Wort zum Christfest 2017 von Bischof Gothart Magaard
23. Dezember 2017
Schleswig. Das Adventslied „Seht, die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde“ hat Bischof Gothart Magaard, Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), in den Mittelpunkt seiner Weihnachtsbotschaft gestellt. Dieses Lied ist nach den Worten des Bischofs die Ermutigung, der befreienden Botschaft von Gottes Liebe zu den Menschen und der Welt in Wort und Tat Raum zu geben. Er rief dazu auf, auf die elementare Kraft des Evangeliums, das von der Heiligen Nacht ausgehe, zu sehen, zu hören und ihr zu vertrauen.
Die Weihnachtsbotschaft von Bischof Gothart Magaard im Wortlaut:
„Seht, die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde, kommt und ist für alle da, kommt, dass Friede werde.“ DieseWorte singen wir in diesen Tagen, wenn wir eines der moderneren Adventslieder miteinander anstimmen.
Gotteserdung erleben wir in der Heiligen Nacht – Schöpfermacht, die Bodenkontakt sucht, die sich in die dunklen und staubigen Ecken dieser Welt hineinbegibt. Die sich angreifbar macht, verletzlich ist, und uns trotzdem mit bezwingender Liebe das Kleine groß glauben lässt. Gott ist im Kinde. Die Botschaft verwandelt die ärmliche Szene mit der heimatlosen Familie zu einem Ort, an dem wir unseren Glauben im Geheimnis der Liebe Gottes festmachen, Jahr um Jahr.
Und wie Jahr um Jahr werden darum wir auch an diesem Weihnachtsfest unsere Hoffnung für diese Welt nicht aufgeben. „Kommt und ist für alle da, kommt, dass Friede werde“, so singen wir. Wir singen dies auch für die Geflüchteten aus aller Welt, die in Europa das suchen, was auch wir uns wünschen: Frieden und Sicherheit, Zukunft und Hoffnung. Für die bedrängten Christinnen und Christen in Syrien und Ägypten, im Irak oder in Nigeria. Für die Menschen in Nordkorea, Pakistan oder Afghanistan. Für unsere Familien und Freunde hier vor Ort. Für die Kranken und Sterbenden in unserem Land. Für die, die ihre Hoffnung längst aufgegeben haben. Auch für uns selbst.
Für mich ist dieses Lied die ganz schlichte Ermutigung, zu tun, was wir tun können, um der befreienden Botschaft von Gottes Liebe zu uns und zu seiner Welt in Wort und Tat Raum zu geben. Und es ist die schlichte Ermutigung, darauf zu vertrauen, dass Gottes Ankunft nicht in unserer Hand liegt. Gott nimmt sich Raum in dieser Welt, auch in diesem Jahr, in dem wir allen Grund haben, am Verstand der Menschheit zu zweifeln.
In mir lässt dieses Lied klingen und schwingen, was mir Kraft gibt, weiter zu machen, weiter zu glauben:
„Seht, liebe Schwestern und Brüder, liebe Männer und Frauen, liebe Jungen und Alten, seht hin, die gute Zeit ist nah! Freut euch auf die Stunde!“
Für mich heißt das: Traut euren Augen nicht, wenn die besorgniserregenden Nachrichten alles verdrängen, was in dieser Welt Grund zur Hoffnung ist! Traut euren Ohren nicht, wenn an die Stelle der Melodie, die von Gottes Weg auf die Erde klingt, der Abgesang auf das Abendland oder auf die Idee einer offenen Gesellschaft angestimmt wird! Macht euch auf die Suche, nach diesen unscheinbaren Anfängen der Liebe Gottes im Kleinen!
Seht, hört, vertraut auf die elementare Kraft dieses Evangeliums, das von der Heiligen Nacht ausgeht.
Denn Gott wird die Zeiten mit seiner Güte erfüllen: „Seht, die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde, kommt und ist für alle da, kommt, dass Friede werde.“
Bischof Gothart Magaard predigt am 24. Dezember um 23 Uhr im St. Petri-Dom zu Schleswig
