Bischof Magaard: „Wir müssen vom Reden ins Tun kommen“
04. Mai 2022
Vertreter der Nordkirche und der englischen Partner-Diözese Ely haben sich in Schleswig zu einer Tagung getroffen. Auf dem Programm stand der Austausch über die Klimabemühungen der Kirchen. Doch auch der Krieg in der Ukraine war Thema der Diskussionen.
Ursprünglich sollte das Thema Klimaneutralität im Fokus der aufgrund der Pandemie mehrmals verschobenen Tagung stehen. Doch der Krieg in der Ukraine lässt niemanden kalt. Und so war es allen Beteiligten gleich zu Beginn des Treffens ein Anliegen, sich über die derzeitige Situation auszutauschen – ein Thema, das allen sichtlich auf der Seele lag.
Deutlich wurde dabei, dass England ein positiveres Verhältnis zu Militär und Waffenlieferungen habe. Zugleich betonte Dagmar Winter, Bishop of Huntington, dass die christliche Frage nicht lauten dürfe: „How can we win the war?“ sondern: „How can we win a just peace?“.
Versöhnung steht im Vordergrund
Der Schleswiger Bischof Gothart Magaard erinnerte mit Blick auf die langjährige Partnerschaft daran, wie Versöhnung heute gelebt werden könne, trotz der Erfahrung von zwei Weltkriegen. „Angesichts der Entwicklung in Europa sollten wir in unseren Bemühungen um Verständigung und Versöhnung nicht nachlassen“, betonte er und ergänzt: „Uns stellt sich die Frage, wie wir dazu beitragen können, damit der Geist der Demokratie, der Freiheit und des Friedens lebendig und stark bleibt“.
Im Anschluss an die Diskussionen über einen möglichen Weg zum Frieden, stellte Bischof Magaard den Klimaschutzplan der Nordkirche vor, der im Februar dieses Jahres von der Landessynode verabschiedet worden war. Die darin formulierten Handlungsziele sollen den Weg zur Treibhausgasneutralität im Jahr 2035 ebnen.
Ortstermin bei Vorbild-Gemeinden
Mit Best-Practice-Beispielen aus vielen Kirchengemeinden, die die Gruppe zum Teil auch vor Ort besuchte, stellte Bischof Magaard dar, wie vielfältig das haupt- und ehrenamtliche Engagement in diesem Themenfeld ist. Zugleich zeigte er bisherige Erfolge auf und gab einen Einblick, welche Hürden bis dahin zu meistern waren.
Ob es sich um Sitzheizungen in den Kirchen von Osterhever und Thumby oder um eine Pellet-Zentralheizung für das gesamte Kirchenensemble in Sieverstedt handelt – an den Beispielen wurde deutlich, dass sich das gesellschaftliche Bewusstsein für das Thema zunehmend schärfe und es die Menschen erreiche, so der Bischof.
Kirche übernimmt Klimaverantwortung
Pastor Michael Dübbers und Pastorin Sandra Matz aus der Kirchengemeinde Schleswig stellten der Gruppe vor, wie die Umgestaltung einer Kirche zu einem Gemeindezentrum in Schleswig klimagerecht realisiert wird. „In einem solchen Projekt wird greifbar, welche Verantwortung wir als Kirche übernehmen können: Indem wir auf der Basis unseres Glaubens als Motivation und Kraftquelle zum Klimaschutz und damit zur Bewahrung der Schöpfung beitragen und Raum für ein lebendiges und einladendes Gemeindeleben erhalten und gestalten“, so Pastorin Matz.
„Wir haben viele Handlungsoptionen, die wir ausschöpfen können, um an unser Ziel zu gelangen. Doch es gilt: Wir müssen vom Reden ins Tun kommen“, resümierte Bischof Magaard.
Alternative Energien nutzen
Die Kirche von England strebt bereits für 2030 Klimaneutralität an. Bishop Dagmar Winter erläuterte, wie die Diözese Ely diese Vorgaben in den unterschiedlichen Bereichen umsetzen will. So werden die Kirchengemeinden aufgefordert, eigene Öko- Pläne aufzustellen.
Das Ziel: Gemeinderäume und Kirchen sollen zunehmend auf nicht-fossile Energiequellen umgestellt werden und auf Friedhöfen die Biodiversität erhöht werden. Nicht zuletzt gehöre auch die Sensibilisierung der Kirchenmitglieder für ein klimagerechteres Handeln im privaten Umfeld zum Konzept der Diözese.
Wie geht es weiter?
Auch zukünftig werden die Diözese Ely und die Nordkirche ihre Partnerschaft fortsetzen. Gegenseitige Besuche, der Austausch von Prädikantinnen und Prädikanten, Teilnahme an Ordinationen und Partnerschaften von Kirchengemeinden sind einige Ideen und Möglichkeiten der Intensivierung, die bereits stattfinden oder zukünftig auf den Weg gebracht werden sollen.
Der im Jahr 2015 unterzeichnete Partnerschaftsvertrag wurde evaluiert und in einer zusätzlichen schriftlichen Erklärung durch weitere Schritte in der Zusammenarbeit ergänzt. Mit den Unterschriften von Bischof Magaard und Bishop Winter wurde diese Erklärung bekräftigt.