Menschen stillen ihren Durst nach Ansehen, Zuwendung und Trost

Wort zum Christfest 2018 von Landesbischof Ulrich

Landesbischof Gerhard Ulrich
Landesbischof Gerhard Ulrich© Marcelo Hernandez / Nordkirche

24. Dezember 2018 von Maren Warnecke

Schwerin. „Weihnachten kommt zur rechten Zeit mit seiner befreienden, ermutigenden Botschaft: Diese Welt bleibt nicht sich selbst überlassen. Nichts muss bleiben, wie es ist“, sagt Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), in seiner Weihnachtsbotschaft. Gerade in einer Zeit, in der so viele Gewissheiten ins Wanken geraten, Zukunftsängste viele Menschen bedrängen und lähmen, sei es „dieses kraftvolle, unvorsichtige und unvernünftige Sehnen über alles Vorstellbare hinaus, was uns innehalten und die Blicke nicht abwenden lässt von der Welt, sondern hinwenden“, so Ulrich weiter.

Die Geburt Jesu lasse die Menschen auf Trost und Hoffnung, Liebe und Barmherzigkeit vertrauen. „Das ist es, was wir an Weihnachten einüben im Kreis der Familie und Freunde, vielleicht auch mit Menschen zusammen, die niemanden haben; wenn wir einander Briefe und Karten schreiben und einander Freude bereiten: Wir stillen den Durst nach Ansehen, Zuwendung, Trost. Wir bereiten Freude, die Ströme von neuem Mut erzeugt“, so der Landesbischof. „Wir zeigen den gegenseitigen Respekt, der in dieser Welt so sträflich vernachlässigt wird, und tauchen die Welt in ein neues Licht: ‚Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott‘.“

Die Weihnachtsbotschaft 2018 von Landesbischof Gerhard Ulrich im Wortlaut:

„Stärkt die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! Sagt den verzagten Herzen: ‚Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott!‘“ (Jesaja 35)

Solcher Zuspruch, solche Verheißung bedienen zu Weihnachten unsere Sehnsucht nach Frieden und Freiheit, nach Heil und Gewissheit. In einer Zeit, in der so viele Gewissheiten ins Wanken geraten, Zukunftsängste viele Menschen bedrängen und lähmen, da kommt Weihnachten zur rechten Zeit mit seiner befreienden, ermutigenden Botschaft: diese Welt bleibt nicht sich selbst überlassen. Nichts muss bleiben, wie es ist. Das erleben die Menschen damals, von denen die Weihnachtsgeschichte erzählt: die im Finstern sitzen, sehen ein großes Licht. Gott bleibt nicht verborgen. Er lässt sich sehen – in dem Kind, das im Stall von Bethlehem geboren wird und von dem ausgehen Trost und Hoffnung, Liebe und Barmherzigkeit. Gott, so glauben wir Christen, wendet sich den Ärmsten der Armen zu, den Fremden, denen, die auf der Flucht sind vor Gewalt und Hass und Krieg. „Frieden auf Erden“ ist angesagt. Mitten in der Welt kommt die himmlische Botschaft den Menschen zu Ohren. Sie setzt frei Hoffnung und Ermutigung.

Es ist dieses kraftvolle, unvorsichtige und unvernünftige Sehnen über alles Vorstellbare hinaus, was uns innehalten und die Blicke nicht abwenden lässt von der Welt, sondern hinwenden: auf den Hass und die irre Gewalt; auf die notorischen Lügen, mit denen per Twitter Teile dieser Welt regiert werden; zu den Provokationen derer, die populistisch Öl in jedes Feuer gießen; auf die Verletzung der Menschenrechte, die vor 70 Jahren als großartige Errungenschaft nach den Massakern der Kriege zur Grundlage humanen Zusammenlebens geworden sind. Damit nichts bleiben muss, wie es ist! Wenn nämlich Wasser in der Wüste hervorbricht und Ströme im dürren Land: dann fängt alles neu an. Das ist das, was wir an Weihnachten einüben im Kreis der Familie und Freunde, vielleicht auch mit Menschen zusammen, die niemanden haben; wenn wir einander Briefe und Karten schreiben und einander Freude bereiten: Wir stillen den Durst nach Ansehen, Zuwendung, Trost. Wir bereiten Freude, die Ströme von neuem Mut erzeugt, und zeigen den gegenseitigen Respekt, der in dieser Welt so sträflich vernachlässigt wird. Dann tauchen wir die Welt in ein neues Licht, als ob Himmel und Erde zusammenkommen und Frieden sichtbar wird. „Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott.“

Mitten in die Welt hinein, hinab zu den Heruntergekommenen, kommt Gott, wird Mensch, einer von uns. So sieht nicht Rache aus, nicht Vergeltung. Aber so kommt der, der sich erweist als Retter, der hingeht zu jenen, mit denen niemand etwas zu tun haben will. Der Teilhabe eröffnet an der Fülle der Liebe und der Würde, die Gott schenkt. Nein, nicht mit Gewalt kommt er; wohl aber mit Kraft, mit der Power der Zuwendung. Er behält das göttliche Licht, das auf ihn fällt, nicht für sich, sondern lässt es hineinstrahlen in die Welt. Er bleibt nicht in himmlischer Geborgenheit, sondern tritt heraus in die Dunkelheit der Welt und erhellt sie.

Überall da, wo Menschen dieser lichten Spur folgen, wird die wunderbare Botschaft der Weihnacht offenbar: was verschlossen scheint, muss verschlossen nicht bleiben. Gott lässt uns sehen, was offenbar ist: seinen Frieden, seine Gerechtigkeit, seine Freundlichkeit und Menschlichkeit. Lässt uns all das sehen in dem Kind im Stall: „Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren ist!“ (Lukasevangelium, Kapitel 2)
Gesegnete Weihnachten!


Landesbischof Gerhard Ulrich predigt am 1. Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember, um 10 Uhr im Dom zu Schwerin.

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