„Die Entscheidungen über die Welt fallen im Himmel“

Bischof Abromeit predigt im Abschlussgottesdienst der Greifswalder Bachwoche

Abschlussgottesdienst im Greifswalder Dom St. Nikolai
Abschlussgottesdienst im Greifswalder Dom St. Nikolai© Rainer Neumann/Nordkirche

23. Juni 2019 von Annette Klinkhardt

Greifswald. „Wirklich ist nicht nur das, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen und mit unserem Verstand erklären können.“ Dies sagte Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit heute (23. Juni) im Abschlussgottesdienst der 73. Greifswalder Bachwoche im Dom St. Nikolai. Der Greifswalder Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland predigte über einen Text aus der Offenbarung des Johannes (Offb 12). Passend dazu wurde die Bachkantate „Man singet mit Freuden vom Sieg“ (BWV 149) aufgeführt, die Vertonung der apokalyptischen Geschichte vom Kampf des Erzengels Michael mit seinem Heer gegen den satanischen Drachen.

Dieser 2000 Jahre alte Text bringe eine unserem modernen, naturwissenschaftlich geprägten Weltbild konträre Vorstellungswelt mit, wie sie uns auch in Fantasy-Literatur begegne. So kämpften auch in Tolkiens ‚Herr der Ringe‘ oder bei Harry Potter die Mächte des Bösen mit den Mächten des Guten. Bischof Abromeit betonte: „Wir sollten uns klar machen, dass man manchmal bestimmte Erscheinungen und Realitäten nicht verstehen kann, wenn wir nicht bereit sind, von einem erweiterten Wirklichkeitsverständnis auszugehen. Manchmal muss man in mythologischer Sprache von Dingen reden, von denen man ahnt, dass sie real sind, obwohl sie gewiss nicht so sind, wie die Erzählebene es ausdrückt.“

So gebe es die Grunderfahrung des Menschen, entgegen besseren Wissens und Wollens nicht konstruktiv handeln zu können. Als drängendes Beispiel nannte er den Umgang mit den Ressourcen der Erde: „Meine Generation ist seit der Zeit unseres Studiums mit der Herausforderung eines ökologisch verträglichen Lebensstils konfrontiert und meine Generation ist insgesamt dieser Herausforderung ausgewichen. Nun werde ich bald pensioniert und wir leben nicht Ressourcen schonender, nicht ohne Plastikmüll, sondern mit einem immer steigenden Energieverbrauch.“ Dabei zitierte er den Theologen Rudolf Bohren. Dieser hatte bereits in den 1970er Jahren als „Krankheit“ der Menschen „eine Handlungsunfähigkeit angesichts des Schocks von Zukunft, die auch die Form hektischer Beschäftigung annehmen kann“ diagnostiziert.

Deshalb reiche ein schlichter Appell zum Handeln nicht, so Abromeit. „Die Entscheidungen über die Welt fallen im Himmel. Das, was wir vor Augen haben, hat seine Ursache nicht in dem, was wir sehen. Das ist eine tiefe Erfahrung. Etwas, was man sprachlich eigentlich nicht ausdrücken kann, findet so in der apokalyptischen Vorstellungswelt seinen Ausdruck“, sagte der Bischof. Er fuhr fort: „Die Bibel sagt uns, es gibt Mächte, die wollen das Gute nicht. Wir kennen alle Fälle, in denen Geld und Macht, Schätze und diktatorischer Herrschaftswille eine immer größere Anziehungskraft ausüben. ‚Immer mehr, größer, weiter‘ ist so ein Dämon, der eine unglaublich zerstörerische Kraft aus sich heraus setzen kann.“ Diese Kräfte könnten nur durch „die gute Macht der Liebe außer Kraft gesetzt werden“. Diese Liebe habe das Böse überwunden, als Gott in Jesus Mensch geworden und für die Sünden der Menschheit gestorben sei. „Aber es ist nicht Liebe als Prinzip, sondern wirkliche Liebe ist immer sich konkret ereignende Liebe, so wie Gott seine Menschen nicht prinzipiell liebt, sondern so, wie er sich in Jesus ganz gegenständlich und sinnlich für uns gegeben hat“, konkretisierte Abromeit.

Dies bedeute nicht, dass es nun kein Leid und Böses mehr gebe. Doch „die entscheidende Schlacht“ sei ein für alle Mal geschlagen. „Es ist wunderbar, wenn wir, die wir das Wirken Christi für uns glauben, so schon die Kräfte der Ewigkeit in dieser schweren Zeit spüren“, sagte der Bischof. Ein Zeichen dafür sei die heilsame Gegenwart von Engeln: „Ein Engel ist die Durchflutung des Raumes mit Gottes guten Mächten. Gott ist mir nicht nur grundsätzlich irgendwie zugeneigt, sondern steht mir konkret zur Seite. Wer diese Erfahrung einmal gemacht hat, der lässt sich seine Gottessehnsucht auch von dem skeptischsten Zeitgenossen nicht ausreden.“

Der Bischof dankte der Künstlerischen Leitung der Bachwoche 2019: den beiden Landeskirchenmusikdirektoren Prof. Frank Dittmer und Hans-Jürgen Wulf und dem Direktor des Instituts für Kirchenmusik und Musikwissenschaft der Universität Greifswald, Prof. Dr. Matthias Schneider: „Wir verdanken Ihnen die fantastische Bachwoche dieses Jahres“. Nach dem Weggang von Prof Jochen A. Modeß, der ein Vierteljahrhundert lang die Bachwoche geleitet hatte, hatten die drei eine Interims-Intendanz inne. Bischof Abromeit kündigte an: „Damit auch im nächsten Jahr die Bachwoche stattfinden kann, haben die drei Herren sich freundlicher Weise wiederum in die Pflicht nehmen lassen. Dafür dankt Ihnen die Nordkirche sehr.“

 

          

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