Ausstellung in Hamburg und Schleswig-Holstein

Wie Hände beim Gebet sprechen

Fotokünstlerin Valérie Wagner mit einem ihrer Bilder
Fotokünstlerin Valérie Wagner mit einem ihrer Bilder© Timo Teggatz

17. Juni 2015 von Timo Teggatz

Wie sehen Menschen aus, wenn sie beten? Und was machen sie mit ihren Händen? Antworten auf diese Fragen gibt die Fotokünstlerin Valérie Wagner mit ihrer neuen Ausstellung. Doch sie fotografierte nicht in einer Kirche, sondern während eines Workshops. Das hatte Folgen für die Fotos.

Einen festen Termin zum Beten hat sie nicht. Das Bewusstsein der Gegenwart Gottes sei für sie in jedem Moment Gebet, ob in der U-Bahn oder bei der Arbeit, sagt Valérie Wagner. „Dieses Bewusstsein stärke ich durch regelmäßiges Innehalten.“ Wie andere Menschen beten und sich bei liturgischen Ritualen verhalten, hat die Hamburgerin in Fotos festgehalten. Diese Bilder zeigt sie nun in Hamburg und Schleswig-Holstein. „Ohne Worte“ heißt die Ausstellung, weil die Abgebildeten nur mit ihren Händen sprechen.

Die Bilder zeigen Menschen beim Gebet, und zwar in großer Vielfalt. Zu sehen sind zum Beispiel Menschen, die sich bekreuzigen, die Hände falten oder ein Gesangbuch umschlingen. Die Hände eines Mannes etwa halten die „Perlen des Glaubens“ fest, ein meditatives, buntes Armband aus Perlen. Auf den meisten Fotos sind die Personen gar nicht vollständig zu erkennen, denn der Fokus liegt auf den liturgischen Gesten und somit auf den Händen. „Valérie Wagner verschafft auch der stillen, privaten Geste einen ganz großen Auftritt“, schreibt die Kulturjournalistin Melanie von Bismarck im Vorwort des Bildbands zur Ausstellung.

Fotos vom Erzbistum Hamburg angeregt

Die Idee für das Projekt hatte das Erzbistum Hamburg, das bei Valérie Wagner anfragte. Die 49-Jährige war sofort angetan. Sie habe gleich gewusst, dass es eine spannende Sache sei, sagt sie. Überhaupt habe sie sich in ihren Arbeiten schon oft mit dem Thema Körper beschäftigt, zum Beispiel für die Serie „Zwischen Himmel und Erde“, für die sie gläubige Menschen aus fünf Religionen ablichtete.

Die Bilder für „Ohne Worte“ sind nicht in einer Kirche entstanden, sondern während zweier Workshops, die das Erzbistum zum Thema „Gebete und Liturgie“ veranstaltete. Die 20 Teilnehmer wurden für etwa eine halbe Stunde zu Valérie Wagner gebeten, die ihre Foto-Ausrüstung in einem Nebenraum aufgebaut hatte. Für die Workshop-Besucher war die Teilnahme freiwillig, gegen die Bilder entschied sich jedoch niemand.

Keine Fotos in der Kirche

Ganz bewusst wählte die Fotografin für ihre Bilder keine Live-Situation in einem Gotteshaus. „Es hätte der direkte Kontakt zu den Modellen gefehlt“, sagt sie. Ein weiterer Nachteil: Auf den Hintergrund hätte sie wenig Einfluss gehabt, er hätte von den eigentlichen Gesten ablenken können. Und schließlich hätte sich Wagner in einer Kirche während eines Gebets nicht frei bewegen können.

Doch es gab auch einen Nachteil: Für die Teilnehmer war es ungewohnt, in einem Raum mit kompletter Foto-Ausstattung zu beten. Deshalb griff Valérie Wagner zu einem ungewohnten Mittel: Sie stellte Kerzen, eine Hostienschale und eine Bibel auf. Außerdem entzündete sie Weihrauch. Doch als reformierte Christin kannte sie sich offenbar mit den katholischen Gepflogenheiten nicht richtig aus: Schnell war der Raum voller Rauch. „Wir standen kurz vor einem Feueralarm“, erzählt sie lachend. Am Ende trug nicht zuletzt der Weihrauch dazu bei, dass sich die Teilnehmer entspannen konnten.

