Adolphsen stellt alte Weihnachtsbräuche vor

Adventsbräuche: Wie der Apfel an den Weihnachtsbaum kam

Rote Äpfel am Weihnachtsbaum erinnern an den Apfel aus dem Paradies.
Rote Äpfel am Weihnachtsbaum erinnern an den Apfel aus dem Paradies.© krblokhin, iStockphoto

13. Dezember 2022 von Marcel Maack

Was den Christstollen christlich macht und warum wir uns im Advent Tannengrün in die Wohnungen holen, darüber spricht Helge Adolphsen gern. Traditionen und Bräuche sind dem ehemaligen Michel-Hauptpastor wichtig.

Das gemeinsame Christstollen-Essen mit Freunden hat für Helge Adolphsen Tradition. Alle Jahre wieder findet es statt, mal bei ihm, mal bei Bekannten. Aber warum heißt es eigentlich „Christ“-Stollen? Hat die süße Leckerei etwas mit Jesus zu tun und wenn ja: was?

„Der Stollen hat die Form eines in Tücher gewickelten Kindes“, sagt Adolphsen. Gemeint sei Jesus, und dass er Windeln trägt, so „wie jedes andere Kind auch“, betone „die Menschlichkeit Jesu“. Das und mehr erfährt, wer Adolphsen zuhört, wenn er von Advents- und Weihnachtsbräuchen erzählt. Morgen (14. Dezember, 15.30 Uhr) besteht Gelegenheit dazu bei den Blankeneser Gesprächen im evangelischen Gemeindehaus im Mühlenberger Weg 64.

Er wolle Advents- und Weihnachtsbräuche weitergeben, „damit die Menschen nicht 'besinnungslos' das Weihnachtsfest leben“, sagt Adolphsen. „Mir liegt daran, die Bräuche in ihrer Geschichte zu erzählen. Ich möchte ihre Wurzeln freilegen.“ Das seien, so der ehemalige Hauptpastor, „die christlichen Wurzeln weitgehend, aber natürlich auch die heidnischen“.

24 Kerzen auf dem Wichern-Adventskranz

Der Adventskranz beispielsweise hat seine Wurzeln in der Hansestadt. „Es ist eine typische Hamburgensie, das wissen die Meisten überhaupt nicht“, erzählt Adolphsen und nennt den Namen des Erfinders: Johann Hinrich Wichern, Hamburger Theologe und Pädagoge, habe 1839 die Idee gehabt, Kindern mit einem Adventskranz die Zeit bis Weihnachten zu verkürzen. Weihnachten müsse sichtbar und erlebbar werden, so Wicherns Gedanke.

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der Adventskranz kommt aus Hamburg und wurde von Johann Hinrich Wichern erfunden© Stephan Wallocha

Und so steht am Wichern-Adventskranz, wie er heute unter anderem in Michel und Rathaus hängt, jede Kerze für einen Tag im Advent - die erste für den ersten Advent, die letzte für den Heiligen Abend. Wobei die größeren, weißen Kerzen für die vier Adventssonntage und die kleineren, roten Kerzen für die übrigen Tage stehen. So ergibt es sich, dass jedes Jahr unterschiedlich viele Kerzen den Weg bis zum Weihnachtsfest erleuchten.

Kurrende singen auf dem Schleswiger Holm

Ein Brauch, an den sich der 1940 geborene Adolphsen noch heute gern erinnert, ist das Kurrende-Singen. „Wir haben als Mitglied der Jugendkantorei jeden Sonntag Kurrende gesungen“, blickt er auf längst vergangene Zeiten in seinem Geburtsort Schleswig zurück. „Wir sind zum Holm gegangen, das ist die Fischersiedlung, haben uns neben den Friedhof gestellt und dort Adventslieder gesungen.“ Auch andernorts hätten sie gesungen und anschließend an verschiedenen Orten in der Stadt ein Krippenspiel aufgeführt. „Ich war zweimal der Josef und sonst immer der Hirte“, erinnert sich Adolphsen.

Grün für die Hoffnung, rot für das Lebendige

„Der Weihnachtsbaum ist eine relativ späte Erfindung“, sagt Adolphsen und erläutert. „Im 19. Jahrhundert, da taucht er zum ersten Mal auf, er hat aber seinen biblischen Bezug zu der Tanne, wie sie beim Propheten Hosea erwähnt wird.“ Das Grün der Zweige stehe für die Hoffnung, das Rot der Weihnachtsbaumkugeln für das Lebendige. Und warum hängen im Baum auch Äpfel? „Das ist der Apfel im Paradies“, weiß Adolphsen.

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Der Michel in der Vorweihnachtszeit.© ksch966, AdobeStock

Von 1987 bis 2005 war Adolphsen Hauptpastor von St. Michaelis in Hamburg. Die dortige Advents- und Weihnachtszeit habe ihn „ganz stark“ geprägt. Nie werde er sein erstes Weihnachten in der Hauptkirche vergessen: „3.000 Menschen, ich kam nicht auf die Kanzel, weil da die Menschen saßen.“ Unter den Zuhörenden habe „atemlose Stille“ geherrscht. „Es war eine tolle Stimmung.“ Während der gesamten Adventszeit sei im Michel zu spüren, wie hoch konzentriert die Menschen seien. Außerdem ließen sich um Weihnachten herum Menschen beobachten, „die mit Kirche vielleicht nicht so viel am Hut haben“. Das sei das „Geheimnis des Michel: dass man sich öffnen muss, weil die Menschen sich öffnen“. Von der Kanzel aus schaue er in jedes einzelne Gesicht und nehme dabei wahr, wie die Menschen das Fest und den Gottesdienst empfinden. „Das ist ein beglückendes Erlebnis.“

Ein Buch über Advents- und Weihnachtsbräuche, das Adolphsen geschrieben hat, ist mittlerweile vergriffen. Die Blankeneser Gespräche am 14. Dezember ermöglichen es ihm, die Bräuche und deren Ursprünge auf sprechende Weise weiterzugeben. Seine Frau Irmgard Adolphsen ist mit dabei, sie liest Adventsgeschichten vor. Und Eberhard Hasenfratz begleitet die Veranstaltung am Klavier.

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