Propst Horst Gorski

Auf dem Sprung nach Hannover

Propst Horst Gorski im Andachtsraum des Kirchenkreises
Propst Horst Gorski im Andachtsraum des Kirchenkreises© Timo Teggatz

28. August 2015 von Timo Teggatz

Hamburg. Am 1. September ist es so weit: Propst Horst Gorski tritt seine neue Stelle in Hannover an. Dort arbeitet er in leitender Position für die EKD und die VELKD. Wie er sich vorbereitet und was er an seiner Kirche kritisiert.

So etwas nennt man einen nahtlosen Übergang: Am Sonntag, 30. August, feiert Propst Horst Gorski seine Verabschiedung vom Kirchenkreis Hamburg-West / Südholstein in der Blankeneser Kirche. Dann macht der 58-Jährige sich auf nach Hannover, wo er nur zwei Tage später seine neue Arbeit antritt – als Vizepräsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Leiter des Amtes der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), des Verbundes von sieben lutherischen Landeskirchen.

Auch wenn Gorski sich auf seine neuen Aufgaben in Hannover freut, sagt er doch, dass er Hamburg mit einem weinenden Auge verlasse. Kein Wunder: Hier hat er praktisch sein ganzes Leben verbracht. Er wurde in der Hansestadt geboren, wuchs hier auf und studierte Theologie. Es folgte seine lange Zeit als Gemeindepastor, in Wilhelmsburg (1985-1988) und in Iserbrook (1988-1998). Die vergangenen 16 Jahre war er Propst in Altona, seit 2009 im Kirchenkreis Hamburg-West / Südholstein. Seinen Wohnsitz wird er in Hamburg behalten und in Hannover ein kleines Apartment beziehen. So kann er seiner Heimat treu bleiben und trotzdem vor Ort in Hannover sein.

Mit Leib und Seele Gemeindepastor

Keinen Zweifel lässt er daran, wo sein Herz schlägt: „Ich war mit Leib und Seele Gemeindepastor und bin es irgendwie auch in meinen Leitungsaufgaben geblieben“, sagt Gorski. Die täglichen Begegnungen mit den Menschen in der Gemeinde, die Arbeit mit Konfirmanden, die Gottesdienste mit den Mitgliedern der Gemeinde – all das habe er sehr genossen. So sehr liegt ihm die Arbeit in der Gemeinde am Herzen, dass er im vergangenen Jahr eine dreimonatige Sabbatzeit einlegte und als Pastor in der 2000-Einwohner-Stadt Rerik in Mecklenburg wirkte. Noch heute erinnert er sich gern zurück an den Gottesdienst an diesem einen besonderen Sonntag. In der Kirche saß eine einzige Besucherin, bestand aber darauf, dass der Gottesdienst stattfand. „Genau dafür bist Du hier!“, habe er sich da gedacht und einen Gottesdienst gefeiert, exklusiv für eine ältere Dame.

Nach so vielen Jahren als Pastor und Propst hat Horst Gorski vor allem gemerkt, wie unterschiedlich die Menschen in den einzelnen Stadtteilen ticken. So erlebte er einmal einen Konfirmanden, der den Pastor dazu aufforderte, mit dem Unterricht fortzufahren, weil er noch „etwas lernen“ wolle. In seiner Zeit in Wilhelmsburg, erinnert sich Gorski, seien die Probleme dagegen ganz andere gewesen: Weil manche Konfirmanden nicht richtig lesen konnten, habe er versucht, im Unterricht niemanden zum Vorlesen zu drängen und nicht zu viel mit Texten zu arbeiten. Auf diese unterschiedlichen sozialen Herausforderungen immer wieder eine Antwort zu finden, das sei Aufgabe der Kirche. Ihn bedrückt, dass es der Kirche oft nicht gelingt, das Evangelium zu denen zu bringen, die es am nötigsten haben. „Die evangelische Kirche arbeitet stark am Bildungsbürgertum orientiert. Das reicht nicht“, kritisiert Gorski.

Schwerpunkte der künftigen Arbeit

Direkten Kontakt zu Gemeinden wird Gorski in Hannover im Berufsalltag zunächst nicht mehr haben. Er kündigt aber an, diesen suchen zu wollen. Dass einer wie er auf die Leitungsebene wechselt, findet er richtig: „Es kann der Kirche nur guttun, wenn in leitenden Positionen Mitarbeiter sitzen, die Gemeindearbeit genau kennen“, sagt er. Das dürfte sich positiv auswirken auf seine binnenkirchliche Arbeit bei der VELKD, wo Entwürfe für die Gestaltung der Gottesdienste oder der Konfirmanden-Arbeit erstellt werden.

Für die EKD steht stärker sozialethisch orientierte Arbeit an: Gorski soll für die evangelische Kirche Positionen ausformulieren zu Themen wie Friedensethik, Armut oder auch der Debatte um Flüchtlinge. „Wir führen die Diskussion oft zu kurz. Die Zusammenhänge treten dann zu sehr in den Hintergrund“, sagt er. Es komme darauf an, zu erkennen, dass unsere Lebensweise Folgen für die Lebensbedingungen in anderen Ländern hat. Gorski erinnert an ein Zitat des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm, dass die Handelspolitik von heute die Flüchtlingspolitik von morgen sei. Horst Gorski wählt seine Worte bei diesem Thema mit Bedacht – es wirkt so, als sei er schon angekommen in seinem neuen Amt.

Zur Zukunft von EKD und VELKD

Die Synoden von EKD und VELKD haben beschlossen, dass beide dichter aneinanderrücken sollen. Im selben Haus arbeiten sie schon. „Was sinnvoll gemeinsam getan werden kann, soll auch gemeinsam erledigt werden“, sagt Gorski. In Zeiten, in denen das Geld knapper wird und auch die Gemeinden sparen müssen, können EKD und VELKD nicht unverändert bleiben. „Selbstverständlich wird es weiter einen Ort geben, an dem die lutherische Tradition gepflegt wird“, sagt Gorski. „Man kann verschiedene theologische Profile pflegen und trotzdem als Kirche eine Einheit bilden“, findet er.

Info

Die Verabschiedung für Propst Gorski findet am Sonntag, 30. August, um 17 Uhr in der Blankeneser Kirche am Markt statt.

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