Große Vielfalt der Ausdrucksformen

Um ihren Modellen den Einstieg ins Thema zu erleichtern, stellte Valérie Wagner ihnen zu Beginn Fragen, zum Beispiel: „Was passiert auf Ihrem Weg von der Kirchentür bis zu Ihrem Platz?“ Damit wurden die Teilnehmer zum Nachdenken gebracht: „Es entspann sich eine überraschende Vielfalt der Ausdrucksformen von Glauben“, sagt die Künstlerin.

Auch die katholischen Abläufe kannte Wagner als Reformierte nicht genau, wie sie zugibt. „Ich war völlig unvoreingenommen im Hinblick auf die korrekte Ausführung der Gesten.“ Also fragte sie bei ihren Modellen nach, was die Bewegungen, die sie gerade machten, eigentlich bedeuteten. So entstanden Dialoge, und es entwickelte sich Vertrauen.

Aufnahmen in schwarz-weiß

Nach den Aufnahmen stand die nächste schwierige Aufgabe an: Aus den etwa 700 Fotos musste Wagner die besten aussuchen. 32 davon hat sie für einen Bildband ausgewählt, der in diesen Tagen erscheint. 20 Bilder sind in der Ausstellung im Kleinen Michel zu sehen, die im Rahmen der „Triennale der Photographie“ gezeigt wird.

Die Bilder sind übrigens nicht in Farbe ausgestellt, sondern in Schwarz-Weiß. Das hat seine Gründe: So seien die Kontraste schärfer und größer, sagt Valérie Wagner, auch die Hände kämen so besser zur Geltung.

Info

Die Ausstellung „Ohne Worte“ wird vom 22. Juni bis 19. Juli im Kleinen Michel (Michaelisstraße 5) gezeigt. Öffnungszeiten sind täglich von 8 bis 18 Uhr (außer während der Messen). Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 21. Juni, um 13 Uhr.

Anschließend ist die Ausstellung in Schleswig-Holstein zu sehen:

vom 22. Juli bis 5. August in St. Peter-Ording in der Katholischen Kirche St. Ulrich (Badallee 58).

vom 7. bis 30. August in Damp in der Katholischen Kirche St. Elisabeth (Seeuferweg 6).

Der Bildband kann für 19,95 Euro beim Deutschen Katechetenverein bestellt werden, per E-Mail unter  <link link-email>buchservice@katecheten-verein.de oder über Anfrage per  Telefon: 089 / 480 92 12 45.

Veranstaltungen
Orte
  • Orte
  • Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Petrigemeinde in Flensburg
  • Hamburg
    • Hauptkirche St. Jacobi
    • Hauptkirche St. Katharinen
    • Hauptkirche St. Michaelis
    • Hauptkirche St. Nikolai
    • Hauptkirche St. Petri
  • Greifswald
    • Ev. Bugenhagengemeinde Greifswald Wieck-Eldena
    • Ev. Christus-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Johannes-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Marien Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
  • Kiel
  • Lübeck
    • Dom zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakobi Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck
    • St. Petri zu Lübeck
  • Rostock
    • Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock Heiligen Geist
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Evershagen
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Lütten Klein
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Rostock
    • Ev.-Luth. Luther-St.-Andreas-Gemeinde Rostock
    • Kirche Warnemünde
  • Schleswig
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
  • Schwerin
    • Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Schwerin
    • Ev.-Luth. Petrusgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Schloßkirchengemeinde Schwerin

Personen und Institutionen finden

EKD Info-Service

0800 5040 602

Montag bis Freitag von 9-18 Uhr kostenlos erreichbar - außer an bundesweiten Feiertagen

Sexualisierte Gewalt

0800 0220099

Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

Telefonseelsorge

0800 1110 111

0800 1110 222

Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

Zum Anfang der Seite