Bischöfin Fehrs: "Die Erde ist ein wunderbarer Wohnplatz"
06. September 2013
Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs hat dazu aufgerufen, der Zerstörung der Schöpfung die Stirn zu bieten. Die Erde sei "ein wunderbarer Wohnplatz", doch die Menschheit steuere "auf eine ökologische Katastrophe zu", sagte Fehrs am Freitag beim ökumenischen "Tag der Schöpfung" in Hamburg. Gegen die Katastrophe könne helfen, das Staunen wieder zu lernen. "Denn wer staunt, ist mit dem Herzen dabei und empfindet Ehrfurcht", sagte sie. So lasse sich auch "erkennen, wie viel es zu schützen und deshalb konkret zu tun gibt".
Eingeladen unter dem Motto "Gottes Schöpfung - Lebenshaus für alle" hatte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Den ökumenischen Gottesdienst in der Russisch-orthodoxen Kirche leitete der ACK-Vorsitzende und katholische Bischof Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer. Im Anschluss hielt der Klimaforscher Hartmut Graßl den Festvortrag im Hanseatischen Oberlandesgericht.
Graßl, ehemaliger Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg, warnte vor den Folgen der vom Menschen verursachten globalen Klimaveränderungen. Schon 2007 habe der Weltklimarat darauf hingewiesen, dass ein Temperaturanstieg von bis zu 2,5 Grad Celsius zu einem Aussterben von etwa 20 bis 30 Prozent aller bekannten Pflanzen- und Tierarten führen könne. "Eine stringente Klimaschutzpolitik ist also auch zur Bewahrung der Schöpfung notwendig", sagte er. Dazu gehöre auch eine lebens- und umweltschonende Landwirtschaft und Fischerei.
"Eine stringente Klimaschutzpolitik ist zur Bewahrung der Schöpfung notwendig"
Nach den Worten von Bischöfin Fehrs registrieren vor allem Kinder und Jugendliche die Bedrohung "mit feinen Antennen". Sie würden spüren, dass die so nüchtern wirkende Rede von Erderwärmung, Ressourcenmangel, Artensterben und Castor-Transporten "in Wahrheit etwas emotional zutiefst Verunsicherndes" hat. Wenn sich 100 Experten träfen, gebe es 150 Meinungen - wer solle sich da auskennen? Nötig sei eine "neue Leidenschaft", sagte Fehrs und zitierte Bernhard Shaw: "Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute, seht euch an, wohin uns die normalen gebracht haben."Es gebe bereits neue Ideen, mutige Menschen, Modelle und Projekte, gerade auch in den Kirchen. Im Staunen und im Gebet lasse sich lernen, die Schönheit der Schöpfung zu ehren. Fehrs: "Die Erde und ihr natürlicher Reichtum gehören eben nicht den Reichen und Mächtigen der Erde und schon gar nicht den globalen Wirtschaftsunternehmen und Börsenspekulanten."
Die Anregung zu einem ökumenischen Schöpfungstag stammt aus der orthodoxen Kirche, wurde 2001 in die "Charta Oecumenica" aufgenommen und in Deutschland 2010 von der ACK eingeführt. Die ACK wurde 1948 gegründet, ihr gehören in Deutschland 17 Kirchen an. Vier Kirchen sind Gastmitglieder, vier ökumenische Organisationen haben Beobachterstatus. Die ACK repräsentiert nach eigenen Angaben etwa 50 Millionen Christen in Deutschland. Die Geschäftsstelle hat ihren Sitz in Frankfurt am Main.