Erste Schulleitungstagung der Nordkirche

Wozu braucht Schule Religion?

Auf dem Podium diskutierten (v.l.) Rolf Fischer, Dr. Stefan Geiser, Gothart Magaard, Hans-Ulrich Keßler, Marianne Birtler, PD Dr. Ralf Ptak und Thorsten Dittrich
Auf dem Podium diskutierten (v.l.) Rolf Fischer, Dr. Stefan Geiser, Gothart Magaard, Hans-Ulrich Keßler, Marianne Birtler, PD Dr. Ralf Ptak und Thorsten Dittrich© Marie-Elisabeth Most-Werbeck/Nordkirche

06. März 2015 von

Kiel. Erstmals hat die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) am Freitag und Sonnabend (6. und 7. März) zu einer Schulleitungstagung nach Kiel eingeladen.

 

Mehr als 50 Leiterinnen und Leiter aus allen Schulgattungen waren der Einladung gefolgt.

„Vor 500 Jahren“, so Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein in seiner Begrüßung, „startet der damals bekannteste europäische Intellektuelle, Martin Luther, eine Werbekampagne für die Schule. In hoher Auflage lässt er eine kleine Schrift drucken. Ihr vielsagender Titel: ‚Warum man Kinder zur Schule halten soll!‘ Darin wird in leichter Sprache versucht, die pädagogischen, politischen, ökonomischen und kulturtheoretischen Argumente für eine gute Schulbildung zu entfalten und der Bevölkerung nahezubringen.“

 

Neue Herausforderungen
Heute, 500 Jahre danach, stehe unser Bildungswesen vor Herausforderungen, „die in der Tradition unseres pädagogischen und theologischen Denkens und Handelns nicht wirklich vorgesehen sind. An die Stelle einer homogenen Autoritätskultur mit verbindlichem Bildungs- und Sittenkanon sind ethnisch-kulturelle Vielfalt, weltanschauliche Pluralität und heterogene Sozialmilieus getreten.“

„Was macht unter heutigen Bedingungen eine gute, pluralitätsfähige Schule aus?“ fragte der Bischof und nannte als Basiskriterien unter anderem, dass der vorgesehene Unterricht auch erteilt werde und nicht ausfalle und die für eine wissenschaftlich-technische Zivilisation unabdingbaren Fertigkeiten und Kulturtechniken vermittelt werden.

Bischof Magaard ging auf den nicht nur semantischen Zusammenhang der Begriffe Bild und Bildung ein: „Bildungsprozesse brauchen eine Mitte, von der her und auf die hin sie entworfen werden. Diese Mitte ist das verinnerlichte Menschenbild in den Köpfen und Herzen von Lehrerinnen und Lehrern.“ Für das christliche Menschenbild sei zentral, dass jedem Menschen eine unantastbare Würde zukomme. „Diese Würde ist unabhängig von seinen individuellen Leistungen und Fähigkeiten im Schöpferwillen Gottes begründet.“

 

Gebildete Religiosität ist unverzichtbar
Kurt Edler, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik und Referatsleiter am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg beleuchtete in seinem Impulsreferat die Frage „Wozu braucht Schule Religion?“.

Eine plurale Gesellschaft ist nach seinen Worten darauf angewiesen, dass es eine gebildete Religiosität gibt, die sich dialogfähig zeigt. „Diese gebildete Religiosität“, so Kurt Edler, „ist angesichts der Fundamentalisierung von Religion in der Welt unverzichtbar, und Schulen kommt dabei eine eminent wichtige Aufgabe zu.“

Um religiöse Bildung und den Erziehungs- und Bildungsauftrag von Schule ging es auch am Nachmittag bei einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion. Bischof Gothart Magaard diskutierte mit Marianne Birthler (ehemalige Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR), Rolf Fischer (Staatssekretär im Ministerium für Bildung und Wissenschaft des Landes Schleswig-Holstein), Dr. Stefan Geiser (Geschäftsleitung Personal der Peter Kölln KGaA), Dr. Ralf Ptak (Mitglied der Memorandum-Gruppe Alternative Wirtschaftspolitik in der Deutschen Gesellschaft für Ökonomische Bildung) sowie Thorsten Dittrich, (Referent im Landeskirchenamt).

 

Große Resonanz erfreut PTI
Hans-Ulrich Keßler, Leiter des Pädagogisch-Theologischen Instituts der Nordkirche (PTI), der auch die Moderation der Podiumsdiskussion übernommen hatte, zeigte sich hoch erfreut von der großen Resonanz auf die Einladung zur Tagung, für die die Schulleiterinnen und Schulleiter auch einen Teil ihres Wochenendes geopfert haben. „Als Pädagogisch-Theologisches Institut suchen wir den Kontakt zu den Schulleitungen, um im Dialog besser zu verstehen, wie sich religiöse Bildung als plausibler Beitrag zum Bildungsauftrag von Schule entfalten kann“, erklärte Keßler am Rande der Tagung. Dankbar zeigte er sich auch für die öffentliche Unterstützung durch das Land Schleswig-Holstein, das positiv auf diese Tagung reagiert habe.

Die Schulleitungstagung wird am Sonnabend fortgesetzt, unter anderem mit einer Lesung von Marianne Birthler aus ihrem Buch „Halbes Land. Ganzes Land. Ganzes Leben. Erinnerungen“.

Eine nächste Tagung ist für März 2016 bereits in Planung.

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