15. Juni 2016 | Seemannsheim Hamburg

125 Jahre Deutsche Seemannsmission Hamburg

15. Juni 2016 von Kirsten Fehrs

Grußwort zum 125-jährigen Bestehen der Deutschen Seemannsmission in Hamburg e.V.

Liebe Schwestern und Brüder,

als Bischöfin in Hamburg kommt man so oder so fast monatlich in Kontakt mit dem Hafen und mit der Seefahrt. Ob es eine Einladung zum Reederessen ist oder eine Fahrt mit der Wasserschutzpolizei, ob es eine schneeverwehte  Andacht bei der „Madonna der Seefahrt“ oder ein herzenswarmer Seefahrergottesdienst mitten im Containerterminal ist oder eben der übliche ökumenische Gottesdienst zum Hafengeburtstag: Die Seefahrt ist ein Top-Thema – und mir sowieso immer schon nah.

Denn Kirche und Seeleute, das gehört einfach untrennbar zusammen, schon seit dem allfrühesten Christentum. Trug doch der Apostel Paulus per Schiff das Evangelium in die Welt hinaus. Und natürlich hat er auch mit den Seeleuten das Brot geteilt und über den Glauben geredet. Zum Beispiel wird in der Apostelgeschichte eindrucksvoll erzählt, wie Paulus unterwegs ist nach Rom und wie das Schiff mit immerhin 276 Mann an Bord in Seenot gerät. Paulus beruhigt die Seeleute und sagt: „Seid unverzagt, denn keiner von euch wird umkommen.“ Und so ist es am Ende auch, obwohl alle Gefahren auf See  - Sturm, Klippen, Mastbruch, Hungersnot, Skorbut  - zu bestehen sind und das Schiff  tatsächlich Schiffbruch erleidet. Dem Leser stockt der Atem  – und man fühlt regelrecht, wie wichtig es ist,  dass Paulus immer wieder ruhig wiederholt: „Seid unverzagt.“  Dieser Zuspruch – er ist das Entscheidende.

Denn wer spricht den Seeleuten sonst Mut zu und gute Worte? Bei der harten Arbeit an Bord und den Ängsten, die es zu überstehen gilt, und dem Trennungsschmerz, weil einem die Lieben daheim fehlen.  Dann dieses Leben auf engstem Raum auf einem Schiff, das heutzutage trotz Satellitenkommunikation und WhatsApp der letzte Ort ist, wo es einem passieren kann, dass man wirklich abgeschnitten ist vom Rest der Welt. Und wenn sie dann in fremden Häfen anlegen, wo niemand ihre Sprache spricht – wer redet da überhaupt mit ihnen? Bei der Seemannsmission finden sie beides: Menschen, die mit ihnen reden, zugewandt und kundig, und auch all die nötige Technik, um in ihre Heimatländer zu telefonieren und zu skypen.  In vielen Worten, die da hin und her gehen, mag da diese eine Botschaft  stecken: „Sei unverzagt!“

Nicht ganz seit der Zeit des Paulus, aber immerhin auch schon seit 125 Jahren hat die Seemannsmission in Hamburg dem guten Wort gute Tat folgen lassen. 1891 wurde in unserer Stadt von engagierten Reedern, Kaufleuten und Politikern das „Hülfskomitee“ für deutsche Seemannsmission gegründet. Das war bitter nötig, denn die vielen tausend Seemänner, die damals pro Jahr in Hamburg an- und abmusterten, brauchten dringend soziale Unterstützung. Viele wohnten in überteuerten Unterkünften und wurden von deren Inhabern nicht selten an Schiffe regelrecht verkauft, sobald sie ihre Mieten nicht mehr zahlen konnten. Armut und Alkoholismus waren an der Tagesordnung. Die Seeleute seien „durch die Versuchungen des Hafenlebens stark gefährdet“ und bedürften daher – so Seemannspastor Julius Jungclaußen -  „der bewahrenden und sein sittliches und religiöses Leben schützenden Fürsorge der Mission“.

Heute würde man das sicherlich anders formulieren, aber die Aufgabe ist im Prinzip die gleiche: Dafür sorgen, dass die versorgt werden, die allzu oft übersehen wurden und werden. In dieser Freien und Hansestadt Hamburg, die so stolz ist auf ihren Hafen, und in unserer Gesellschaft, die Waren aus aller Welt konsumiert, wird oft übersehen, wer das alles mit harter Arbeit am Laufen hält und heranschafft: Es sind die Seeleute – 90 % des Welthandels geht über den Seeweg!

Daher bin ich froh, dass die Seemannsmission hier am Krayenkamp sich unverdrossen und so engagiert um diese Menschen kümmert: Sie bietet ihnen ein Dach über dem Kopf, das für viele wirklich zu einem Zuhause wird. Dass hier pro Jahr mehrere tausend Seeleute übernachten können, ist aber nur die eine Seite. Die Männer können hier auch ihr Geld verwahren lassen  oder ihre Koffer. Sie können Billard spielen und Gottesdienste feiern. Und sie finden hier außerdem Ansprechpartner und -partnerinnen, sei es in Krankheitsfällen, in der Seelsorge oder bei Behördengängen. Viele tun diesen Dienst ehrenamtlich. Ich danke Ihnen allen dafür. Danke für diese gelebte Nächstenliebe, konkret und direkt, nach dem Motto: Klare Kante, warmes Herz.

All das wäre nicht möglich ohne eine gute Finanzierung. So bin ich sehr froh, dass es noch immer Reeder und Unternehmen gibt, die eben nicht nur in Zahlen und Tonnagen denken, sondern auch die Menschen nicht vergessen. Ihnen ist es mit zu verdanken, dass diese Arbeit hier getan werden kann und dass sie lebendiges Zeugnis ablegt von „christlicher Seefahrt“, wie sie sein sollte. Und die ist natürlich nicht nur für Christen gedacht, aber sie aus dem Geist Jesu heraus immer wieder eine lebendige Gemeinschaft der Verschiedenen.

Ich gratuliere der Deutschen Seemannsmission in Hamburg zur Ihrem Geburtstag von Herzen.  Ich bin froh, dass es Sie gibt – und wünsche Ihnen: Bleiben Sie behütet und gesegnet, um mit Kraft und Liebe weiterhin zum Segen zu werden.

Und Ihnen allen danke ich für die Aufmerksamkeit.   

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