-Hartje. „Das muss ein Ende haben!“
Seitz: Initiativen dürfen nicht untergraben werden
Doch die Bemühungen, Kleinbauern vor Ort zu stärken, kann nur Erfolg haben, wenn die Initiativen nicht von der Agrar- und Handelspolitik untergraben würden, wie Klaus Seitz darstellte, der VENRO-Vorstand und Leiter der Abteilung Politik bei Brot für die Welt ist. Das bedeutet: Die Staaten müssen demokratisch organisiert sein, darüber hinaus dürfe es keine Rüstungsexporte mehr in die entsprechenden Regionen geben. „Denn nicht nur die Folgen des Klimawandels verursachen den Hunger, sondern auch Kriege, in denen viele G20-Staaten ihre Finger haben“, so Seitz.