25 Jahre Kirchenförderverein Prerow mit Bischof Jeremias
09. August 2021
Der Förderverein der evangelischen Seemannskirche Prerow auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst hat am Wochenende mit Bischof Tilman Jeremias sein 25-jähriges Bestehen begangen. Zugleich wurde rund um die knapp 300 Jahre alte Kirche das 20. Seemannskirchenfest gefeiert. Das Jubiläum bedeute ein Vierteljahrhundert hohes Engagement für diese Kirche, die Restaurierung und für das Leben in der Kirche, sagte Bischof Jeremias im Festgottesdienst am Sonntag. Daran nahm auch Justizministerin Katy Hoffmeister (CDU) teil.
Jeremias predigte zum "Israelsonntag" über das Verhältnis zwischen Christentum und Judentum. Die "enge Verwandtschaft" habe schon von Beginn der Kirchengeschichte an zu einer christlichen Abgrenzung dem Judentum gegenüber geführt, sagte der Bischof. Später sei dies in Antijudaismus und sogar Judenhass umgeschlagen. Umso wertvoller sei der christlich- jüdische Dialog der letzten Jahrzehnte: "Wir freuen uns darüber, dass in Mecklenburg- Vorpommern nach der Wende wieder jüdisches Leben entstanden ist, vor allem durch die Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion."

Umrahmt wurde der Gottesdienst vom 20. Seemannskirchenfest, das bereits seit Freitag mit Konzerten und einer Lichtshow gefeiert wurde. Tilman Jeremias sagte: "Wie gut, dass heute Semannskirchenfest ist. Denn unser Glaube gewinnt im Feiern Gestalt. Der Arbeit der Kirchengemeinde und des Fördervereins wünsche ich Gottes reichen Segen."
Förderverein sammelt 500 000 Euro für Kirche
Segensreich für die zwischen 1726 bis 1728 erbaute Kirche hat der Förderverein in den 25 Jahren seines Bestehens bereits gewirkt: Über eine halbe Million Euro haben die Mitglieder gesammelt und damit den Kirchturm, den Altar und die Taufkapelle saniert. Zuletzt wurden die Bänke verbreitert und mit beheizbaren Sitzkissen versehen, da die Kirche keine Heizung verträgt. Die zehn bis zu zwei Meter großen Votivschiffe und Halbschiffe, die in der Kirche hängen, sind gereinigt und aufgearbeitet worden.

Maßgeblichen Anteil daran hat Susan Knoll, seit 2014 Vorsitzende. Ihrer Energie, ihrer guten Vernetzung als Verlagsleiterin des Berliner Tagesspiegels und ihrem Charme ist es zu verdanken, dass die Zahl der Vereinsmitglieder von damals 34 auf heute 300 Frauen und Männer aus ganz Deutschland und bis in die Schweiz gewachsen ist – somit ist die "fröhliche Truppe", wie Susan Knoll den Verein augenzwinkernd nennt, heute der größte Verein auf dem Darß.
Ärmel hochkrempeln für den Verein
Die 60-Jährige ist überzeugt: "Jeder Mensch sollte etwas tun jenseits seiner Arbeit und der Familie. Dann würde unsere Gesellschaft anders aussehen." Die Ärmel hochkrempeln für den Verein würden gerade die, die nicht zur Kirche gehören. "Auch wenn die Hürde, in einen Gottesdienst zu gehen, bei vielen ausgesprochen hoch ist, bekommen sie leuchtende Augen, sobald es um ihre Seemannskirche geht. Da heißt es dann, klar backe ich Kuchen, natürlich schenke ich mit aus."

Zum Verein gehören einige, die ebenso wie die Vereinsvorsitzende auf dem Darß ihren Zweitwohnsitz haben oder die Kirche als Touristen kennengelernt haben. Darunter der Musiker Dirk Michaelis, der jedes Jahr ein Konzert gibt, ohne Honorar zu verlangen, und Ali Zieme, der Schlagzeuger von den Prinzen, der bei den Festen gerne mithilft, zum Beispiel beim Gläser spülen.
Kirche ist Touristenmagnet
50 000 Touristen besuchen jedes Jahr die Prerower Seemannskirche, im Sommer halten hier täglich drei Busse voller Urlauberinnen und Urlauber. Ein Touristenmagnet, sagt Susan Knoll: "Wir sind alle sehr stolz auf unsere restaurierte Kirche. Sie ist eine Schönheit, man fühlt sich hingezogen von dem warmen und anheimelnden Backsteinbau. Ich freue mich, wenn Freunde, die lange nicht hier waren, sagen, die Kirche sieht jetzt so schön aus."

Der Förderverein sei auch identitätsstiftend für Prerow und die umliegenden Dörfer, beobachtet sie: "Jung und Alt, Einheimische, Zweitwohnungsbesitzerinnen, Gäste und Urlauber feiern zusammen und engagieren sich zusammen für das Seemannskirchenfest. Seit ein paar Jahren organisiert unser Verein einen Tag vor Silvester einen Wintermarkt. Das Jagdhornblasen zum Abschluss ist inzwischen schon zum Ritual geworden, bei dem die Prerower das Jahr verabschieden."
Aktuelles Projekt: "Wir haben in einer Holzkiste in der Sakristei einen Engel gefunden. Der war 20 Jahre verschollen und fehlte auf der Taufkapelle. Er ist wurmstichtig und hat keine Arme mehr, aber ein ganz bezauberndes Gesicht." Dieses prangt jetzt auf den T-Shirts, die der Verein beim Fest verkauft. Die Aufschrift: "Ich bin ein Engel".