31. Mai 2020 l St. Petri-Dom Schleswig

Zu Pfingsten öffnen sich verschlossene Türen

29. Mai 2020 von Gothart Magaard

Pfingstgottesdienst, Predigt zur Apostelgeschichte 2,1-21 (Pfingstgeschichte)

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch!

Liebe Gemeinde!

Unser Leben verläuft selten geradlinig. Nur begrenzt ist es planbar. Es bleibt eine ständige Übung, dass wir uns auf Neues und Unvorhergesehenes einstellen müssen.

So erging es auch den Jüngerinnen und Jünger Jesu. Sie waren ihm gefolgt und hatten durch ihn neue Hoffnung für ihr Leben entdeckt. Mit dem Tod Jesu schien diese Hoffnung zunichte gemacht. Doch dann gab es einzelne Begegnungen mit ihm, dem Auferstandenen, bis er in den Himmel aufgenommen wurde. Ganz auf sich gestellt trauten sie sich nicht hinaus und warteten, wie er es ihnen geboten hatte.

In der Apostelgeschichte wird berichtet, dass sie auf einmal ein gewaltiges Brausen hören, als ob ein Wind durch das ganze Haus fegt. Zunächst erschrecken sie sich. Manche versuchen vielleicht, Fenster und Türen zu schließen, um den Wind auszusperren.

Doch es ist kein gewöhnlicher Wind. Er lässt sich nicht aussperren, man kann sich ihm nicht entziehen. Es ist das Wehen des Geistes Gottes. Es verträgt keine geschlossenen Türen.

So wurden die Jüngerinnen und Jünger verwandelt und bekamen neuen Mut. Sie überschritten die Schwellen der Angst und fingen an, von ihrer Hoffnung zu sprechen und ihren Glauben zu bekennen. Menschen aus aller Herren Länder hörten zu. 

Und siehe da: alle hören ihre je eigene Sprache und verstehen sich. Nicht nur der Glaube ist neu erwacht, auch die Menschen finden neu zueinander.

Eine neue Gemeinde entsteht, von der es heißt: „Alle aber, die gläubig geworden waren, blieben beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam.“ Es war eine Gemeinschaft entstanden, in der die einzelnen aufeinander achten und füreinander sorgen.

Zu Pfingsten öffnen sich verschlossene Türen. Der Heilige Geist bewirkt, dass Menschen in der Nachfolge Jesu ihre Angst verlieren und dass sie sich zu ihrem Glauben bekennen können. Sie gehen aufeinander zu und wachsen zu einer Gemeinschaft, die füreinander sorgt.

Liebe Gemeinde, was verschlossene Türen bedeuten, haben wir in den vergangenen Wochen vielfältig erlebt. Unser privates und öffentliches Leben war unversehens und unerwartet in vieler Hinsicht eingeschränkt – und ist es ja immer noch, auch wenn sich manche Türen langsam wieder öffnen.

Dass Grenzen und Betriebe, dass Schulen und Kitas weitgehend geschlossen wurden, dass auch die Kirchen zum Gottesdienst und besonders zu Ostern nicht geöffnet werden durften und dass Konzerte und das gesamte kulturelle Leben abgesagt werden mussten, war bis dahin unvorstellbar. Viele standen in den Altersheimen vor verschlossenen Türen und durften ihre Verwandten nicht besuchen. Auch privat mussten wir unsere Türen verschließen und auf Besuch verzichten.

Die Pfingstgeschichte ist eine große Hoffnungsgeschichte, weil sie erzählt, wie Gottes Geist verschlossene Türen durchdringt. Gottes Geist hat die Kraft, die Angst zu vertreiben und zu öffnen, was verschlossen ist.

Das haben wir auch in den letzten Wochen erlebt: Gottes Geist hat sich von dem Erschrecken über die Pandemie und die Kontaktsperre nicht abhalten lassen, zu wirken. Ganz im Gegenteil:

Das Evangelium und tröstende Worte wurden über Briefe und Zeitungsartikel und Telefon in die Häuser gebracht. Geistliche Gedanken und festliche Musik sind über Videos, Radio und Internet in viele Wohnzimmer gelangt.

Viele Menschen konnten sich innerlich anders öffnen für die Fragen nach dem, was uns im Leben hält. Manche haben das Gebet wieder für sich entdeckt. Andere haben Gottesdienste in den verschiedenen Kirchen per Bildschirm in unserem Land entdeckt.

Und so konnten viele Menschen trotz aller Einschränkungen in Verbindung miteinander bleiben. Ich bin dankbar für so viel Engagement, Kreativität und Besonnenheit im ganzen Land. Und diesen Dank möchte ich heute auch gern an die Schleswiger Kirchengemeinde richten, an diejenigen, die sich hier besonders vielfältig engagiert haben.

„Was wird nun werden?“ Die Frage der Jünger stellen wir uns auch. Was lernen wir in dieser Krise? Wohin setzt uns der Heilige Geist heute in Bewegung?

Dass wir den Wert von Begegnung und Gemeinschaft neu entdecken und stärker die Not anderer wahrnehmen? Dass wir neue Formen der Verbundenheit finden und Solidarität gezielter leben, wie es in dieser Zeit oft geschehen ist?

Dass wir die globalen Herausforderungen nicht aus dem Blick verlieren: die dramatischen Folgen der Krise in vielen Ländern, von denen hier nicht die Rede ist, z. B. in Brasilien? Dass wir die Verbundenheit mit unseren Partnerkirchen weltweit stärken und für sie beten? Dass wir dem ungebremsten Fortschrittsglauben mehr Bescheidenheit entgegen setzen können? Über all das beginnen die Gespräche und Diskussionen und wir werden diese Diskussionen weiterführen müssen.

Liebe Gemeinde, verschlossene Türen haben uns auch hier am Dom begleitet: seit Beginn des Jahres waren die Türen geschlossen und das aus guten Gründen. Denn dass wir in diesen Jahren den Dom mit vereinten Kräften und großer Unterstützung sanieren können, ist ein großes Geschenk. Dafür können wir dankbar sein. Nun öffnen sich die Türen bis zum Jahresende wieder.

Natürlich ist der Dom noch eine große Baustelle, fast alles ist noch eingepackt, die große Orgel kann noch nicht erklingen, auch die Glocken nicht – heute nur ausnahmsweise vom Band. Aber: Es geht voran, wir können uns schon darauf freuen, wenn uns dieses Gotteshaus im Herbst des kommenden Jahres mit all seinen Schätzen wieder unverstellt und gut klimatisiert einlädt zu Gottesdiensten, Konzerten und zum Gebet – auch wenn wir heute diesen Gottesdienst ein wenig befangen feiern und die Gesichter hinter Mundschutzmasken verborgen bleiben müssen.

Verschlossene Türen können abweisend wirken und Menschen isolieren. Angelehnt an die Pfingstgeschichte bieten sie bisweilen einen Raum, in dem Neues entstehen kann. Manchmal braucht es Zeit, dass der Geist Gottes wirken kann. Dann aber zeigt er sich als eine Kraft, die Menschen aus der Vereinzelung führt und in Bewegung setzt.

Bitten wir heute gemeinsam um Gottes Geist. Um Inspiration, vielfältige Ideen und das Wunder, dass Verständigung und Austausch möglich werden. Denn Gottes Geist verbindet!

 

     Komm, Heiliger Geist,

komm zu uns in unsere Mitte,

komm wie der Wind und mache uns rein,

komm wie das Feuer und brenne in uns,

komm wie der Tau und erfrische uns.

 

Amen.

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