Bischof auf Tourismus-Kongress: Kirche muss arbeitsfreien Sonntag verteidigen
20. März 2015
Rostock. Die Kirchen sind nach Ansicht des Schweriner Bischofs Andreas von Maltzahn gefordert, ihre Botschaften so zu gestalten, dass sie auch nicht-religiöse Menschen erreichen. Bei Gottesdiensten „an anderen Orten”, etwa auf Seebrücken, in der Natur oder auf dem Marktplatz, gelinge das zuweilen schon, sagte der Bischof auf dem Fachkongress „Kirche und Tourismus” in Rostock.
Angesichts eines rasant wachsenden Lebenstempos in der Gesellschaft sei es wichtig, zu entschleunigen, „ohne Zweck, ohne Absicht, ohne Verpflichtung”.
Dies sei in den vielen offenen Kirchen der Nordkirche möglich, so der Bischof. Seiner Einschätzung nach hätten Kirchengebäude für Touristen auch deshalb etwas Anziehendes, weil ihre architektonischen Proportionen „maß-voll” seien und dadurch beruhigend wirkten. Die Gefahr sei heutzutage groß, „ganz und gar die Arbeit in den Mittelpunkt zu stellen und darin Lebensbestätigung zu suchen”.
Daher sei es gut, so von Maltzahn weiter, dass es den arbeitsfreien Sonntag gebe. Diesen gelte es, "gegen die Ökonomisierung aller Lebensbereiche zu verteidigen". Bereits zu Beginn des zweitägigen Kongresses hatte der Präses der Nordkirche, Andreas Tietze, die Kirchengemeinden aufgerufen, sich mehr dem Tourismus öffnen.
Slow tourism - die Kirche lädt ein
Rund 1.900 Kirchen und Kapellen in mehr als 1.000 Kirchengemeinden stünden den Urlaubssuchenden auf dem Gebiet der Nordkirche zur Verfügung, sagte Tietze. Die Nordkirche unterstützt die Tourismusarbeit mit einem Fonds in Höhe von 4,5 Millionen Euro für die nächsten zehn Jahre.
Das touristische Engagement von Kirchengemeinden stand im Mittelpunkt des Fachkongress "Kirche und Tourismus im Norden". Unter dem Titel "Slow Tourism und Pilgerboom - Sinnsuche trifft Hoffnungsort" tagten rund 100 Teilnehmer in der Hansestadt. Veranstalter war die evangelische Nordkirche.