Gedenken am 9. November: Nie wieder ist jetzt!
07. November 2025
Der 9. November ist kein Tag wie jeder andere. Denn er erinnert uns daran, dass ein Leben in Freiheit und Demokratie etwas ist, wofür wir einstehen müssen. Nie wieder sollen Hass und Antisemitismus dazu führen, dass Menschen verfolgt und ermordet werden. Daran erinnern wir mit mehreren Mahn- und Gedenkveranstaltungen.
Der 9. November ist ein besonderer Tag in Deutschland. Er gilt als "Schicksalstag" der jüngeren deutschen Geschichte. Auf ihn fallen die Ausrufung der Weimarer Republik 1918, die Auflösung der Grenzkontrollen zwischen DDR und BRD 1989, aber auch die sogenannte Reichspogromnacht durch die Nationalsozialisten 1938.
Ein Tag der Mahnung
Er ist ein Tag, der sowohl mit großer Freude als auch mit großem Leid verbunden ist. In jedem Fall aber erinnert er daran, was wir schützen sollten: unsere Demokratie, Freiheit und die Menschenwürde.
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In der NS-Diktatur wurden alle drei mit Füßen getreten. Die Nazis hatten ein System aus Angst und Erniedrigung erschaffen, das auf Antisemitismus und Rassismus basierte. Spätestens am 9. November 1938 wurde deutlich: "Der Genozid an den europäischen Juden fiel nicht vom Himmel, sondern war lange intellektuell und politisch vorbereitet", sagt Karl-Georg Ohse, Mitglied des Schweriner Arbeitskreises "9. November 1938" und Leiter des Projekts Kirche stärkt Demokratie.
Nie wieder ist Jetzt!
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden rund 1400 Synagogen, Geschäfte und Wohnungen jüdischer Menschen gestürmt und verwüstet. "Die Polizei hatte die klare Anweisung, nur nichtjüdische Gebäude und Menschen zu schützen. Wenn Menschen bis heute behaupten, man hätte davon nichts mitbekommen, kann ich das nicht glauben" so Bischöfin Nora Steen in ihrer NDR-Radioandacht zum 9. November.
Die Andacht von Nora Steen wird am Samstag um 9.04 Uhr auf NDR 1 Welle Nord ausgestrahlt. Sie läuft in der Reihe "Gesegneten Abend" Hier geht es zum Podcast.
Auch heute schrillten bei ihr die Alarmglocken, wenn "wieder antisemitische Parolen auf unseren Straßen normal daherkommen", fährt sie fort. "Nie wieder dürfen wir zulassen, dass Menschen aufgrund ihrer Religion oder ihrer Herkunft verfolgt, bedroht und getötet werden. Nie wieder!"
Deshalb sei es wichtig, "dass wir heute wachsam sind und unsere Stimme erheben, wenn es normal wird, Menschen auszugrenzen. Jüdinnen und Juden gehören zu Deutschland. Das war damals so und es ist heute so", sagt Bischöfin Steen.
Gedenken heißt auch für die Zukunft lernen
In unseren Kirchenkreisen und Gemeinden möchten wir die Erinnerung an all jene wachhalten, die sich der Gewaltherrschaft und ihrer menschenverachtenden Ideologie widersetzten. Wir gedenken der Ermordeten, Deportierten, Ausgegrenzten. Wir sind in Gedanken bei denen, die geliebte Menschen verloren haben und mit dem Trauma der Vergangenheit leben müssen.
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Und wir wollen uns damit beschäftigen, wie wir Ausgrenzung und Radikalismus heute entgegentreten können. In Mecklenburg-Vorpommern möchten die Initiatoren der Mahn- und Gedenkstunde (9. November, 18 Uhr, Schlachtermarkt Schwerin) unter dem Motto „Mensch bleiben!“ der Frage nachgehen, "warum Menschlichkeit und Solidarität verloren gehen und wie sie erhalten werden können", so Karl-Georg Ohse (Arbeitskreis 9. November 1938). Interessierte sind herzlich eingeladen, an dieser und weiteren Veranstaltungen zum Thema teilzunehmen.
Eine Auswahl an Gedenk- und Mahnveranstaltungen:
Unter dem Titel „Erinnerung ist heute“ lädt der Kirchenkreis Schleswig-Flensburg am 9. November zu einer musikalischen Gedenkveranstaltung ein. Diese beginnt am Sonntag, 9. November um 18 Uhr in der St. Jürgen-Kirche zu Flensburg in der Jürgensgaarder Straße und wird von Pröpstin Rebecca Lenz geleitet. Grußworte sprechen Oberbürgermeister Dr. Fabian Geyer und Gershom Jessen von der Jüdischen Gemeinde Flensburg.
In Greifswald lädt die Evangelische Studentengemeinde am selben Tag um 13 Uhr zu einer Andacht in der Mühlenstraße an der Gedenktafel des früheren Betsaales der Greifswalder jüdischen Gemeinde ein. Anschließend sollen Blumen an ausgewählten Stolpersteinen niedergelegt werden.

In Rostock wird es wieder eine Gedenkveranstaltung mit dem Titel „Klang der Denksteine“ geben. Bei dieser dezentralen Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht und zur Shoah soll es an sechs "Denksteinen" für jüdische NS-Opfer zwischen 17.45 Uhr und 18.15 Uhr zeitgleich kleine Konzerte geben.
Am Folgetag, 10. November, wird es in Rostock um 9.30 Uhr eine Andacht auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof im Lindenpark geben. Danach folgt ein gemeinsamer Gang zur Gedenkstele am früheren Standort der Synagoge in der Augustenstraße 101 und ab 10 Uhr eine Gedenkveranstaltung vor Ort, bei der auch die Namen der Rostocker Opfer der Shoah verlesen werden sollen.
In Mirow laden die Stadt und Kirchengemeinde zu einer Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus ein: Sie findet am 9. November um 12 Uhr in der Mühlenstraße 1 statt. Dabei werden die Stolpersteine gereinigt.
Bereits am 6. November eröffnet in Neumünster eine Ausstellung, die sich speziell an junge Menschen richtet. Sie heißt "Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte". In Zusammenarbeit mit der Stadt Neumünster, dem Kirchenkreis Altholstein, der Pfarrei seliger Eduard Müller und der Freiherr vom Stein Schule ist eine Schau um das jüdische Mädchen Anne Frank entstanden, die 1945 von den Nazis ermordet wurde. Durch die Ausstellung führen Schülerinnen und Schüler. Sie ist am 14. und 15. November sowie am 19. und 27. November von 10 bis 18 Uhr ohne Anmeldung auch für Einzelbesucher:innen geöffnet.
Nicht um die NS-Vergangenheit, sondern um die Auseinandersetzung mit der DDR-Vergangenheit geht es bei der Wanderausstellung „Demokratie vor Ort – Persönliche Erinnerungen von Hamburger:innen aus der DDR“. Im Grenzhus Schlagsdorf gibt es am 9. November eine Führung durch die Sonderausstellung. Sie beginnt um 11 Uhr. Die Schau läuft noch bis zum Frühjahr 2026.
Am 9. November beginnt die 45. Ökumenischen FriedensDekade für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung unter dem Motto „Komm den Frieden wecken!“. An ihr beteiligen sich mehrere Kirchengemeinden der Nordkirche, darunter etwa die Jacobi-Kirchengemeinde Greifswald. Am 14. November wird es dort einen Liederabend mit Sarah Lesch geben (19 Uhr), am 18. November läuft der Film „Krieg oder Frieden“ von Filmemacherin Elfi Mikesch im Kirchturm (19 Uhr).
Mehr Veranstaltungen finden Interessierte in unserer Veranstaltungsübersicht. Die Gottesdienste rund um den 9. November können in unserem Gottesdienstkalender eingesehen werden.
